Statistiken, die die Welt nicht braucht oder die Umfrage zur Verkehrsmittelwahl der Greifswalder Bevölkerung

Wegefragebogen
Wegefragebogen

Für die Umfrage zur Verkehrsmittelwahl der Greifswalder Bevölkerung wurden vom Einwohnermeldeamt 2500 Haushalte ausgewählt, von denen sich überhaupt nur 434 die Mühe machten, die ihnen zugesandten Fragebögen auszufüllen. Das entspricht übrigens einer Rücklaufquote von 17.4 Prozent, die nur ein recht ungenaues Bild von den wahren Verkehrsströmen zulässt. Die Verantwortlichen behaupten zwar etwas anderes, denn schließlich ist es ihre Statistik, mit der sie vor die Öffentlichkeit treten, wer aber einen der Fragebögen vor sich hatte, kennt die darin enthaltenen Fragestellung, welche nur die an einem Tag zurückgelegten Strecken für die Beantwortung zuließ. Auf welch schwachem Fundament die Annahmen stehen, merkt man spätestens dann, wenn man sich die präsentierten Zahlen einmal genauer anschaut. Man machte sich nicht einmal die Mühe, die Daten für eine gesamte Woche zu erfassen, um dadurch einen qualifizierten Bild der wahren Verhältnisse zu erhalten, sondern wies jedem Haushalt einen Stichtag zu, den sie auf den Fragebögen verewigen sollten. Als ob ein Tag wie jeder andere wäre …

Während die Anzahl der Wege in die Firma, zur Schule oder Universität an den drei betrachteten Wochentagen (Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag) relativ stabil sein dürften, gäbe es doch massive Schwankungen, welche die Wege für eventuelle Freizeitaktivitäten und die Versorgung mit den Waren des täglichen Bedarfs betreffen. Man läuft nicht jeden Tag in den Supermarkt, treibt nicht jeden Tag Sport im Fitnessstudio, geht nicht jeden Tag ins Theater oder zu Konzerten, Lesungen und Ausstellungen oder sorgt für Umsätze in der Gastronomie, sondern verteilt die Aktivitäten mehr oder weniger auf alle Tage der Woche. An dieser Stelle kommt die Umfrage ins Spiel, welche willkürlichen einen der Tage nimmt und wie einen Standard behandelt. Es kann nun aber durchaus vorkommen, dass es einer der Tage ist, an denen man einfach mal nichts unternommen hat oder einer, bei dem man nicht wusste, wie man alle anliegenden Angelegenheiten zeitlich erledigen sollte. Unter dem Strich gesehen sind die Angaben schlicht willkürlich erhoben und sagen rein gar nichts über die Entwicklung der Verkehrsströme aus.

Im Vergleich zum Jahr 2009 ermittelte das für die Auswertung der Umfrage beauftragte Institut für Geographie und Geologie der Greifswalder Universität etwas weniger mit dem Rad zurückgelegte Wegstrecken, während es einen Anstieg bei der Nutzung von öffentlichem Nahverkehr und privaten Kraftfahrzeugen registrierte. Und für die Erkenntnis, dass bei kaltem, regnerischem Herbstwetter (14. bis 16. und 28. bis 30. Oktober 2015) weniger Leute mit dem Fahrrad unterwegs waren und lieber auf andere Verkehrsmittel zurückgriffen, als im sonnigeren Mai (12. bis 14. und 26. bis 28. Mai 2009), benötigt man ernsthaft eine solche Umfrage? Dass das Fahrrad für die Greifswalder das wichtigste Verkehrsmittel für die täglich zurückgelegten Wege ist, bemerkt man auch schon so. Als besonders dümmlich kann man beispielsweise die Auswertung der bei der Erhebung vorherrschenden Wetterverhältnisse bezeichnen, bei der erst sämtliche wochentagsspezifische Daten miteinander vermengt wurden, um dann beispielsweise an den Donnerstagen nicht nur eine deutliche Tendenz zu einem sonnig-bewölkten Wetter feststellen zu können, sondern auch zahlreiche Nennungen von Regen. Die schlichte Zahlenspielerei erinnert doch doch zu sehr an das bekannte Sprichwort

Im Durchschnitt war der Teich einen halben Meter Tief und trotzdem ist die Kuh ersoffen.