Vierzehn neue Stolpersteine in Greifswald

Stolpersteine in Greifswald
Stolpersteine in Greifswald

Heutzutage erinnert nur noch das neogotische Treppenhaus an den jüdischen Kaufmann Theodor Cohn, der dieses im Jahre 1886 in seinem Haus Markt 13 errichten ließ. Auch über die Nutzung eines dem Markt zugewanden Raumes als Betsaal der jüdischen Gemeinde erfährt man für gewöhnlich nur bei den Führungen am Tag des offenen Denkmals. Während die Familie Cohn zumindest ein paar bauliche Spuren in Greifswald hinterlassen hat, sieht es bei den übrigen Personen deutlich schlechter aus, denn deren Lebensgeschichten existieren nur noch bruchstückhaft in verstaubten Akten. Am 22. Oktober sollen die Geschichten der einstigen Bewohner, die ihr Leben einst in den Konzentrationslagern verloren haben, durch die Verlegung von vierzehn neuen Stolpersteinen ins Bewusstsein der heutigen Greifswalder zurückgeholt werden.

Zusammen mit den schon vorhandenen dreizehn Stolpersteinen wird sich die Anzahl der Greifswalder Stolpersteine nach und nach auf siebenundzwanzig erhöhen, wenn um 13:00 Uhr der erste der neuen Stolpersteine vor der Kuhstraße 19 in Gedenken an Kaufmann Simon Michels erinnert, der in diesem Haus einst eine Pfandleihe betrieb. Vor dem heutigen Hotel Kronprinz wird man dann gleich vier Stolpersteine finden, die an vier deportierte Mitglieder der jüdischen Kaufmannsfamilie Weißenberg/Walter erinnern soll, welche hier einst ein Bekleidungsgeschäft betrieben. Als Anwalt war Dr. Gerhard Mamlok tätig, der an der Greifswalder Universität Jura studierte, später anschließend promovierte und damit nicht in die Fußstapfen seines Vaters trat, der ein Geschäft mit Wollwaren betrieb. Wo heutzutage die Filiale von H&M steht, befand sich einst das Geschäft der Kauffrau Johanna Joel die hier mit Miederwaren handelte.

Über Georg Heymann wissen die Quellen nicht viel, nur dass der betagte Rentner mit dreiundachtzig Jahren ums Leben kam. Mit Kurzwaren und Lebensmitteln handelten wiederum Salo und Eugenie Simon in ihrem Haus in der Kuhstraße 19, welche die sechste Station des Greifswalder Stolpersteinweges darstellen wird. Die letzten beiden Stolpersteine werden außerhalb der Altstadt verlegt. Der erste vor der damaligen Blücherstraße 2 wo einst Henriette Meyer wohnte, die im Jahre 1942 nach Treblinka gebracht wurde, der zweite vor Erich-Böhmke-Straße 32 wo einst Else Wasmund zuhause war, die zwar keine Jüdin war, aber wegen sogenannter Rassenschande sich im KZ Ravensbrück wiederfinden musste, ihren Aufenthalt überlebte und später den Freitod wählte. Am 22. Oktober wird übrigens auch der Künstler Gunter Demnig anwesend sein, der das Projekt der Stolpersteine initierte und diese auch persönlich an ihren jeweiligen Standort einsetzt.

Simon Michels
13:00 Uhr – Kapaunenstraße 14

Else Walter, Fritz Walter, Helga Walter und Helene Weißenberg
13:20 Uhr – Lange Straße 22

Dr. Gerhard Mamlok
13:40 Uhr – Lange Straße 68

Johanna Joel
14:00 Uhr – Lange Straße 79

Hedwig Cohn und Hermann Cohn
14:20 Uhr – Markt 13

Georg Heymann
14:40 Uhr – Brüggstraße 49

Salo Simon und Eugenie Simon
15:00 Uhr – Kuhstraße 19

Henriette Meyer
15:20 Uhr – Rosa-Luxemburg-Straße 2

Else Wasmund
15:40 Uhr – Erich-Böhmke-Straße 32