Die wahrscheinlich bekannteste Komposition mit dem Label Made in Danmark dürfte wohl Friedrich Kuhlaus Ouvertüre zu Elverhøj sein, der drei ganz besondere Dänen ein cineastisches Denkmal gesetzt haben, als sie in dem aus dem Jahre stammenden Film Die Olsenbande sieht rot ein Konzert mit dieser Musik nutzten, um einen handwerklich präzisen Einbruch im Königlichen Theater in Kopenhagen durchzuführen. Wenn am Harald Braun am 14. Mai den Taktstock senkt, braucht er jedenfalls nicht zu befürchten, dass die in der Zwischenzeit Jacobikirche von einigen Kleinkrimminellen baulich etwas verändert wurde. Nach Norden ohne Rückfahrkarte lautet der Titel des Sinfoniekonzerts, mit dem das UniSinfonieOrchester den Einfluss deutscher Komponisten auf die Entwicklung der Kultur der nordischen Länder einst gehabt haben beleuchtet. So bekleidete Joseph Martin Kraus während der Regentschaft Gustav III. von Schweden den Posten des Kapellmeisters am Hofe, Friedrich Kuhlau wirkte als Hofkomponist in Kopenhagen und Friedrich Pacius beeinflusste als Universitätsmusikdirektor an der Universität in Helsinki nicht nur die musikalische Entwicklung des Landes, denn auch die Melodie der finnische Nationalhymne erinnert noch heutzutage an sein Schaffen.
Mit dem Konzert des UniSinfonieOrchesters verabschiedet sich der Nordische Klang langsam aber sicher ins nächste Jahr, aber nicht ohne zuvor mit einem abwechslungsreichen Programm die Vielschichtigkeit der skandinavischen Kultur erneut bewiesen zu haben. Bekanntlich fungiert der Nordische Klang seit seiner Gründung als Sprungbrett für talentierte Musiker und auch in diesem Jahr nimmt eine Band schon zwei Tage vor der feierlichen Eröffnung den Anlauf für ihre internationale Karierre. Projekts Kapli nennt sich die achtköpfige Formation aus Lettland, die in ihrer Musik lettische Volksmusik mit Jazz, Blues und anderen Musikstilen vermengen und mit zumeist gesellschaftskritischen Texten garnieren. Die vier Sängerinnen Johanna Kyykoski, Sini Koskelainen, Piia Säilynoja und Venla Ilona Blom von Tuuletar müssen diesen Anlauf nicht mehr bewerkstelligen, denn sie haben sich schon einen Namen gemacht, denn mit ihrem auf finnischer Volksmusik beruhenden Vocal Folk Hop haben sie schon die ersten Preise gewonnen. Tules Maas Vedes Taivaal (In Flammen und auf der Erde, im Wasser und Himmel) heißt ihr Erstlingswerk, welches im November 2016 erschien.
Auch das Eröffnungskonzert fällt in diesem Jahr etwas anders aus, denn das Philharmonische Orchester Vorpommern unter der Leitung von Golo Berg macht einen musikalischen Ausflug nach Schweden. Neben einer Auswahl aus Max Bruchs Schwedische Tänze und Hugo Alfvéns Midsommarvaka wird Benjamin Staerns Konzert Worried souls zu hören sein, in dem die Klarinettistin Karin Dornbusch die Solistenrolle übernimmt. Den Abend beendet Cennet Jönssons Scanian Suite für Jazzquartett und Streichorchester, bei dem der Komponist nicht nur anwesend sein, sondern auch das Sopransaxophon spielen wird. Zusammen mit dem Pianisten Jacob Karlzon, der Schlagzeugerin Lisbeth Diers und dem Bassisten Johannes Lundberg übernimmt er bei diesem Konzert den Part des Jazzquartetts. Mit Jazz hat übrigens auch der Stummfilm Nanook of the North etwas zu tun, der im Jahre 1922 von Robert Flaherty gedreht wurde. Für den ersten Dokumentarfilm der Welt schufen der Trompeter Nolan Quinn, der Bassist Simon Quinn und der Schlagzeuger Brian Quinn mit ihrem Musikkollektiv q3 eine musikalische Untermalung, die sie zusammen mit dem Pianisten Oliver Illi im St. Spiritus aufführen werden.
Bei Akkordeonmusik denkt man fast zwangsläufig an Shantys, zumindest bis man Kimmo Pohjonen erlebt hat. Sein Instrument ist das Akkordeon und dank seiner Experimentierfreude lockt er aus diesem andere Töne heraus. Nach Greifswald kommt er um zusammen mit seinen beiden Töchtern Inka und Saana die Musik aus seinem aktuellen Album Sensitive Skin zu performen. Experimentell sind auch die Lieder des Krupka Trios, denn die Stücke, die der Pianist Ulf Krupka zusammen mit der Saxophonistin Line Falkenberg und die Bassistin Tine Asmundsen jazzig auf die Bühne bringen, basieren auf alten norwegischen Kirchenliedern. In diese Reihe könnte man auch den estnischen Komponisten Rein Rannap einordnen, der auf seinem Klavier einen Crossover-Piano zwischen Klassik und Pop spielt. Da sein Konzert an einem Sonntagnachmittag im Barockschloss Griebenow stattfindet, bietet sich hierfür, zumindest bei gutem Wetter, ein Wochenendausflug an. In diesem Jahr ist es Greifswalds norwegische Partnerstadt Hamar, die sich mit einem Auftritt von Lisa Nybrott musikalisch auf dem Nordischen Klang präsentiert.
Und natürlich darf beim Nordischen Klang auch keine Big Band fehlen, und so fiel die Wahl von Frithjof Strauß auf die in Malmö beheimatete Monday Night Big Band. Diese kommt aber nicht alleine nach Greifswald, sondern bringt die vielversprechende Sängerin Mimi Terris mit. 2013 erschien ihr Debutalbum They Say It’s Spring, zwei Jahre später das Album Flytta hemifrån, also genug Material, um die zweite Hälfte des Konzertabends bestreiten zu können. Die meiste Ausdauer braucht man wieder am letzten Wochenende, das mit einer Indie-Elektro-Nacht startet. Brynjar Bjarnfoss und Fanney Ósk Þórisdóttir alias Kúra lassen die Natur ihrer isländischen Heimat in ihrer Musik zu Leben erwecken, was in den Clubs ihrer Wahlheimat Kopenhagen gut ankommt, die fünf Sängerinnen von Echoes In Veil lassen wiederum die elektronischen Beats mit ihren Stimmen vermischen. Das Abschlussfest fällt mit den Auftritten von Curly Strings und Miss Tati deutlich poppiger aus. Während die estnische Folk-Band Curly Strings sich von amerikanischer Countrymusik inspirieren lässt, ist es bei Miss Tati der Soul, der ihre Musik dominiert.
Obwohl die Musik das Festival dominiert, stehen auch andere Dinge auf dem Programm. So präsentiert beispielsweise das Pommersche Landesmuseum im Rahmen von Nordoststreifen Mika Kaurismäkis Film The Girl King über das Leben von Königin Kristina von Schweden, die als Fünfjährige ihrem in der der Schlacht bei Lützen gefallenen Vater auf den schwedischen Thron folgte. Ergänzt wird das Programm mit mehreren Ausstellungen, Vorträgen und Lesungen, aber auch kulinarische Genüsse kommen nicht zu kurz. In diesem Jahr beteiligen sich das Café & Restaurant Lichtblick, das Caféhaus Marimar, das Hotel Kronprinz und die Mensa am Beitz-Platz mit skandinavischen Gerichten am Kulinarischen Klang. Wie schon in den Jahren zuvor bietet das Festival seinen Gästen einen Festivalpass an. Dieser kostet 50.00 Euro im Büro des Nordischen Klangs in der Hans-Fallada-Straße 20 zu erwerben. Mit diesem kann man auch die im Theater stattfindenden Konzerte günstiger besuchen, denn die personengebundenen Tickets kosten bei Vorlage des Festivalpasses nur noch 5.00 Euro.
Programm
03. Mai 2017 | 20:00 Uhr | St. Spiritus | Projekts Kapli | Konzert | 21:00 Uhr | Pommersches Landesmuseum | Nordoststreifen – The Girl King | Film | 04. Mai 2017 | 16:00 Uhr | Stadtbibliothek | Oskars Orlovs – Die Underground-Literatur Lettlands | Lesung | 17:00 Uhr | Stadtbibliothek | Gunther Gehler – Reduktion | Ausstellung | 20:00 Uhr | St. Spiritus | Tuuletar | Konzert | 05. Mai 2017 | 18:00 Uhr | Theater Vorpommern | Feierliche Eröffnung / Cennet Jönsson Quartet | 19:30 Uhr | Theaterfoyer | Arne Maasik – Antud Ruum/Given Space (2005-2013) | Austellung | 20:00 Uhr | Theater Vorpommern | Philharmonisches Orchester Greifswald – Schwedisches Konzert | Konzert | 22:30 Uhr | Theater Vorpommern | Eröffnungsausklang mit dem Lisa Nybrott Duo | Konzert |
06. Mai 2017 | |||
10:00 Uhr | Caspar-David-Friedrich-Zentrum | Caspar David Friedrich und Schweden | Führung |
11:00 Uhr | Rathaus | Lennart Prytz – Demokratie in Zeiten von Populismus und Eliten. Neue Herausforderungen aus Sicht eines schwedischen Kommunalpolitikers | Vortrag |
13:00 Uhr | Caspar-David-Friedrich-Zentrum | Offene Friedrichsche Seifenwerkstatt | Workshop |
15:00 Uhr | St. Spiritus | Mousson – Bilder aus dem Buch des Vergessens | Ausstellung |
16:00 Uhr | Pommersches Landesmuseum | Kammermusik aus dem Ostseeraum | Konzert |
20:00 Uhr | St. Spiritus | Lisa Nybrott | Konzert |
07. Mai 2017 | |||
16:00 Uhr | Schloss Griebenow | Rein Rannap | Konzert |
19:00 Uhr | Aula der Universität | Krupka Trio | Konzert |
08. Mai 2017 | |||
09:00 Uhr | Institut für Fennistik und Skandinavistik | Comic im Norden | Infoforum |
17:00 Uhr | Rathaus | Universität im Rathaus – Marko Pantermöller – Deutschland mit finnischen Augen: 175 Jahre politische Reiseliteratur in Finnland | Vortrag |
19:30 Uhr | Theater Vorpommern | Monday Night Big Band feat. Mimi Terris | Konzert |
09. Mai 2017 | |||
09:00 Uhr | Stadtbibliothek | Anette Herzog – Pssst! | Lesung |
10:30 Uhr | Stadtbibliothek | Anette Herzog – Pssst! | Lesung |
10:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg | Comic im Norden | Literatursymposium |
20:00 Uhr | St. Spiritus | Edith Tamayo/Lázara Cachao Quartet | Konzert |
10. Mai 2017 | |||
14:15 Uhr | Lehrstuhl für Nordische Geschichte | Dr. Robert Oldach – Finnland 1917-1918: Selbständigkeit und Bürgerkrieg | Vortrag |
18:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg | Rechtspopulismus in Nordeuropa | Podiumsdiskussion |
21:00 Uhr | St. Spiritus | q3_collective – Nanook of the North | Film mit Livemusik |
11. Mai 2017 | |||
15:00 Uhr | Stadtbibliothek | Jens Rasmussen – Grönland | Bildervortrag |
16:00 Uhr | Stadtbibliothek | Laura Zieseler – Die Färöer | Bildervortrag |
18:00 Uhr | Stadtbibliothek | Jóanes Nielsen | Autorenlesung |
20:00 Uhr | Theater Vorpommern | Kimmo Pohjonen Skin | Konzert |
12. Mai 2017 | |||
10:15 Uhr | Institut für Fennistik und Skandinavistik | Laura Hirvi – 100 Jahre Finnland. Heimat gestern, heute und morgen | Vortrag |
14:00 Uhr | Neuer Hörsaal Campus Löfflerstraße | Pro Finlandia. Finnlands Weg in die Unabhängigkeit | Ausstellung |
17:00 Uhr | Kunst Design ETcetera | Ken Denning – Landschaften | Ausstellung |
18:30 Uhr | Koeppenhaus | Cantemus-Chor Greifswald – Northern Lights | Konzert |
21:00 Uhr | Spiritus | Indie-Electro-Nacht mit Kúra und Echoes in Veil | Konzert |
13. Mai 2017 | |||
11:00 Uhr | Stadtbibliothek | Rep & Randigt | Kindermusiktheater |
15:00 Uhr | St. Spiritus | Familiennachmittag mit Eva þengilsdóttir, Martin Eyjólfsson und Rep & Randigt | Kinderprogramm |
20:00 Uhr | St. Spiritus | Abschlussfest mit Curly Strings und Miss Tati | Konzert |
14. Mai 2017 | 11:00 Uhr | Pommersches Landesmuseum | Luthers Norden | Ausstellung | 17:15 Uhr | CineStar Greifswald | Die andere Seite der Hoffnung | Film |
17:00 Uhr | Jacobikirche | Einführung in das Sinfoniekonzert | Konzert | 18:00 Uhr | Jacobikirche | UniSinfonieOrchester – Nach Norden ohne Rückfahrkarte | Konzert |
15. Mai 2017 | 17:15 Uhr | CineStar Greifswald | Die andere Seite der Hoffnung | Film | 20:15 Uhr | CineStar Greifswald | Die andere Seite der Hoffnung | Film |
22. Mai 2017 | 20:30 Uhr | Theater Vorpommern | Filmclubs Casablanca – Sparrows (Þrestir) | Film |
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