Nordischer Klang 2013 – Asta Nielsen & Paolo Nani

Paolo Nani - Der Brief
Paolo Nani - Der Brief

Offensichtlich haben die Verantwortlichen beim Nordischen Klang ihre Liebe zu den Stummfilmen entdeckt. Nachdem schon im letzten Jahr mit Pat und Patachon, die Filmhelden ein Zeugnis dänischer Filmkunst zu sehen war, steht auch beim diesjährigen Festival ein Stummfilm auf dem Programm. Wenn man in einem Lexikon den Begriff Filmstar bebildern sollte, müsste man dieses mit einem Foto von Asta Nielsen bewerkstelligen, denn schließlich gilt die dänische Schauspielerin als die erste Frau, welche sich diesen Status erarbeiten konnte. Sie spielte alles, ob ernste Rollen, ob lustige Rollen, Asta Nielsen konnte in jedem ihrer Filme ihr Publikum für sich begeistern. Der Tonfilm sollte für das Ende ihrer Karriere verantwortlich sein. Wie viele andere Stars der Stummfilmzeit konnte sie mit dem neuen Medium nichts anfangen. Mit Ausnahme des im Jahre 1932 gedrehten Films Unmöglichen Liebe, sollte sie sich dem Tonfilm verweigern und ihr Glück am Theater suchen.

Allzu viel Glück hatte sie in ihrem späteren Leben aber nicht, völlig verarmt sollte sie ihre letzte Ruhestätte in einem anonymen Grab auf dem Vestre Kirkegård von Kopenhagen finden. An sie und ihre einzigartige Karriere erinnern daher nur noch diejenigen ihrer Filme, welche die Zeiten überdauert haben. Neben den Filmstudios in Babelsberg, in dessen erster Produktion Der Totentanz Asta Nielsen in der Hauptrolle zu sehen war, erinnert übrigens auch ein kleines Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpommern an ihren einstigen Ruhm. Nirgends ist man so jung, so froh und so frei wie auf dieser schönen Insel schrieb sie einst über die Insel Hiddensee, auf der sie sich von Max Taut mit ihrem Karusel ein einzigartiges Feriendomizil errichten ließ, heute ist es als das Asta-Nielsen-Haus bekannt, in welchem sie in den Jahren von 1925 bis 1933 ihre Sommerferien verbringen sollte.

Von einer Insel stammt Ivigtut auch, welche Asta Nielsen in Das Eskimobaby mimt. Vom Grönland nach Berlin, unterschiedlicher könnten die Lebensbedingungen nicht ausfallen, mit denen der von Freddy Wingardh verkörperte Knud seiner heimlich angetrauten Frau Ivigtut konfrontiert. Ein Kulturschock sondersgleichen, nicht nur für Ivigtut, sondern auch ihre neue Umwelt, die mit der naiven und doch etwas ungezwungenen Art der fremdartigen Frau nichts anfangen kann. Ebenso fremdartig wirkt aber auch die moderne Umwelt auf Ivigtut, welche sie, die von den Anderen als exotische Attraktion angesehen wird, neugierigerweise nachmacht und in gewisser Art und Weise so das Verhalten der Mitmenschen karikiert. Der polnische Dirigent und Komponist Rafal Rozmus hat für die Aufführung von Das Eskimobaby eine neue Komposition geschrieben, welche an diesem Abend durch das UniversitätsSinfonieOrchester Greifswald unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Harald Braun uraufgeführt wird.

Vordingborg hat elfeinhalbtausend Einwohner, besitzt einen Hafen und mit dem Paolo Nani Teater die vielleicht erfolgreichste dänische Theatercompagnie. Der im italienischen Ferrara geborene Paolo Nani sollte Ende der 70ér Jahre mit dem Teatro Nucleo in Berührung kommen und letztendlich auch ein Mitglied des Ensembles. Auf einer ihrer Tourneen sollte er in Kopenhagen Nullo Facchini wiedertreffen, der inzwischen Leiter des Cantabile 2 geworden war. Ein paar Jahre arbeiten sie zusammen, bis Paolo Nani mit der Gründung des Paolo Nani Teater sein eigener Chef wurde. Allzu viele Stücke sollten es nicht werden, die Paolo Nani mit seiner Theatercompagnie inszenierte. Schuld daran ist offensichtlich die Performance Der Brief. Inzwischen weit über tausend Mal aufgeführt entwickelte sich Der Brief zu einem der Klassiker des Humors, der nun endlich auch den Weg in das Greifswalder Theater gefunden hat.

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Mann und der Wunsch einen Brief zu verfassen. An sich ist bei einer solchen Handlung nichts Lustiges zu entdecken, eigentlich. Exercices de Style heißt das Buch, in welchem der französische Autor Raymond Queneau eine Anekdote in neunundneunzig Varianten erzählt Hierbei benutzt er bei jeder einen anderen Stil. Ähnlich wie Queneau, der Paolo Nani für sein Stück inspirierte, spielt er seine Geschichte in verschiedenen Variationen. Es sind offiziell nur fünfzehn, also deutlich weniger als bei seinem Vorbild, dafür dürfte Der Brief deutlich humorvoller ausfallen. Ob nun im volltrunkenen Zustand oder ohne Arme, er muss diesen Brief schreiben. Die Art und Weise wie er das vollführt sorgt für die Unterhaltung des Publikums. Dieses übrigens schon seit über zwanzig Jahren, denn die erste Aufführung des Stückes war schon im Januar des Jahres 1992. Paolo Nani ist seitdem gereift, seine Performance Der Brief mit ihm.

Termin

7. Mai 2013
19:30 Uhr
Theater Greifswald