Vorpommersche Landesbühne – Pension Schöller

Theater Anklam
Theater Anklam

Für die letzte Premiere in diesem Jahr am Anklamer Theater hat sich Dr. Wolfgang Bordel, der Intendant der Vorpommerschen Landesbühne, mit Pension Schöller einen Klassiker des Boulevardtheaters ausgesucht. Die im Jahre 1890 in Berlin uraufgeführte Posse entführt das Publikum in die Kaiserzeit. Zu dieser Zeit war das Leben in der Provinz noch beschaulich, außer den inzwischen gebauten Eisenbahnlinien gab es keine nennenswerten Reisen der ländlichen Bevölkerung, so dürfte es auch verständlich sein, dass der im brandenburgischen Kyritz beheimatete Gutsbesitzer Philipp Klapproth eine recht klischeehafte Meinung über Berlin und seine Bewohner hat. Da kommt ihn sein finanziell klammer Neffe Alfred Klapproth gerade recht, der von ihm das Startkapital für sein eigenes Künstlercafé bekommen möchte. Berlin ist voller Irrer, so seine Meinung und verspricht ihm das Geld, für den Fall dass er einmal eine Irrenanstalt von Innen sehen kann, damit er seinen Stammtischbrüdern in Kyritz etwas Skurriles zu erzählen hat.

Alfred steht nun vor dem Problem eine solche Einrichtung nicht zu kennen, seinem Onkel daher den Wunsch nicht erfüllen zu können. Bleibt also nur die Möglichkeit den Rat seines Freundes Ernst Kissling anzunehmen, und ihm etwas vorzugaukeln, denn eine richtige Irrenanstalt kennt er schließlich nicht. Also beschließt er , die Pension Schöller als ein solches Sanatorium auszugeben. Hierbei kommen ihm die Macken der Gäste des Hauses entgegen, denn unter ihnen ist keiner, der nicht etwas exzentrisch ist. Nur dumm, dass diejenigen nicht wissen, dass Alfred seinem Onkel gegenüber ihnen Geisteskrankheiten bescheinigt, der sich in aller Öffentlichkeit über ihr Verhalten amüsiert. Dies in einer recht offensiven Art und Weise, dass nicht nur die anderen ihn für einen Verrückten halten, sondern sich auch seine übrige Familie über sein Verhalten wundern muss. Amüsiert und um etwas Geld erleichtert reist er wieder nach Kyritz ab, bis er nach einiger Zeit Besucher vor seiner Tür zu stehen hat. Die vermeidlichen Irren sind in Kyritz und Philipp Klapproth hat in seinen Augen nun ein großes Problem.

Die Pension Schöller hat zwar schon über hundertzwanzig Jahre auf dem Buckel, die Probleme welche die Protagonisten damals hatten, bestehen heute immer noch. Inwieweit kann die Umwelt den eigenen Blick auf die Welt beeinflussen und was ist überhaupt eine psychische Krankheit ist. Carl Laufs zeigt diese Fragen in einer humorvollen Weise auf, mit einem Humor, der sich bis in die heutige Zeit erhalten hat. Das Stück wird immer noch in vielen deutschsprachigen Theatern aufgeführt, auch mehrere Verfilmungen gab es, in welchen unter anderem Harald Juhnke, Willy Millowitsch und Winfried Glatzeder mitspielten. In dem von Dr. Wolfgang Bordel persönlich inszenierten Stück kann man Anna-Maria Schreiber, Andreas Zimmerling, Christopher Purbst, Fabian Quast, Jenny Löffler, Karoline-Anni Reingraber, Marilena Weichert, Philip Dobraß und Wolfgang Großmann auf der Anklamer Bühne erleben. Wer in diesem Jahr mal etwas anderes als Dinner for One sucht, bekommt von der Vorpommerschen Landesbühne übrigens nicht nur in Anklam eine kurzweilige Möglichkeit geboten, sondern auch in der Blechbüchse Zinnowitz wo Achtung Deutsch! auf dem Spielplan steht, sowie in der Boddenbühne Barth, in der die Premiere von Maxe Baumann wird Hoteldirektor sein wird.

Premiere
31. Dezember 2012
18:00 Uhr Theater Anklam