Ein Euro pro Kopf und Monat – Der Greifswalder Kultur- und Sozialpass – Mehr Schein als Sein? – Ein Kommentar

Voller Stolz verkündete die Universitäts- und Hansestadt Greifswald in einer ihrer letzten Pressemitteilungen des vergangenen Jahres offensichtlich positive Nachrichten über den Greifswalder Kultur- und Sozialpass, der nach Einschätzung der Stadtverwaltung nicht nur so beliebt wie nie zuvor war, denn auch die durch den Kultur- und Sozialpass ermöglichten Ermäßigungen sollen von den Inhabern rege in Anspruch genommen worden sein. Wenn man die Beliebtheit mit der Anzahl der ausgegebenen Kultur- und Sozialpässe gleichsetzen möchte, könnte man zumindest einem Teil der getätigten Aussagen zustimmen, denn schließlich stieg die Anzahl der Antragsteller um etwa vierzig Prozent an. Hinter diesen vierzig Prozent Steigerung verbergen sich dreihundertfünfundzwanzig Personen, welche die Gesamtzahl der aktuellen Inhaber auf tausendeinhundertzweiunddreißig Inhaber ansteigen ließ, was zahlentechnisch aber immer noch nicht korrekt wäre, denn zu diesen gesellen sich weitere tausenddreihundertachtundvierzig Familienangehörige.

Diese profitieren ebenso von den Leistungen des Kultur- und Sozialpasses und lassen die Gesamtzahl der Empfänger auf zweitausendvierhundertachtzig Personen ansteigen. Diese Familienangehörigen sind hauptsächlich die Kinder von Alleinerziehenden und kinderreichen Familien. Nebenhundertsiebenundzwanzig Alleinerziehenden und ihren Kindern waren es nach Angaben der Stadt hundertfünfzehn Familien mit drei Kindern, einundvierzig Familien mit vier Kindern, zwölf Familien mit fünf Kindern und eine Familie mit sechs Kindern, welche von den Leistungen des Kultur- und Sozialpasses profitieren konnten. Derzeitig sind es in Greifswald dreizehn Einrichtungen welche Vergünstigungen anbieten, die zumeist einen Rabatt von fünfundzwanzig Prozent darstellen, wobei es auch Abweichungen geben kann, wie beispielsweise bei den Veranstaltungen im St. Spiritus, wo man nur noch die ermäßigten Eintrittspreise beziehungsweise Kursgebühren bezahlen muss. Das derzeitige Angebot an Leistungen sieht für das Jahr 2018 folgendermaßen aus:

  Normalpreis Preis mit KUS
Stadtverkehr 6-Fahrtenkarte Erwachsene 8.60 € 7.10 €
Stadtverkehr 6-Fahrtenkarte Kinder 6.40 € 4.40 €
Stadtverkehr Monatskarte Erwachsene 39.00 € 34.00 €
Stadtverkehr Monatskarte Kinder 29.00 € 19.00 €
Stadtbibliothek Jahresgebühr Erwachsene 15.00 € 10.00 €
Freizeitbad Erwachsene 10.00 – 11.00 € 7.50 €
Freizeitbad Kinder 6.50 – 7.50 € 2,50 €
Pommersches Landesmuseum Dauerausstellung 5.00 € 2.50 €
Pommersches Landesmuseum Sonderausstellung 6.00 € 4.50 €
Tierpark Erwachsene 5.00 € 2.00 €
Tierpark Kinder 2.50 € 1.20 €
Naturerlebnispark Gristow Erwachsene 5.00 € 4.00 €
Eldenaer Jazz Evenings Tageskarte 25.00 – 30.00 € 20.00 – 22.00 €
Theater Vorpommern   ermäßigte Preise
Theater Vorpommern   Sonderpreis für einkommensschwache Personen (siehe unten)
St. Spiritus   ermäßigte Preise
Kunstwerkstätten-Jugendkunstschule Greifswald   ermäßigte Preise
Literatursalon Greifswald   ermäßigte Preise
Musikfabrik Greifswald   ermäßigte Preise
Strandbad Eldena   ermäßigte Preise
CineStar Greifswald   Schüler und Studenten-Tarif (Mo, Mi, Do, Fr und So)

Die Zuschüsse fließen aber recht ungleichmäßig. In den letzten Jahren war es hauptsächlich der Stadtverkehr, der von der Stadt Greifswald Ausgleichszahlungen erhielt. Im Jahre 2012 waren es beispielsweise zweiundsiebzig Prozent der Gelder des Budgets des Kultur- und Sozialpasses. Andere Leistungen werden eher weniger nachgefragt wie beispielsweise der Besuch des Strandbades in Eldena, wo beispielsweise im Jahre 2015 nur sechsundneunzig Eintrittskarten mit einer KUS-Ermäßigung verkauft wurden, obwohl die Sommersaison des stadteigenen Strandbades über hundertzwanzig Tage lang war.

Über diejenigen Leistungen, welche im Jahre 2016 nachgefragt wurden, schweigt sich die Stadt in ihrer Pressemitteilung leider aus, einzig die Summe von 28025.00 Euro die bis Ende November aufgelaufen war, findet ihren Platz darin. Auf den ersten Blick sieht der Betrag von 28025.00 Euro vielleicht recht hoch aus, auf die Anzahl der Personen gerechnet, welche dessen Leistungen in Anspruch nehmen, relativiert sich diese Zahl aber gewaltig. Da der KUS laut §1 der Satzung für den Kultur- und Sozialpass der Universitäts- und Hansestadt Greifswald auch für die im Haushalt lebenden minderjährigen Kindern gültig ist, muss man ehrlicherweise auch die Familienangehörigen mitzählen, die ja auch von dessen Leistungen profitieren.

KUS-Inhaber 1132
Betrag (Januar bis November) 28025.00 €
Familienangehörige 1348
Gesamtnutzer 2480
Betrag pro Person 11.30 €
Betrag im Monat pro Person 1.02 €

Würde man bei der Berechnung nur die jeweiligen KUS-Inhaber betrachten, fiele der monatliche Betrag mit 2.25 Euro pro Person auch nicht sehr viel höher aus. Zu diesen Zahlen passen Aussagen wie „Greifswalder nehmen KUS-Ermäßigungen rege in Anspruch“ oder „Der Greifswalder Kultur- und Sozialpass (KUS) ist so beliebt wie nie zuvor“ wohl nicht wirklich.

Noch ein Hinweis zum Schluss

Sonderpreise für einkommensschwache Personen
Bezieher von ALG II und von Leistungen im Rahmen des SGB XII erhalten für die Vorstellungen des Theaters Vorpommern Karten für nur 2 Euro! Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Die Karten sind nach Verfügbarkeit nur an der Abendkasse bei Vorlage eines Nachweises der Behörde bzw. der Bewilligungsbescheinigung und des Personalausweises erhältlich.
Vergünstigungen durch den Kultur- und Sozialpass 2018 / Seite 2