Theater Vorpommern – Rigoletto

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Die Geschichte von Rigoletto, dem Narren am Hof des Herzogs von Mantua dürfte den meisten Operngängern bekannt sein, bei der Inszenierung am Theater Vorpommern wird diese aber etwas anders verlaufen, denn Intendant Dirk Löschner, der für diese Produktion selbst die Regie übernahm, verlagert den Ort und die Zeit der Handlung. War die ursprüngliche Geschichte in der Zeit der Renaissance am Hof des französischen Königs Franz I. angesiedelt, welcher aufgrund der damaligen Zensur bekanntlich durch denjenigen eines italienischen Herzogs ersetzt wurde, ist nun ein fiktives Modeimperium während der 70er Jahre der Ort der Handlung. In das durchgestylte Bild des Modeimperiums passt der eher unscheinbare Rigoletto (Thomas Rettensteiner) nicht, welcher sich nicht nur durch seine recht schlichte Kleidung von der modebewussten übrigen Belegschaft optisch unterscheidet, sondern auch durch seine Arroganz beim Rest der Firma nicht gerade gut angesehen ist.

Während er im Haifischbecken der Modewelt kräftig mitmischt, möchte er seine Tochter von dieser Welt fernhalten, welche er zumindest in seinen Augen wohlbehütet in seinem Haus einsperrt. Wie auch schon in der Originalfassung darf seine Tochter Gilda (Linda van Coppenhagen) nur am Sonntag in Begleitung in die Kirche gehen, mehr öffentliches Auftreten steht der besitzergreifende Vater seiner jungen unschuldigen Tochter nicht zu. Seine Fürsorglichkeit soll aber auf ihre Grenzen stoßen, denn hier lernt sie über einen Mann kennen, welcher ihr folgen und in ihr Haus schleichen sollte. Hinter der Maskerade des Studenten verbirgt sich aber Duca, der in Gilda die Gefühle der Liebe erweckt.

Aber auch der Frauenheld, der bisher jede Frau in sein Schlafzimmer bekommen hat, entdeckt in sich Gefühle, die er noch bei einer seiner vielen Eroberungen in sich gespürt hat. Die Kollegen, welche sich an Rigoletto rächen möchten, entdecken die Tatsache, dass er sich jeden Abend in ein Haus begibt, in welchen eine junge Frau lebt. Unter dem Glauben, dass es sich bei dieser um die Geliebte von Rigoletto handelt, entführen sie diese, um sie zu Duca zu bringen, welcher sie verführen und durch diese Tat Rigoletto seelisch verletzten soll. Die beiden Verliebten machen das, was Verliebte gewöhnlich miteinander tun. Rigoletto muss zu seinem Schrecken erkennen, dass Duca seiner geliebten Tochter Gilda die Unschuld geraubt hat und schwört auf Rache.

Die Oper Rigoletto entstand zu einer Zeit, als das Bürgertum sich gegenüber dem Adel emanzipierte, eine ähnliche große gesellschaftliche Umwälzung fand auch in der Zeit statt, in welcher Dirk Löschner nun seinen Rigoletto ansiedelt. Ob Renaissance oder 70er Jahre, die Probleme, mit denen sich die Menschen herumschlagen mussten, haben gewisse Parallelen aufzuweisen. Ob absolut herrschender Herzog und neidischer Hofstaat oder tyrannischer Boss und intrigante Kollegen, die Konflikte, welche Rigoletto mit seiner Umwelt auszutragen hat, sind irgendwie vergleichbar. Auch die Beziehung zu seiner Tochter, welche sich in der Handlung von ihrem Vater emanzipiert, wird auch durch ihre optische Verwandlung von einem unscheinbaren Mauerblümchen hin zu einer modebewussten Frau sichtbar.

Nach Die Ballade vom traurigen Café ist Rigoletto nun die zweite Regiearbeit, mit welcher Intendant Dirk Löschner das vorpommersche Publikum von seinen Qualitäten als Regisseur überzeugen möchte. War der erste Versuch, der die Handlung vom Mittleren Wester der USA in ein ostdeutsches Dorf zur Wendezeit verlegte, nicht wirklich von Erfolg geprägt war, dürfte es bei dieser Operninszenierung, trotz der vorgenommenen zeitlichen Verlagerung der Handlung, nicht allzu viel Raum für weitgreifende dramaturgische Experimente geben. Für das Bühnenbild, welches das Souterrain der Modefirma darstellen soll, und die zahlreichen Kostüme der handelnden Personen zeigt sich diesmal Kostümdirektor Christopher Melching verantwortlich, welcher die verschiedenen Charaktere der Geschichte auch durch die Auswahl ihrer Kleidung optisch darstellt.

Dass die Oper Rigoletto zu den meistgespielten Opern weltweit gehört, kann man auch an Generalmusiker Golo Berg erkennen, der diese Oper nach eigenen Aussagen nun schon zum dritten Mal auf eine Bühne bringen wird. Die erste Premiere wird am 4. Mai 2013 am Greifswalder Theater sein, die zweite Premiere ein paar Tage später als Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Putbus-Festspiele, bei welchen in diesem Jahr die Kompositionen von Richard Wagner und Giuseppe Verdi im Vordergrund stehen werden.

Premieren

4. Mai 2013 – 19:30 Uhr
Theater Greifswald
9. Mai 2013 – 20:00 Uhr
Theater Putbus
18. Mai 2013 – 19:30 Uhr
Theater Stralsund