Wer mal wieder etwas Gutes tun möchte, muss nur an mehreren Abenden im Mai länger aufbleiben, denn erst um Mitternacht beginnen die insgesamt fünf Benefizkonzerte unter dem Motto Meditative Musik zum Tagesausklang, mit denen der Violoncellist Gregor Szramek Gelder für die Sanierung des Greifswalder Doms sammeln möchte. Inzwischen dürfte es sich herumgesprochen haben, dass das markante Wahrzeichen der Hansestadt Greifswald ein großes Problem mit der Bausubstanz hat. Allzu billig würden die notwendigen Bauarbeiten nicht ausfallen, die Rede ist derzeitig von gut zwölf Millionen Euro, welche die Kirchengemeinde aus eigener Kraft nicht aufbringen kann. Wer des Öfteren die Konzerte des Philharmonischen Orchester Vorpommern besucht oder bei in den letzten Jahren bei der Greifswalder Kulturnacht in der Buchhandlung Scharfe war, sollte ihn eigentlich kennen. Bei seinen nächtlichen Konzerten wird er sich nun der Herausforderung stellen, an die sich Jan Vogler bei den letztjährigen Festspielen Mecklenburg-Vorpommern schon gewagt hat, nämlich den Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach, die übrigens als die schwierigsten zu spielenden Stücke gelten, welche jemals für dieses Instrument komponiert wurden.
Beginnend mit den Suiten Nr. 1 G-Dur und Nr. 2 d-Moll am Montagabend, endet die fünftägige Konzertreihe am Freitagabend mit der Suite Nr. 6 D-Dur und einigen Werken der italienischen Komponisten Pietro Locatelli und Giuseppe Tartini. Bevor die Greifswalder Bachwoche aber beginnt, werden an den beiden Tagen zuvor bei cantate Bach!, dem internationalen Gesangswettbewerb für Kirchenmusik in Greifswald, nun schon zum zweiten Mal die besten Nachwuchssängerinnen- und Sänger ermittelt, die bei einem Konzert, bei der auch die Uraufführung einer Bearbeitung von Bachs Magnificat in D major BWV 243 von Jochen A. Modeß zu hören sein wird, auftreten werden. Dieser Wettbewerb richtet sich an Sängerinnen und Sänger die in den Jahren von 1984 bis 1994 geboren waren und in den Stimmlagen Alt, Sopran, Bass und Tenor singen. Eine Teilnahme lohnt sich übrigens, da der erste von insgesamt vier Preisen mit viertausend Euro dotiert ist.
Wie es schon das Motto der diesjährigen Bachwoche verrät, haben sich die Veranstalter sich entschlossen, 2013 die musikalischen Wurzeln seiner Werke zu ergründen. Einige dieser Wurzeln verorteten sie in Italien, ein Land das eine hohe Musikkultur vorzuweisen hat. Bei seinem Aufenthalt in Weimar sollte Johann Sebastian Bach die italienischen Komponisten kennen und schätzen lernen, und zwar so stark, dass ihr Kompositionsstil zum Teil auch in seine Arbeiten einflossen. Aber nicht nur den Einfluss der italienischen Musik auf Bachs Werke wird man in den insgesamt dreiundzwanzig Konzerten zu hören bekommen, auch die Werke italienischer Komponisten, beziehungsweise Komponisten, die vom italienischen Kompositionsstil beeinflusst waren, wie beispielsweise Georg Friedrich Händel, werden zur Aufführung kommen. Interessant dürfte auch das Konzert am 29. Mai sein, bei dem erst die Werke von Antonio Vivaldi und Benedetto Marcello, sowie des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar von einem Orchester dann die Bearbeitungen als Orgelmusik aus der Feder Bachs gespielt werden. Auch das Philharmonische Orchester Vorpommern ist wieder mit einem Konzert vertreten, bei dem es die romantische Seite Italiens aufzeigen will. Hierfür haben sie übrigens die Italienische Sinfonie von Mendelssohn und die Pinien von Rom von Respighi ausgewählt.
Die Dorfkirchen-Konzertreise der Greifswalder Bachwoche wird in diesem Jahr nach Sassen und Görmin führen. Das erste Ziel der Reise wird die alte Dorfkirche von Sassen sein. Hier werden die Besucher die als Axis-Duo Beata Seemann und Klaus Holsten mit ihrer Klangperformance Lux aeterna erwarten. In dieser verbinden sie die die Musik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel mit eigenen Improvisationen, wobei sie die klassische Musik, entweder im Original oder bearbeitet, mit neuer Musik zu einem Klangbogen verbinden. Am Nachmittag bietet dann die Marienkirche in Görmin die Bühne für die Aufführung von Giovanni Battista Pergolesis letztem Werk Stabat Mater. Bekannt als eines der beliebtesten Werke des 18. Jahrhunderts, war eine Adaption durch Johann Sebastian Bach fast schon eine Pflicht, der Stabat Mater wie viele andere Komponisten auch bearbeitete. Ein fester Bestandteil des Musikfestivals ist auch die Geistliche Morgenmusik, die jeden Tag um 10:00 Uhr für gewöhnlich im Dom St. Nikolai stattfindet.
Vergils Epos Aeneis ist die Grundlage für die Choreografie von Sabrina Sadowska , die sie mit Greifswalder Schülern und Jugendlichen auf die Bühne bringen wird. Nach der Musik von Bach und Vivaldi werden diese die Geschichte des Aeneas ertanzen. Aber nicht nur dieses Ballett wird eine Abwechslung bieten, sondern auch ein Ausflug in die Jazzmusik. Diesen wird der bekannte Musiker und Komponist Dieter Falk übernehmen, der mit seinen beiden Söhnen Max und Paul das Trio Falk & Sons bildet, dass mit ihrem 2011 erschienenen Album Celebrate Bach den Jazz Award gewann. Der Erfolgsproduzent, der einst Kirchenmusik studierte, war seit jeher ein Liebhaber der Musik Bachs, eine Leidenschaft, die er seinen Söhnen vererben konnte. Bei ihrer Crossovermusik verbinden sie die klassischen Melodien mit modernen Klängen. Wer Bach einmal anders erleben möchte, sollte sich das in der Jacobikirche stattfindende Konzert vormerken. Wie belassen es bei einem Überblick über die wichtigsten Veranstaltungen. Das vollständige Programm und weitere Details zu den Konzerten findet man man auf der Homepage der Greifswalder Bachwoche, wo man übrigens auch schon die Tickets vorbestellen kann.
Termin | Veranstaltung |
15. Mai 2013 19:00 Uhr |
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Bach und Italien – eine Einführung in das Programm der 67. Greifswalder Bachwoche durch Kirchenmusikdirektor Prof. Jochen A. Modeß |
25. Mai 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai cantateBach! – Hauptrunde des 2. Internationalen Gesangswettbewerbs für Kirchenmusik in Greifswald |
26. Mai 2013 20:00 Uhr |
Dom St. Nikolai cantateBach! – Finalrunde des 2. Internationalen Gesangswettbewerbs für Kirchenmusik in Greifswald |
27. Mai 2013 16:00 Uhr |
Konzert 1 Aula der Universität Greifswald Clavichord und Laute |
27. Mai 2013 20:00 Uhr |
Konzert 2 Dom St. Nikolai Johann Sebastian Bach – Jesusvesper |
27. Mai 2013 23:59 Uhr |
Dom St. Nikolai Meditative Musik zum Tagesausklang – Gregor Szramek spielt die Suiten Nr. 1 und 2 für Violoncello |
22:30 Uhr |
Konzert 3 Josephkirche Italienische Inspirationen für Johann Sebastian Bach |
28. Mai 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai Geistliche Morgenmusik |
28. Mai 2013 12:00 Uhr |
Konzert 4 Dorfkirche Sassen Lux aeterna – Klangperformance |
28. Mai 2013 15:00 Uhr |
Konzert 5 Marienkirche Görmin Johann Sebastian Bach – Tilge, Höchster, meine Sünden |
28. Mai 2013 20:00 Uhr |
Konzert 6 Dom St. Nikolai Bach und Italien |
28. Mai 2013 23:59 Uhr |
Dom St. Nikolai Meditative Musik zum Tagesausklang – Gregor Szramek spielt die Suite Nr. 3 für Violoncello |
29. Mai 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai Geistliche Morgenmusik |
29. Mai 2013 12:00 Uhr |
Konferenzraum der Universität Greifswald cantateBach! – … nach Italiænischen Gusto – Bachs Italienerfahrung und ihre Spuren in seinem Œuvre – ein Vortrag von Prof. Dr. Matthias Schneider |
29. Mai 2013 16:00 Uhr |
Konzert 7 Aula der Universität Greifswald neue Musik für Blockflötenensemble |
29. Mai 2013 20:00 Uhr |
Konzert 8 Jacobikirche Bach und Italien … und Frankreich |
29. Mai 2013 22:00 Uhr |
Konzert 9 Dom St. Nikolai Original und Bearbeitung |
29. Mai 2013 23:59 Uhr |
Dom St. Nikolai Meditative Musik zum Tagesausklang – Gregor Szramek spielt die Suite Nr. 4 für Violoncello |
30. Mai 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai Geistliche Morgenmusik |
30. Mai 2013 11:30 + 15:00 Uhr |
Konzert 10 + 11 Jacobikirche Kinderkonzert – Johann Sebastian lernt Italienisch |
30. Mai 2013 16:00 Uhr |
Konzert 12 Aula der Universität Greifswald Johann Sebastian Bach – Non sa che sia dolore und Amore traditore |
30. Mai 2013 20:00 Uhr |
Konzert 13 Dom St. Nikolai Sinfoniekonzert mit dem Philharmonischen Orchester Vorpommern |
30. Mai 2013 22:00 Uhr |
Konzert 14 Aula des Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaft Bach und die Italienische Oper |
30. Mai 2013 23:59 Uhr |
Dom St. Nikolai Meditative Musik zum Tagesausklang – Gregor Szramek spielt die Suite Nr. 5 für Violoncello |
31. Mai 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai Geistliche Morgenmusik |
31. Mai 2013 16:00 Uhr |
Konzert 15 Bugenhagenkirche Greifswald-Wieck Gioacchino Rossini – Petite Messe solennelle |
31. Mai 2013 20:00 Uhr |
Konzert 16 Jacobikirche Große Kammermusik |
31. Mai 2013 23:59 Uhr |
Dom St. Nikolai Meditative Musik zum Tagesausklang – Gregor Szramek spielt die Suite Nr. 6 für Violoncello und Werke von Giuseppe Tartini und Pietro Locatelli |
1. Juni 2013 09:15 Uhr |
Dom St. Nikolai Turmblasen |
1. Juni 2013 10:00 Uhr |
Marienkirche Geistliche Morgenmusik |
1. Juni 2013 12:00 Uhr |
Konzert 17 Dom St. Nikolai Tanzprojekt Aeneis |
1. Juni 2013 16:00 Uhr |
Konzert 18 Marienkirche Bach und Italien – Chorkonzert |
1. Juni 2013 20:00 Uhr |
Konzert 19 Dom St. Nikolai Giuseppe Verdi: Messa da Requiem |
1. Juni 2013 22:00 Uhr |
Konzert 20 Jacobikirche Falk & Sons – Celebrate Bach |
1. Juni 2013 23:59 Uhr |
Konzert 21 Dom St. Nikolai Orgelkonzert Bach und Italien |
2. Juni 2013 10:00 Uhr |
Dom St. Nikolai Festgottesdienst |
2. Juni 2013 12:00 Uhr |
Konferenzraum der Universität Kirchenmusik oder geistliche Oper? Bemerkungen zu Monteverdis Marienvesper – ein Vortrag mit Prof. Dr. Walter Werbeck |
2. Juni 2013 16:00 Uhr |
Konzert 22 Bugenhagenkirche Greifswald-Wieck Mia Vita – Der Einigkeit im Paradiese ein süßes Willkommen |
2. Juni 2013 20:00 Uhr |
Konzert 23 Dom St. Nikolai Claudio Monteverdi – Vespro della beata vergine |