Wohl über einen der schönsten Begräbnisplätze Mecklenburg-Vorpommerns verfügt der in Greifswald geborene Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen, der unter seinen Pseudonym Hans Fallada in die Literaturgeschichte einging. Sein Grab befindet sich am Rand von Carwitz, einem kleinen Dorf inmitten der Feldberger Seenlandschaft. In diesem beschaulichen Ort besaß er zu Lebzeiten ein altes Bauernhaus, in dem er sich während der Zeit des Nationalsozialismus aus der Welt zurückzog. Bei einem Ausflug nach Carwitz sollte man den alten Friedhof des Ortes nicht links liegenlassen, denn von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Schmalen Luzin, zweifelsfrei einen der wohl schönsten Seen Mecklenburg-Vorpommerns.
Gut siebzig Jahre ist es her, als Hans Fallada in Berlin verstarb, ein Datum, welches sich der Pommersche Literaturgesellschaft zum Anlass nahm, ein kleines Festival auf die Beine zu stellen, und zwar in dem Haus, in dem er am 21. Juli des Jahres 1893 das Licht der Welt erblickte. Während sich seine Kindheit in Greifswald doch recht überschaubar gestaltete, war sein Aufenthalt in Carwitz von einer Kreativität geprägt, die man fast schon als pathologisch krankhaft bezeichnen könnte, denn unter seinem Anspruch, jeden Tag mehr Seiten als am Vortag zu schaffen, litt nicht nur er, sondern auch seine Familie. in Carwitz entstanden unter anderem seine Romane Wer einmal aus dem Blechnapf frißt, Wolf unter Wölfen und Der eiserne Gustav sowie zahlreiche Kinderbücher, die er seinem eigen Nachwuchs widmete wie beispielsweise Geschichten aus der Murkelei oder Hoppelpoppel – wo bist du?.
Heutzutage befindet sich hier ein Museum, welches sich mit dem Werk des Autors beschäftigt, in dessen Leben meist alles andere als positiv verlief. Hier am beschaulichen Carwitzer See verbrachte er die schönste Zeit seines Lebens, das er sich dank des finanziellen Erfolges seines Romans Kleiner Mann – was nun? auch leisten konnte. Am Eröffnungstag weilt Museumsleiter Stefan Knüppel im Falladahaus, um bei einem Vortrag das Museum bei einem virtuellen Rundgang vorzustellen. Mit einem eröffnenden Vortrag von Prof. Dr. Eckard Schumacher und einer abschließenden Lesung aus dem Briefen Falladas durch seinen Sohn Achim ist der erste Abend des Festivals relativ kopflastig, zumindest wenn man ihn mit den anderen beiden Tagen vergleicht.
Seit einiger Zeit ist das Theater Phoebus von Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner im Falladahaus beheimatet und mit gleich zwei Programmpunkten im Festivalprogramm vertreten, nämlich mit dem Puppenspiel Mäuseken Wackelohr, welches am Samstagvormittag in der Stadtbibliothkek präsentiert wird, und der Lesung mit Musik und Puppen mit Kindergeschichten aus Hoppelpoppel – wo bist Du? am Sonntagnachmittag. Am Abend wiederum sind es zwei der bekanntesten Werke, die ei Lesungen entsprechend gewürdigt werden. Während Hannes Rittich am Samstagabend aus dem Roman Jeder stirbt für sich allein liest, beendet Jan Holten das Festival mit Zeilen aus dem Roman Der Trinker. Für diejenigen, die mehrere Veranstaltungen besuchen möchten, lohnt sich der Kauf eines Festivalpasses, der für 15.00 Euro in der Greifswalder Touristeninformation im Vorverkauf erhältlich ist.
Freitag | 03. Februar 2017 | |
16:30 Uhr | Falladahaus | Hans Fallada – Vortrag von Prof. Dr. Eckhard Schumacher |
17:30 Uhr | Falladahaus | Fallada-Gedenkstätte in Carvitz mit virtuellem Rundgang – Vortrag Stefan Knüppel |
19:00 Uhr | Falladahaus | Achim Ditzen liest aus den Briefen seines Vaters |
Samstag | 04. Februar 2017 | |
10:30 Uhr | Stadtbibliothek | Mäuseken Wackelohr – Puppenspiel mit Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner |
17:30 Uhr | Falladahaus | Fallada zwischen Anpassung und Widerstand – Vortrag Dr. Roland Ulrich |
19:00 Uhr | Falladahaus | Jeder stirbt für sich allein – Lesung mit Hannes Rittich |
21:00 Uhr | Falladahaus | Ein Fall ad a. – Film mit Arno Wizniewski und Ursula Schöne-Makus |
Sonntag | 05. Februar 2017 | |
14:00 Uhr | Falladahaus | Hoppelpoppel- wo bist Du? – szenische Lesung mit Hans Falladas Kindergeschichten mit Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner |
15:30 Uhr | Falladahaus | Mal- und Bastelcafé zu Fallada |
20:00 Uhr | Falladahaus | Der Trinker – Lesung mit Jan Holten |