Nordischer Klang 2017

feierliche Eröffnung des Nordischen Klangs
feierliche Eröffnung des Nordischen Klangs

Die wahrscheinlich bekannteste Komposition mit dem Label Made in Danmark dürfte wohl Friedrich Kuhlaus Ouvertüre zu Elverhøj sein, der drei ganz besondere Dänen ein cineastisches Denkmal gesetzt haben, als sie in dem aus dem Jahre stammenden Film Die Olsenbande sieht rot ein Konzert mit dieser Musik nutzten, um einen handwerklich präzisen Einbruch im Königlichen Theater in Kopenhagen durchzuführen. Wenn am Harald Braun am 14. Mai den Taktstock senkt, braucht er jedenfalls nicht zu befürchten, dass die in der Zwischenzeit Jacobikirche von einigen Kleinkrimminellen baulich etwas verändert wurde. Nach Norden ohne Rückfahrkarte lautet der Titel des Sinfoniekonzerts, mit dem das UniSinfonieOrchester den Einfluss deutscher Komponisten auf die Entwicklung der Kultur der nordischen Länder einst gehabt haben beleuchtet. So bekleidete Joseph Martin Kraus während der Regentschaft Gustav III. von Schweden den Posten des Kapellmeisters am Hofe, Friedrich Kuhlau wirkte als Hofkomponist in Kopenhagen und Friedrich Pacius beeinflusste als Universitätsmusikdirektor an der Universität in Helsinki nicht nur die musikalische Entwicklung des Landes, denn auch die Melodie der finnische Nationalhymne erinnert noch heutzutage an sein Schaffen.

Mit dem Konzert des UniSinfonieOrchesters verabschiedet sich der Nordische Klang langsam aber sicher ins nächste Jahr, aber nicht ohne zuvor mit einem abwechslungsreichen Programm die Vielschichtigkeit der skandinavischen Kultur erneut bewiesen zu haben. Bekanntlich fungiert der Nordische Klang seit seiner Gründung als Sprungbrett für talentierte Musiker und auch in diesem Jahr nimmt eine Band schon zwei Tage vor der feierlichen Eröffnung den Anlauf für ihre internationale Karierre. Projekts Kapli nennt sich die achtköpfige Formation aus Lettland, die in ihrer Musik lettische Volksmusik mit Jazz, Blues und anderen Musikstilen vermengen und mit zumeist gesellschaftskritischen Texten garnieren. Die vier Sängerinnen Johanna Kyykoski, Sini Koskelainen, Piia Säilynoja und Venla Ilona Blom von Tuuletar müssen diesen Anlauf nicht mehr bewerkstelligen, denn sie haben sich schon einen Namen gemacht, denn mit ihrem auf finnischer Volksmusik beruhenden Vocal Folk Hop haben sie schon die ersten Preise gewonnen. Tules Maas Vedes Taivaal (In Flammen und auf der Erde, im Wasser und Himmel) heißt ihr Erstlingswerk, welches im November 2016 erschien.

Auch das Eröffnungskonzert fällt in diesem Jahr etwas anders aus, denn das Philharmonische Orchester Vorpommern unter der Leitung von Golo Berg macht einen musikalischen Ausflug nach Schweden. Neben einer Auswahl aus Max Bruchs Schwedische Tänze und Hugo Alfvéns Midsommarvaka wird Benjamin Staerns Konzert Worried souls zu hören sein, in dem die Klarinettistin Karin Dornbusch die Solistenrolle übernimmt. Den Abend beendet Cennet Jönssons Scanian Suite für Jazzquartett und Streichorchester, bei dem der Komponist nicht nur anwesend sein, sondern auch das Sopransaxophon spielen wird. Zusammen mit dem Pianisten Jacob Karlzon, der Schlagzeugerin Lisbeth Diers und dem Bassisten Johannes Lundberg übernimmt er bei diesem Konzert den Part des Jazzquartetts. Mit Jazz hat übrigens auch der Stummfilm Nanook of the North etwas zu tun, der im Jahre 1922 von Robert Flaherty gedreht wurde. Für den ersten Dokumentarfilm der Welt schufen der Trompeter Nolan Quinn, der Bassist Simon Quinn und der Schlagzeuger Brian Quinn mit ihrem Musikkollektiv q3 eine musikalische Untermalung, die sie zusammen mit dem Pianisten Oliver Illi im St. Spiritus aufführen werden.

Bei Akkordeonmusik denkt man fast zwangsläufig an Shantys, zumindest bis man Kimmo Pohjonen erlebt hat. Sein Instrument ist das Akkordeon und dank seiner Experimentierfreude lockt er aus diesem andere Töne heraus. Nach Greifswald kommt er um zusammen mit seinen beiden Töchtern Inka und Saana die Musik aus seinem aktuellen Album Sensitive Skin zu performen. Experimentell sind auch die Lieder des Krupka Trios, denn die Stücke, die der Pianist Ulf Krupka zusammen mit der Saxophonistin Line Falkenberg und die Bassistin Tine Asmundsen jazzig auf die Bühne bringen, basieren auf alten norwegischen Kirchenliedern. In diese Reihe könnte man auch den estnischen Komponisten Rein Rannap einordnen, der auf seinem Klavier einen Crossover-Piano zwischen Klassik und Pop spielt. Da sein Konzert an einem Sonntagnachmittag im Barockschloss Griebenow stattfindet, bietet sich hierfür, zumindest bei gutem Wetter, ein Wochenendausflug an. In diesem Jahr ist es Greifswalds norwegische Partnerstadt Hamar, die sich mit einem Auftritt von Lisa Nybrott musikalisch auf dem Nordischen Klang präsentiert.

Und natürlich darf beim Nordischen Klang auch keine Big Band fehlen, und so fiel die Wahl von Frithjof Strauß auf die in Malmö beheimatete Monday Night Big Band. Diese kommt aber nicht alleine nach Greifswald, sondern bringt die vielversprechende Sängerin Mimi Terris mit. 2013 erschien ihr Debutalbum They Say It’s Spring, zwei Jahre später das Album Flytta hemifrån, also genug Material, um die zweite Hälfte des Konzertabends bestreiten zu können. Die meiste Ausdauer braucht man wieder am letzten Wochenende, das mit einer Indie-Elektro-Nacht startet. Brynjar Bjarnfoss und Fanney Ósk Þórisdóttir alias Kúra lassen die Natur ihrer isländischen Heimat in ihrer Musik zu Leben erwecken, was in den Clubs ihrer Wahlheimat Kopenhagen gut ankommt, die fünf Sängerinnen von Echoes In Veil lassen wiederum die elektronischen Beats mit ihren Stimmen vermischen. Das Abschlussfest fällt mit den Auftritten von Curly Strings und Miss Tati deutlich poppiger aus. Während die estnische Folk-Band Curly Strings sich von amerikanischer Countrymusik inspirieren lässt, ist es bei Miss Tati der Soul, der ihre Musik dominiert.

Obwohl die Musik das Festival dominiert, stehen auch andere Dinge auf dem Programm. So präsentiert beispielsweise das Pommersche Landesmuseum im Rahmen von Nordoststreifen Mika Kaurismäkis Film The Girl King über das Leben von Königin Kristina von Schweden, die als Fünfjährige ihrem in der der Schlacht bei Lützen gefallenen Vater auf den schwedischen Thron folgte. Ergänzt wird das Programm mit mehreren Ausstellungen, Vorträgen und Lesungen, aber auch kulinarische Genüsse kommen nicht zu kurz. In diesem Jahr beteiligen sich das Café & Restaurant Lichtblick, das Caféhaus Marimar, das Hotel Kronprinz und die Mensa am Beitz-Platz mit skandinavischen Gerichten am Kulinarischen Klang. Wie schon in den Jahren zuvor bietet das Festival seinen Gästen einen Festivalpass an. Dieser kostet 50.00 Euro im Büro des Nordischen Klangs in der Hans-Fallada-Straße 20 zu erwerben. Mit diesem kann man auch die im Theater stattfindenden Konzerte günstiger besuchen, denn die personengebundenen Tickets kosten bei Vorlage des Festivalpasses nur noch 5.00 Euro.

Programm

03. Mai 2017      
20:00 Uhr St. Spiritus Projekts Kapli Konzert
21:00 Uhr Pommersches Landesmuseum Nordoststreifen – The Girl King Film
04. Mai 2017    
16:00 Uhr Stadtbibliothek Oskars Orlovs – Die Underground-Literatur Lettlands Lesung
17:00 Uhr Stadtbibliothek Gunther Gehler – Reduktion Ausstellung
20:00 Uhr St. Spiritus Tuuletar Konzert
05. Mai 2017    
18:00 Uhr Theater Vorpommern Feierliche Eröffnung / Cennet Jönsson Quartet  
19:30 Uhr Theaterfoyer Arne Maasik – Antud Ruum/Given Space (2005-2013) Austellung
20:00 Uhr Theater Vorpommern Philharmonisches Orchester Greifswald – Schwedisches Konzert Konzert
22:30 Uhr Theater Vorpommern Eröffnungsausklang mit dem Lisa Nybrott Duo Konzert
06. Mai 2017    
10:00 Uhr Caspar-David-Friedrich-Zentrum Caspar David Friedrich und Schweden Führung
11:00 Uhr Rathaus Lennart Prytz – Demokratie in Zeiten von Populismus und Eliten. Neue Herausforderungen aus Sicht eines schwedischen Kommunalpolitikers Vortrag
13:00 Uhr Caspar-David-Friedrich-Zentrum Offene Friedrichsche Seifenwerkstatt Workshop
15:00 Uhr St. Spiritus Mousson – Bilder aus dem Buch des Vergessens Ausstellung
16:00 Uhr Pommersches Landesmuseum Kammermusik aus dem Ostseeraum Konzert
20:00 Uhr St. Spiritus Lisa Nybrott Konzert
07. Mai 2017    
16:00 Uhr Schloss Griebenow Rein Rannap Konzert
19:00 Uhr Aula der Universität Krupka Trio Konzert
08. Mai 2017    
09:00 Uhr Institut für Fennistik und Skandinavistik Comic im Norden Infoforum
17:00 Uhr Rathaus Universität im Rathaus – Marko Pantermöller – Deutschland mit finnischen Augen: 175 Jahre politische Reiseliteratur in Finnland Vortrag
19:30 Uhr Theater Vorpommern Monday Night Big Band feat. Mimi Terris Konzert
09. Mai 2017      
09:00 Uhr Stadtbibliothek Anette Herzog – Pssst! Lesung
10:30 Uhr Stadtbibliothek Anette Herzog – Pssst! Lesung
10:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Comic im Norden Literatursymposium
20:00 Uhr St. Spiritus Edith Tamayo/Lázara Cachao Quartet Konzert
10. Mai 2017    
14:15 Uhr Lehrstuhl für Nordische Geschichte Dr. Robert Oldach – Finnland 1917-1918: Selbständigkeit und Bürgerkrieg Vortrag
18:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Rechtspopulismus in Nordeuropa Podiumsdiskussion
21:00 Uhr St. Spiritus q3_collective – Nanook of the North Film mit Livemusik
11. Mai 2017    
15:00 Uhr Stadtbibliothek Jens Rasmussen – Grönland Bildervortrag
16:00 Uhr Stadtbibliothek Laura Zieseler – Die Färöer Bildervortrag
18:00 Uhr Stadtbibliothek Jóanes Nielsen Autorenlesung
20:00 Uhr Theater Vorpommern Kimmo Pohjonen Skin Konzert
12. Mai 2017    
10:15 Uhr Institut für Fennistik und Skandinavistik Laura Hirvi – 100 Jahre Finnland. Heimat gestern, heute und morgen Vortrag
14:00 Uhr Neuer Hörsaal Campus Löfflerstraße Pro Finlandia. Finnlands Weg in die Unabhängigkeit Ausstellung
17:00 Uhr Kunst Design ETcetera Ken Denning – Landschaften Ausstellung
18:30 Uhr Koeppenhaus Cantemus-Chor Greifswald – Northern Lights Konzert
21:00 Uhr Spiritus Indie-Electro-Nacht mit Kúra und Echoes in Veil Konzert
13. Mai 2017    
11:00 Uhr Stadtbibliothek Rep & Randigt Kindermusiktheater
15:00 Uhr St. Spiritus Familiennachmittag mit Eva þengilsdóttir, Martin Eyjólfsson und Rep & Randigt Kinderprogramm
20:00 Uhr St. Spiritus Abschlussfest mit Curly Strings und Miss Tati Konzert
14. Mai 2017    
11:00 Uhr Pommersches Landesmuseum Luthers Norden Ausstellung
17:15 Uhr CineStar Greifswald Die andere Seite der Hoffnung Film
17:00 Uhr Jacobikirche Einführung in das Sinfoniekonzert Konzert
18:00 Uhr Jacobikirche UniSinfonieOrchester – Nach Norden ohne Rückfahrkarte Konzert
15. Mai 2017    
17:15 Uhr CineStar Greifswald Die andere Seite der Hoffnung Film
20:15 Uhr CineStar Greifswald Die andere Seite der Hoffnung Film
22. Mai 2017      
20:30 Uhr Theater Vorpommern Filmclubs Casablanca – Sparrows (Þrestir) Film

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