Horst Evers – Großer Bahnhof

Gerd Winter musste seine niedersächsische Heimat wohl sehr lieben, als er sein Heimatdorfin seinem Künstlernamen verewigte. Aus Evershagen wurde Horst Evers und aus Gert Winter einer der wohl witzigsten Geschichtenerzähler, den man in Deutschland finden kann. Wer Horst Evers kennt, der weiß über seine spezielle Art, seine Auftritte zu gestalten. Im Gegensatz zu anderen Kabarettisten steht er nicht auf der Bühne und redet seinen Text herunter, es ist bei ihm mehr eine Art von Lesung mit Texten, die er von losen Blättern abliest. Wer ihn noch nicht live erleben konnte, dürfte ihn vieleicht aus dem Fernsehen kennen, wo er als Gast in den verschiedensten Kabarettsendungen seine absurden Geschichten erzählte. Wie kein anderer vermag er es die Leute zu beobachten und aus banalen Geschehnissen Details hervorzuheben, die ihn im Laufe der Handlung höchst skurile Erlebnisse durchleben lassen. Ob diese Beobachtungsgabe der Tatsache geschuldet ist, dass er in einem wohl recht einsamen Dorf aufgewachsen ist, oder an seinem früheren Nebenjob als Taxifahrer, bei dem man für gewöhnlich die merkwürdigsten Leute kennenlernen kann, kann man schwer sagen.

Man kann aber sagen, dass Horst Evers mit seinen Geschichtenan der Spitze des Kabarett angekommen ist. Zahlreiche wichtige Preise wie beispielsweise der Salzburger Stier, der deutsche Kabarettpreis oder der deutsche Kleinkunstpreis wurden ihm in den letzten Jahren verliehen. Während er am Anfang seiner Karriere noch in kleineren Lesebühnen gastierte, oder in der von ihm mitgegründeten Lesebühne Der Frühschoppen in Berlin vorlas, füllt er heutzutage ganze Säale. Die größte Wahrscheinlichkeit einen seiner Auftritte sehen zu können, hat man zweifelsfrei in seiner Heimatstadt Berlin wo er zumeist bei den Wühlmäusen oder im Mehringhoftheater gastiert. Im letzteren findet übrigens seit vielen Jahren der kabarettistische Jahresrückblick statt, den er im Dezember und Januar zusammen mit den Kabarettisten Bov Bjerg, Manfred Maurenbrecher, Hannes Heesch und Christoph Jungmann gestaltet. Neben Auftritten in größeren Städten, kann man ihn auch manchmal in Mecklenburg-Vorpommern erleben, wie beispielsweise beim diesjährigen Cartoonair am Meer im Ostseebad Prerow.

Wer diese beiden Auftritte verpasst haben sollte, bekommt am 16. Oktober die Möglichkeit, Horst Evers im Kaisersaal in der Stadthalle von Greifswald live zu erleben. Im Gepäck hat er sein aktuelles Programm Großer Bahnhof, das im September 2010 bei den Wühlmäusen in Berlin seine Premiere feierte. In diesem Programm wird es nach seinen Aussagen nicht wirklich um die Bahn und den Erlebnissen gehen, welche man in und um dieses Fortbewegungsmittel machen kann, sondern darum um den unwichtigsten Problemen der Welt einen sogenannten großen Bahnhof zu bereiten und ihnen die Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, die sie eigentlich nicht wirklich verdient haben. Schon mit dem Stück Herr Riechmann twittert führt Horst Evers die Zuschauer an die Wirrungen und Abgründe des Alltags heran, bei dem sein Nachbar in gewisser Weise analog twittert. Wer die letzten Sendungen von Neues aus der Anstalt gesehen hat, könnte dieser geräuschvolle Nachbar kein Unbekannter mehr sein. Dass man von Tanztheater keine Ahnung haben muss, oder was so alles passieren kann, wenn man in der Provinz keinen Telefonempfang mehr haben sollte … man kann gar nicht so weit um die Ecke denken wie die Handlungen von Horst Evers Geschichten verlaufen. Großer Bahnhof dürfte wahrscheinlich die lustigste Lesung in diesem Jahr werden.

Termin

16. Oktober 2012
20:00 Uhr
Kaisersaal