Schöner Heiraten in Greifswald

Trauzimmer im Rathaus von Greifswald
Trauzimmer im Rathaus von Greifswald

Wenn die eigene Hochzeit der schönste Tag im Leben sein soll, kann es eigentlich danach nur noch schlechter werden. Dieses Problem beschäftigt die Greifswalder CDU aber nicht, sondern die Frage nach einer abwechslungsreicheren Umgebung für die standesamtliche Zeremonie, mit der die Paare den sogenannten Bund fürs Leben eingehen. Ganz offensichtlich reicht dieser das Angebot an Trauungsorten in Greifswald nicht aus, so dass das Problem am 22. Februar 2018 in der Bürgerschaftssitzung thematisiert werden soll. In diesem Fall handelt es sich ehrlicherweise nur um einen Prüfauftrag, den man sich aber zum Großteil selbst beantworten könnte, wenn man es dabei mit einer Kombination von logischem Denken und Erfahrungswerten versucht. Der Antrag der CDU lautet übrigens folgendermaßen:

Beschlussvorschlag
Der Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird beauftragt, Außenstellen des Standesamtes zur Durchführung der standesamtlichen Eheschließung einzurichten. Hierbei sind die Ortsteile Wieck und Eldena zu berücksichtigen. Insbesondere das Kloster Eldena, das Strandbad Eldena, das Hafenamt Wieck und das Segelschulschiff GREIF sind als solche Trauorte außerhalb des Rathauses zu prüfen.
Sachdarstellung/ Begründung
Das Standesamt der Universitäts- und Hansestadt Greifswald führt gegenwärtig Eheschließungen ausschließlich im Trauzimmer des Rathauses durch. Auch wenn dieses als der älteste original erhaltene Raum des Rathauses sicherlich einen schönen und angemessenen Rahmen für den Bund fürs Leben bietet, hat unsere Stadt noch einige andere schöne und besondere Örtlichkeiten für diesen Anlass zu bieten. Beispielhaft seien hier das Kloster Eldena, das Strandbad Eldena, das Hafenamt Wieck oder die GREIF genannt. In der mit unserer Stadt durchaus vergleichbaren Hansestadt Stralsund ist die Eheschließung nicht nur im Rathaus (in zwei Räumen), sondern auch in der Kapelle St. Annen und Brigitten sowie auf dem Segelschiff Gorch Fock (I) möglich.
Drucksachen-Nr.:06/1271 – Trauorte

Bei den vorgeschlagenen Standorten wird leider außen vor gelassen, dass die Außenstellen der Standesämter für gewöhnlich das ganze Jahr über verfügbar sind. Wenn es nicht eigene Räumlichkeiten sind, welche von den Standesämtern genutzt werden, dann sind es zumeist von Dritten zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten, die an den Hochzeiten ein geschäftliches Interesse haben. So kann man in Mecklenburg-Vorpommern in zahlreichen Schlössern und Herrenhäusern heiraten, die nicht nur zufälligerweise über ein Restaurant und viele Hotelbetten verfügen. Das jeweilige Trauzimmer ist eine Außenstelle eines Standesamtes und komplett eingerichtet. Man muss nur von Zeit zu Zeit einmal feucht durchwischen und kurz vor den Trauungen den vereinbarten Blumenschmuck platzieren. Die Standesbeamten haben in diesem Fall keinen wirklichen Mehraufwand, wenn man die dafür notwendige An- und Abreise einmal außen vor lässt. Was alle Trauorte gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass man bei der Zeremonie ein Dach über den Kopf hat.

Selbst bei den Trauorten, die unter freiem Himmel sind, hat man immer eine Ausweichmöglichkeit für den Fall dass es regnen sollte. Somit dürfte das Strandbad Eldena die schlechten Karten haben, ein Trauort zu werden, denn dieses verfügt über keinen alternativen Platz. Open-Air-Hochzeiten sind in anderen Orten auch nur während des Sommers verfügbar, beispielsweise der Badekarren am Binzer Strand, in dem man von Mai bis September heiraten kann. Die maximal zwölf Hochzeitsgäste sitzen währenddessen in Strandkörben, die vor dem Badekarren stehen. Der Spaß kostet derzeitig übrigens 390.00 Euro pro Trauung. Die Klosterruine hätte zwar mit der Klosterscheune eine überdachte Ausweichmöglichkeit zu bieten, die aber alles andere als romantisch ist und währenddessen auch nicht als Lagerraum genutzt werden könnte. Das Problem bei beiden Eldenaer Standorten ist das benötigte Mobiliar, welches vor jeder Hochzeit hingestellt werden und anschließend weggeräumt werden muss, was den Aufwand und die Kosten massiv in die Höhe treibt.

Zum Vergleich dazu kostet eine Trauung in der Alten Vogtei in Warnemünde nur 120.00 Euro, deren Hochzeitsraum maximal dreißig Hochzeitsgäste beherbergen kann. Das Hafenamt in Wieck wäre zumindest mit der Alten Vogtei als Trauort vergleichbar, vorausgesetzt es wäre dann auch ein größerer Raum im Hafenamt verfügbar. Der Vergleich mit dem Segelschulschiff Greif und Segelschiff Gorch Fock (I), welches vor der Stralsunder Hafeninsel vor Anker liegt, ist äußerst unpassend, während das Flaggschiff Greifswalds vom Frühling bis zum Herbst auf der Ostsee unterwegs ist, ist das Stralsunder Wahrzeichen wohl eher als Liegeschiff zu betiteln. Dieses Schiff wird Tall-Ship Friends e.V. betrieben, welche im einstigen Kapitänssalon ein Trauzimmer eingerichtet hat. Bei schönem Wetter kann man zwar auch an Deck der Gorch Fock (I) heiraten, dieses dürfte aber nur während des Sommers attraktiv sein.

In der Zukunftswerkstatt für die Greif wurde übrigens auch schon überlegt, das Segelschulschiff als Trauungsort zu nutzen. Ein solcher Ort kann es aber nur dann sein, wenn es abgetakelt im Hafen liegt. Ob es bei regnerischem Novemberwetter ein so schönes Motiv für die Hochzeitsbilder bietet, dürfte daher recht fraglich sein. Aber selbst diesem Fall müsste eine Hochzeit kostendeckend ausfallen, das dieses nicht die primäre Aufgabe eines Segelschulschiffs ist, Hochzeiten zu veranstalten. Als direkten Vergleich könnte man eine Hochzeit im Kapitänssalon der Gorch Fock (I) hinzuziehen, in der die Bestuhlung sowie der Blumen- und Flaggenschmuck enthalten ist. Für die reine Trauung muss man derzeitig 240.00 Euro bezahlen. Ab dem elften Hochzeitsgast kommen die üblichen Eintrittsgelder für das Schiff hinzu. Zusätzliche Kosten in Höhe von 100.00 Euro pro Stunde kommen für die weitere Nutzung der Räumlichkeiten hinzu, wenn man beispielsweise einen Sektempfang veranstalten möchte.

Die anderen Trauorte des Stralsunder Standesamtes sind im Stadtbesitz, unterschiedlich groß und daher für unterschiedliche Gästezahlen ausgelegt. Während der große Trauraum im Stralsunder Rathaus dreißig Personen fasst, ist die Kleine Ratsstube für maximal fünfzehn Personen ausgelegt. Wer für seine Trauung mehr Platz braucht kann die Kapelle St. Annen und Brigitten mit bis zu sechzig Personen füllen. Wenn man Wieck und Eldena als Ort für Hochzeiten attraktiver machen möchte, dann muss man den Hochzeitpaares etwas mehr bieten, in Mecklenburg-Vorpommern ist die Konkurrenz groß, was romantische Trauorte betrifft, angefangen von dem durch Ulrich Müther erbauten Rettungsturm in Binz mit einem traumhaften Meerblick bis hin zu den zahlreichen Schlössern im Hinterland. Zudem sind die Touristen nicht unbedingt begeistert, wenn Sehenswürdigkeiten nicht zugänglich sind, und sei es nur ein paar Stunden wegen einer Hochzeit.