Eingerahmt vom Schmalen Luzin, dem Carwitzer See und dem Dreetzsee liegt ein paar Kilometer südlich von Feldberg das Dorf Carwitz. Die wasser- und waldreiche Gegend der Feldberger Seenplatte begeisterte Hans Fallada so sehr, dass er dort eine alten Büdnerei erwarb und seinen Lebensmittelpunkt von Berlin nach Carwitz verlegte. Diesen Traum konnte er sich dank des finanziellen Erfolges seines Romans Kleiner Mann – was nun? erfüllen. Nebenbei konnte er so auch dem politischen Druck entfliehen, dem er und sein Werk ausgesetzt war, und sich exzessiv dem Schreiben widmen. Hier entstanden unter anderem sozialkritische Werke wie Wer einmal aus dem Blechnapf frisst und Wolf unter Wölfen oder Der eiserne Gustav. Während er sich in seinem Arbeitszimmer einschloss, um sein stetig wachsendes Arbeitspensum zu schaffen, und seine Familie auf ihn Rücksicht nehmen musste, zeigte er seinen Liebe zu seinen Kindern durch das Verfassen von Kinderbüchern, aus denen er ihnen vorlas. Hoppelpoppel – wo bist du? und Geschichten aus der Murkelei sind wohl die bekanntesten Werke davon.
In seiner eigenen Kindheit dürfte er wohl mit Grimms Hausmärchen aufgewachsen sein, wovon er die ersten Jahre in Greifswald verbrachte. Im Gegensatz zu Wolgang Koeppen prägte ihn seine Heimatstadt wohl eher nicht so sehr, obwohl er im Jahre 1924 eine dreimonatige Haftstrafe wegen Unterschlagung verbüßen musste, wovon noch heutzutage die erhaltengebliebene Gefängnistür zeugt, die im Falladahaus präsentiert wird. Die seinen Namen tragende Stadtbibliothek möchte mit Festwoche anlässlich seines hundertfünfundzwanzigsten Geburtstages an ihn und sein vielfältiges Werk erinnern und dabei auch alle Facetten beleuchten, von denen nicht alle positiv waren. Bekanntlich hatte Rudolf Ditzen, der sich sein Pseudonym aus der Grimmschen Märchenwelt entlehnte, ein Alkohol- und Drogenproblem, welches ihn öfters den Pfad der Tugenden verlassen ließ. Den Anfang macht übrigens das Ende seines Schaffens, denn der Roman Jeder stirbt für sich allein sollte sein letztes Werk werden.
Dieses Buch wurde Anfang des Jahrtausends auch außerhalb Deutschlands zu einem Bestseller und brachte Falladas Werk über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus die Anerkennung die es verdiente. Mit Emma Thompson und Brendan Gleeson in den Hauptrollen verfilmte Vincent Perez den Roman, der anlässlich der Filmreihe nordoststreifen im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wird. Schon kurz nachdem Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner ihr Theater Phoebus gründeten, fand mit dem Puppenspiel Mäuseken Wackelohr auch ein Werk Falladas seinen Platz im Repertoire des Greifswalder Puppenspieltheaters. Dies wird in der Festwoche zwar nicht aufgeführt, dafür stehen Hoppelpoppel wo bist Du? und andere Kindergeschichten von Hans Fallada bei einer musikalischen Lesung im Rampenlicht. Einen Tag zuvor wird im Rahmen der festlichen Eröffnung der Festwoche eine Ausstellung mit Werken von Jakob Hinrichs präsentiert, der sich mit dem Roman Der Trinker auseinandergesetzt hat, in dem Fallada seine Alkoholsucht verarbeitet hat.
Und da er auch ein Problem mit Morphium hatte, entstand mit Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein. auch eine Sammlung mit Kurzgeschichten die Sucht thematisieren. Im Rahmen von KünstlerLesen wird der Schauspieler Felix Meusel diese Seite Falladas beleuchten. Mit Musik aus den dreißiger Jahren umrahmt wiederum Jo van Nelsen seine Lesung aus dem Roman Kleiner Mann was nun?, ganz stilecht mit einem roten Koffergrammophon und originalen Schellackplatten. Komplettiert wird das Programm mit Lesungen mit Achim Ditzen und Peter Walther sowie einem Vortrag von Dr. Roland Ulrich. Zeitlich doch etwas weit von seinem Geburtstag entfernt bietet das Pommersche Landesmuseum zusammen mit dem Koeppenhaus eine Exkursion zum Hans-Fallada-Museum in Carwitz an. An dem Tag dreht sich alles um Hans Fallada und sein Werk, welches dank des liebevoll gestalteten Literaturmuseums auf persönliche Art und Weise erlebbar gemacht wurde.
Programm
Donnerstag 14. Juni 2018 21:00 Uhr Pommersches Landesmuseum |
Nordoststreifen – Jeder stirbt für sich allein 3.50 Euro |
Freitag 15. Juni 2018 18:00 Uhr Stadtbibliothek Hans Fallada |
Der Trinker – Eine Graphic Novel Eröffnung der Ausstellung Jakob Hinrichs und der Hans-Fallada-Festwoche |
Samstag 16. Juni 2018 10:30 Uhr Stadtbibliothek Hans Fallada |
Hoppelpoppel wo bist Du? und andere Kindergeschichten von Hans Fallada Lesung mit Puppen und Livemusik mit Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner 4.00 / 3.00 Euro |
Samstag 16. Juni 2018 19:30 Uhr St. Spiritus |
Kleiner Mann was nun? Grammophon-Lesung mit Jo van Nelsen 15.00 / 12.00 Euro |
Sonntag 17. Juni 2018 19:30 Uhr Fallada-Haus |
Hans Fallada: Ohne Euch wäre ich aufgesessen Lesung aus Briefen mit Achim Ditzen 8.00 / 6.00 Euro |
Montag 18. Juni 2018 19:30 Uhr Stadtbibliothek |
Hans Fallada: Mit Größe am Leben gescheitert. Die umfassende Biographie. Lesung mit Peter Walther 4.00/ 3.00 Euro |
Dienstag 19. Juni 2018 19:30 Uhr Stadtbibliothek |
Die Ambivalenz des Widerstands bei Fallada im Roman Jeder stirbt für sich allein (1946/1947) Vortrag von Dr. Roland Ulrich 4.00 / 3.00 EUR |
Mittwoch 20. Juni 2018 09:00 Uhr Stadtbibliothek |
Mäuseken Wackelohr Veranstaltung für Grundschulklassen |
Donnerstag 21. Juni 2018 2018 19:30 Uhr Stadtbibliothek |
Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein. KünstlerLesen mit Felix Meusel Eintritt frei |
Samstag 13. Oktober 2018 Hans-Fallada-Museums Carwitz |
Komm, ins Offene! – Damals bei uns daheim Fahrt zum Hans-Fallada-Museum in Carwitz 49.00 / 44.00 Euro |