Ein neuer Seenotrettungskreuzer für die Greifswalder Oie

Seenotretter Berthold Beitz
Seenotretter Berthold Beitz

Am Nachmittag des 15. Dezember 2018 war es endlich soweit. Der im Greifswalder Museumshafen ankernde Seenotrettungskreuzer mit der internen Bezeichnung SK 38 sollte getauft werden und wenn man den Aussagen im Podium Glauben schenken wollte, dürften einige schon geahnt haben, welchen zukünftigen Namen der neue Seenotrettungskreuzer tragen sollte, schließlich unterstützte die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung den Bau des Schiffes mit einer Summe von 2.5 Millionen Euro. Da es schon einen Seenotrettungskreuzer gibt, der auf den Namen Alfried Krupp getauft wurde, der seit dem Jahre 1988 auf der Nordseeinsel Borkum stationiert ist, lag der Name Berthold Beitz recht nahe, zumal die Taufpatin des Schiffes seine Tochter Bettina Poullain sein sollte und nicht etwa die Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Gather, welche anlässlich der Schiffstaufe auch nach Greifswald gekommen war.

Zahlreiche Schaulustige fanden sich im Hafen ein, um dem Schauspiel beizuwohnen, schließlich finden in Greifswald solch öffentlichkeitswirksame Schiffstaufen recht selten statt und bei einer Taufe an seinem neuen Einsatzort hätte diese nur wenige Zeugen ermöglichen können, denn der zukünftige Heimathafen des Seenotrettungskreuzers Berthold Beitz wird die Greifswalder Oie sein, einer Insel weit auf der Ostsee, die man aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht so einfach betreten darf. Laut der Verordnung über das Naturschutzgebiet Greifswalder Oie sind es wenige Personen am Tag, welche die Insel mit Ausflugsschiffen überhaupt betreten dürfen, und da der Hafen der Greifswalder Oie rechtlich nur ein Schutzhafen ist, kann man die Insel auch nicht auf eigene Faust erkunden. Den Seenotrettungskreuzer Berthold Beitz wird man daher nur zu Gesicht bekommen, wenn man die Greifswalder Oie besucht oder in Seenot gerät.

Sogar die Seenotretter bezeichnen die Greifswalder Oie als ihre vermutlich einsamste Station. Zumindest rein namenstechnisch hat die Berthold Beitz noch etwas mit Greifswald zu tun, denn die heutzutage einsam in der Ostsee liegende Insel befand sich jahrhundertelang im Besitz der vorpommerschen Hansestadt. Das Segelrevier in dem der Seenotrettungskreuzer Berthold Beitz zum Einsatz kommen wird, ist zwar sehr schön, hat aber sehr viele Untiefen aufzuweisen, was die Rettung Schiffsbrüchiger schwierig werden lässt. Entsprechend gering fällt der Tiefgang des fünften Schiffes der sogenannten 20-Meter-Klasse der DGzRS aus, welcher nur 1,3 Meter beträgt, wodurch man nicht unbedingt auf den Einsatz eines Tochterbootes angewiesen ist. Das fünf Meter lange Arbeitsboot der Berthold Beitz, welches anschließend auf den Namen seiner Frau Else getauft wurde, hat einen Tiefgang von nur 30 Zentimetern.

Nach Aussagen der DGzRS handelt es sich bei diesem Arbeitsboot um das erste Exemplar eines neuen Typs, der aus äußerst robustem Polyethylen gefertigt wurde und Geschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten erreichen kann. Der Seenotrettungskreuzer selbst, der in dem für die Einsätze bewährten Netzspantenbauweise konstruiert wurde und sich nach einem Kentern aus eigener Kraft innerhalb von etwa vier Sekunden wieder aufrichten kann, hat neben eine umfassende Ausrüstung für die medizinische Erstversorgung auch eine Feuerlöschpumpe für die Bekämpfung von Bränden an Bord, die eine Leistungsfähigkeit von 2300 Litern in der Minute aufzubieten hat. Gebaut wurde das Schiff in der im niedersächsischen Berne beheimateten Fassmer-Werft, einzig der traditionelle Glücksbringer, ein im Jahre 1674 geprägter 1/3-Taler aus Pommern, stammt aus einer hiesigen Münze. Der bisher auf der Greifswalder Oie stationierte Seenotrettungskreuzer Eugen soll generalüberholt und zukünftig vor der Nordseeinsel Norderney zum Einsatz kommen.