Staatliches Museum Schwerin – Kopie, Replik und Massenware

Staatliches Museum Schwerin
Staatliches Museum Schwerin

Vor ein paar Wochen wurde im Staatlichen Museum Schwerin mit Kopie, Replik und Massenware eine neue Sonderausstellung eröffnet. Für Kunstinteressierte Besucher dürfte das Thema dieser Ausstellung ganz besonders interessant sein, stellt sie doch die Wandlung in den Ansichten über die Kopien von Kunstobjekten dar. Wenn man sich die Antikensammlung historischer Museen anschaut, dann dürfte man eigentlich kein Problem damit haben, bestimmte Kaiser, Götterfiguren oder Philosophen der damaligen Zeit allein anhand des Aussehens ihrer Skulpturen zu erkennen. War ein Portrait dem Kaiser genehm, so wurde dieses von den übrigen Bildhauern kopiert, um so der gewünschten Darstellung des Herrschers Genüge zu tun. Entsprechend dem Geschmack der Zeit wurden auch die übrigen Kunstwerke geschaffen und je nach Bedarf kopiert.

Auch in späteren Jahrhunderten sollten Kopien von besonders schönen Exemplaren zum Tagesgeschäft der Künstler gehören, die damit bestimmte Malstile und Darstellungen populär machten. Mit der Zeit wandelte es sich aber in die Richtung, dass der eigentliche Künstler mehr ins Rampenlicht der Aufmerksamkeit geriet und sich die Herrscherhäuser mit Kunstsammlungen bekannter Maler schmücken wollte. Während es für die meisten Werke im frühen Mittelalter keinen Hinweis auf den Urheber der Kunstwerke gab, sollten sich mit den Signaturen, die man auf den Bildern hinterlassen hat, die Originale von den anderen Kopien unterscheiden. Kopien schöner Bilder wurden zwar immer noch hergestellt, beispielsweise als Geschenke an andere Herrscher um politische Bündnisse zu festigen, Das Original war aber etwas Besonderes und sollte durch die Kopien mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen. Verständlich dass Albrecht Dürer den venezianischen Maler Marcantonio Raimondi vor Gericht zerrte und ihm die Benutzung seiner Signatur verbieten lies, denn dieser war seinerzeit so dreist, auf die legalen Kopien der Holzschnitte Dürers auch seine Signatur zu verewigen, was wiederum nicht erlaubt war, da so eine falsche Urheberschaft vorgegeben wurde.

Solange die Bilder von Künstlern kopiert wurden, hatten diese noch eine Anerkennung als eigenes Kunstwerk, es gab sogar Kopien, die das Original an Schönheit und Perfektion übertrafen. Das bekannteste Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern dürfte die Kopie von Correggios Die Heilige Nacht sein, die Friedrich August von Klinkowström anfertigte und als Altarbild der Greifswalder Marienkirche dient. Durch modernere Möglichkeiten wie Drucke und Fotografien sollte sich der Blick auf die Kopien deutlich ändern, denn diese waren aufgrund des Status als Massenware nicht mehr allzu viel wert. Nun konnte sich jeder einiger seiner Lieblingsbilder ins Wohnzimmer hängen, die Kunst wurde beliebiger und die Originale immer wertvoller, was die extrem hohen Gebote belegen, die für diese auf Kunstauktionen bezahlt wurden. Der derzeitige Rekord liegt bei 140 Millionen Dollar für das Gemälde No. 5, 1948 des amerikanischen Malers Jackson Pollock, über die Preise von Kunstdrucken braucht man bei diesen Dimensionen gar nicht erst anfangen zu reden.

Für die Sonderausstellung mit dem bezeichnenden Titel Kopie, Replik und Massenware hat das Staatliche Museum Schwerin um die hundertsechzig Exponate zusammengetragen, die zum einem aus den eigenen Beständen, zum anderen von anderen Museen zur Verfügung gestellt worden. Dabei wird die jahrtausendealte Tradition der Herstellung von Kopien mit Exponaten aus der Zeit der Antike bis in die heutige Zeit aussagekräftig dargestellt, indem man das Original und die Kopien nebeneinander ausstellt. Einige der ausgestellten Reproduktionen sind zumindest für Laien äußerst schwer vom daneben befindlichen Original zu unterscheiden. Bei anderen Werken, wie beispielsweise dem von Marcel Duchamp bearbeiteten Druck der Mona Lisa von Leonardo da Vinci wiederum dürfte man keinerlei Probleme haben, die bärtige Frau von Duchamp und die echten Mona Lisa zu erkennen. Die Sonderausstellung Kopie, Replik und Massenware wird noch bis zum bis zum 27. Januar 2013 im Staatlichen Museum Schwerin zu sehen sein. Neben dieser Ausstellung läuft noch bis zum 5. Februar 2013 die Sonderausstellung Die Niederländische Savanne, in der niederländische Malereien des 17. Jahrhunderts und modernen Kunstwerken gegenübergestellt werden.

Termin
bis zum 27. Januar 2012
Staatliches Museum Schwerin