Das Theater Vorpommern stellte seine neue Probebühne vor

Die Gerechten
Die Gerechten

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, bei einer Führung durch das über hundert Jahre alte Greifswalder Theatergebäude die Räumlichkeiten zu erkunden. An dieser Stelle müsste man das Wort Vergnügen eigentlich definieren, denn wer sich für Theatergeschichte und Architektur interessiert, dürfte garantiert auf diese kommen, erinnern schon allein die Flure mehr an den Führerbunker als an einen Ort der Kultur. Während sich ein solcher Rundgang für die Besucher wie eine interessante Zeitreise gestaltet, sind es für die Theaterleute aber eher Arbeitsbedingungen, die teilweise mehr als abenteuerlich sind. Zumindest für das in Greifswald beheimatete Schauspiel haben sich diese nun deutlich verbessert, obwohl noch kein einziger Cent in die notwendige Sanierung des maroden Theatergebäudes geflossen ist. Der Grund dafür ist in den neuen Probebühnen zu finden, welche das Theater Vorpommern am 10. April der interessierten Öffentlichkeit präsentierte. Um den ungewöhnlichen Einblick hinter die Kulissen des Theaters zu bekommen, musste man sich aber in das Industriegebiet begeben, also in einen Teil der Stadt, in dem man ein Theaterleben für gewöhnlich nicht vermuten würde.

Und so sind es ehemals als Fabrikhallen genutzte Räumlichkeiten, die zum Teil auch als Lager für die Kulissen und Technik des Theaters genutzt werden, in denen die neuen Schauspielinszenierungen entstehen. Für Außenstehende wirken die hohen Räume vielleicht etwas groß, dabei haben sie nun die Ausmaße einer Theaterbühne, so dass man die Probenarbeiten unter realistischeren Bedingungen durchführen kann. Waren es in den letzten Jahren Behelfslösungen wie Containerbauten, die als Probebühnen herhalten mussten, bieten die neuen Räumlichkeiten den Angestellten Theaters moderne Sanitäreinrichtungen und Aufenthaltsräume. Aktuelle Inszenierungen wie Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute und Die Mitschuldigen sind übrigens schon hier entstanden. Wer den Weg auf sich nahm, konnte die ersten Einblicke in geplante Spektakel Ordnung und Widerstand bekommen, welches das am 26. Mai auf den Bühnen des Greifswalder Theaters seine Premiere haben wird. Bekanntlich braucht man bei den ersten Proben recht viel Fantasie, schließlich sind die Stücke zu diesem Zeitpunkt noch mehr Lesung als Schauspiel. Und so hatte Sebastian Undisz mit seinem Chor schon am Meisten zu bieten, schließlich handelte es sich bei ihrem Auftritt um eine Auswahl von Liedern aus dem musikalischen Schauspiel Ode an die Ordnung, die hauptsächlich vertonte Vorschriften darstellen.

Oberspielleiter Reinhard Göber wird an diesem Abend übrigens Die Gerechten von Albert Camus auf die Bühne bringen und sich mit dem Thema Terrorismus beschäftigen. Bisher gibt es noch keine Konzeption und man darf gespannt sein, wer das Opfer und wer die Terroristen sein werden. In der Inszenierung werden die Terroristen von Stefan Hufschmidt, Marvin Rehbock, Tobias Bode, Felix Meusel und Susanne Kreckel verkörpert, die im Gegensatz zum Ensemble von Annett Kruschkes Inszenierung vollständig anwesend waren. Annett Kruschke, die mit einer Inszenierung von Georg Büchners Drama Dantons Tod ihren Einstand am Theater Vorpommern gab, machte aus der Not eine Tugend und ersetzte die erkrankten Schauspieler Alexander Frank Zieglarski, Frederike Duggen und Lutz Jesse einfach mit zwei Freiwilligen aus dem Publikum, welche in die Rollen in der vom österreichischen Schriftsteller Clemens J. Setz verfassten schwarzen Komödie Vereinte Nationen schlüpften. Immerhin befanden sich auch drei Mitglieder der Greifswalder Bürgerschaft unter den interessierten Gästen der Veranstaltung, was man als ein positives Zeichen werten kann, denn schließlich ist die Zukunft des Theater Vorpommern immer noch in der Schwebe.

Impressionen

Probebühne des Theater Vorpommern

Probebühne des Theater Vorpommern


Die Gerechten

Die Gerechten


Vereinte Nationen

Vereinte Nationen


Robin Hood

Robin Hood


Ode an die Ordnung

Ode an die Ordnung