Theater Vorpommern – Sunset Boulevard

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Keine Straße verbindet man mehr mit der Traumfabrik Hollywood als den Sunset Boulevard. Gesäumt von zahlreichen Villen der Hollywoodstars, ist er auch die Adresse für einige berühmte Filmstudios, nachdem die Nestor Motion Picture Company 1911 das erste Filmstudio in Hollywood eröffnete. Zu dieser Zeit lebten die engagierten Schauspieler noch recht bescheiden, bevor die Studios dazu übergingen, das sogenannte Starsystem aufzubauen, mit welchem sie ihre Darsteller langfristig an sich banden, diese groß aufbauten und zu glamourösen Stars aufbaute. Entsprechend entwickelten sich ihre Einkommen, durch die sie sich prächtige Anwesen leisten konnten, nach oben. Der Glanz den die Hollywood-Stars ausstrahlten war nicht so hell wie er der Öffentlichkeit erschien, denn auch das Starsystem sollte seine Schattenseiten offenbaren, denn spätestens mit dem Aufkommen der Tonfilme in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sollte die erste Generation der Hollywood-Stars zu Grabe getragen werden.

In diese Kerbe schlug nun Billy Wilder, der offensichtlich kein Problem damit hatte Hollywoods Schattenseiten ans Licht zu zerren, mit seinem Film Sunset Boulevard. Ironischerweise hatten die Rollen, welche Gloria Swanson und Erich von Stroheim in dem Film spielten, recht viel mit ihren eigenen Leben zu tun. Gloria Swanson war wie die von ihr verkörperte Norma Desmond (Barbara Buck) ein gescheiteter Stummfilmstar, während Erich von Stroheims Karriere als Regisseur auch schon lange vorbei war. Joe Gillis (Nathan Cornwell) ist einer der zahlreiche Autoren, denen kein Glück bei der Vermarktung ihrer Drehbücher vergönnt ist, völlig überschuldet befindet er sich auf der Flucht vor seinen Gläubigern und gelangt dabei auf das Anwesen Gloria Swanson. Diese lebt zurückgezogen in einer Traumwelt, zusammen mit ihrem Butler Max von Mayerling (Stefano Fossat), der ihr Kartenhaus aufrecht erhält, indem er ihr von ihm gefälschte Fanpost zukommen lässt. Dass plötzlich ein Drehbuchautor vor ihr steht kann für sie nur ein Zeichen sein, dass Hollywood nach ihr ruft.

Hollywood ruft aber nicht nach ihr, es ist eher ihr Wahn der sie dazu treibt, zu glauben, dass es bald einen neuen Film mit ihr in der Hauptrolle geben wird. Joe Gillis soll ihr ein Drehbuch auf den Leib schreiben, während sie in ihrer von der Außenwelt abgeschotteten Scheinwelt den ganz großen Star gibt. Es entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Während Joe Gillis sich aufgrund seiner Geldsorgen in einer gewissen Abhängigkeit von Norma Desmond befindet und schließlich ihren Liebhaber spielt, treibt sie ihre zukünftige Filmrolle in ein Martyrium aus Diäten und Schönheitsoperationen. Als Joe Gillis sie verlassen will, dreht sie durch und erschießt ihn. Während er tot im Schwimmingpool des Anwesens schwimmt und der Tatort von Reportern wimmelt, steigt sie, völlig dem Wahn verfallen, als die perfekte Verkörperung der Salome die Treppe ihres Hauses herab.

Der Film Sunset Boulevard ist zwar schon über sechzig Jahre alt, die Problematik des verblassten Starruhms ist, wie man an den zahlreichen ehemaligen Kinderstars sehen kann, heutzutage genauso aktuell wie zu der damaligen Zeit. Hollywood als Traumfabrik lässt die Träume zahlreicher Menschen wie Seifenblasen zerplatzen, die Scheinwelt hat viele dunkle Seiten wenn man nur einmal etwas genauer hinschaut. Diesen Blick hinter die Kulissen wagt nun Ralf Dörnen mit der ersten Interpretation von Billy Wilders Meisterwerk in Form eines Balletts, der zumindest auch musikalisch wieder etwas Ungewohntes zu bieten haben wird, denn die Namen der Komponisten Erich Wolfgang Korngold, Elmer Bernstein und Victor Young dürften wahrscheinlich nur wenigen Leuten geläufig sein, obwohl diese recht bekannte Kompositionen schufen, die zahlreichen Filmen ihren musikalischen Charme verliehen haben.

Premieren
16. November 2013 – Theater Greifswald
11. Januar 2014 – Theater Stralsund
28. März 2014 – Theater Putbus