Die Drucksache mit der Nummer 06/703, welche am 11. Juli die Mitglieder der Greifswalder Bürgerschaft beschäftigen wird, könnte, wenn sie eine Mehrheit zusammenkommen sollte, bei vielen Leuten auf positive Resonanz stoßen, denn dann dürfte das Strandbad Eldena ein Ort werden, an dem man sich während der Sommermonate erholen kann, ohne ständig das Portemonnaie zücken zu müssen. Selbst bei einer Zustimmung bleibt aber ein kleiner Wehrmutstropfen übrig, denn die von mehreren Fraktionen eingebrachte Aufhebung der derzeitig gültigen Entgeltordnung des Strandbades kann aus haushaltsrechtlichen Gründen erst zum Jahreswechsel erfolgen. Die derzeitigen Gebühren wurden von der damaligen Bürgerschaft festgelegt, nachdem das Strandbad Eldena an die Greifswalder ABS gGmbH verpachtet wurde, die mit den eingenommenen Eintrittsgeldern einen Teil der Betriebskosten decken soll. Die daraus resultierenden Verluste deckt die Stadt mit einem Zuschuss aus dem Haushalt, der im letzten Jahr 36000 Euro betrug.
In den letzten Monaten mehrten sich die kritischen Stimmen, die den fehlenden Strandzugang bemängelten. So ist es durch den das Strandbad umgebenen Zaun derzeitig unmöglich, einen Spaziergang auf dem Deich zu unternehmen und den Blick auf die Dänische Wieck und den Greifswalder Bodden zu genießen, ohne dafür Geld zahlen zu müssen. Inzwischen ist der sogenannte Kuhstrand zwar wieder zugänglich, so dass man auch ohne Eintrittsgeld im Wasser baden könnte, aufgrund der dann doch sehr beschränkten Fläche bietet dieser aber keine ernsthafte Alternative zum benachbarten Strandbad, welches über einen deutlich längeren Strandabschnitt verfügt. Dieser ist wegen der dort vorhandenen Flachwasserzone für Familien mit Kindern geeignet, hat mehrere Spiel- und Sportmöglichkeiten und einen barrierefreien Strandzugang zu bieten. Vergleicht man die gebotene Leistung des Strandbades mit den Leistungen, welche man mittels Kurabgabe in den Ostseebädern bekommt, relativiert sich das auf den ersten Blick gering erscheinende Eintrittsgeld von 2.00 Euro deutlich.
Ort | Kurtaxe/Eintritt (Normalpreis) |
---|---|
Ostseebad Heringsdorf | 3.00 € |
Ostseebad Binz | 2.60 € |
Ostseebad Boltenhagen | 2.10 € |
Strandbad Eldena | 2.00 € |
Ostseebad Kühlungsborn | 2.00 € |
Ostseebad Koserow | 2.00 € |
Ostseebad Prerow | 2.00 € |
Ostseebad Zinnowitz | 2.00 € |
Ostseebad Warnemünde | 2.00 € |
Ostseebad Glowe | 1.50 € |
Seebad Lubmin | 1.50 € |
Ostseebad Hiddensee | 1.50 € |
Seebad Ueckermünde | 1.00 € |
Strandbad Stralsund | 0.00 € |
Strandbad Altefähr | 0.00 € |
Mit 3.00 Euro ist das Ostseebad Heringsdorf zusammen mit den anderen beiden Kaiserbädern Ahlbeck und Bansin preislich gesehen am oberen Ende der Tabelle zu finden, in der man die Kurabgaben der Ostseebäder Mecklenburg-Vorpommerns auflisten würde, für dieses Geld bekommt man als Urlauber aber deutlich mehr geboten, denn neben der touristischen Infrastruktur der Badestrände werden von den Einnahmen viele kulturelle Angebote wie beispielsweise Kurkonzerte oder die verschiedensten Festivitäten finanziert. Dieser Aspekt fehlt aber beim Greifswalder Strandbad völlig, denn für die hier präsentierte Kultur muss man extra bezahlen. Nicht nur im direkten Vergleich mit den Ostseebädern steht das Strandbad Eldena schlechter da, auch beim Blick in Richtung Stralsund muss es sich geschlagen geben. Für das dortige Strandbad, welches vor einigen Jahren aufwendig saniert und umgestaltet worden ist, wird von den Besuchern kein Eintritt verlangt, und das obwohl die Stadt Stralsund haushaltstechnisch deutlich schlechter als Greifswald dasteht. Auch im auf der anderen Seite des Strelasund gelegenen Altefähr kostet der Strandbesuch kein Geld.
In Greifswald gibt es keine wirklichen Alternativen, wer im Meer baden möchte, muss entweder das Geld für das Strandbad bezahlen oder ins Umland fahren. Wer aber beispielsweise während der Sommerferien größere Kinder selbstständig an den Strand lassen möchte, kann nur auf das Strandbad zurückgreifen, da hier auch Rettungsschwimmer für ihre Sicherheit sorgen. Das eigentliche Problem stellen für viele aber die Eintrittsgelder dar, wie man anhand der Auflistung der verkaufen Eintrittskarten sehen kann, welche die ABS gGmbH der Bürgerschaft in ihrem Bericht zur Verfügung gestellt hat. Obwohl das Strandbad in seiner Saison über hundertzwanzig Tage geöffnet ist findet man nur sechsundneunzig durch den KuS ermäßigte Tageskarten. Also nicht einmal eine Person, die nachweislich finanziell nicht sehr gut dasteht, besucht das Strandbad pro Tag. Für eine öffentliche Einrichtung, wie sie das Strandbad eigentlich sein soll, ist das nicht gerade sehr viel. Zumindest wurde für das letzte Jahr der öffentliche Zuschuss erhöht, damit es durch die Einführung des Mindestlohns zu keiner Preiserhöhung kam.
Darüber wie man es mit dem Strandbad weitergehen soll gibt es durchaus geteilte Meinungen. Die am weitesten gehende Forderung kam bisher von den Piraten, die den Zaun gänzlich beseitigen wollten, um so einen freien Zugang zum Strand zu ermöglichen. Da der Zaun aber dazu da ist um potentielle Vandalismusschäden zu verhindern und den gesetzlichen Verkehrssicherungspflichten der Betreiber nachzukommen, ist diese Forderung nicht mehrheitsfähig. Anders dürfte es bei interfraktionellen Beschlussvorlage sein, welche die Fraktionen der SPD und Grünen sowie den beiden Ex-Piraten Milos Rodatos und Jörg Neubert einbringen werden, bei welcher der Zaun zwar stehenbleibt, die beiden Kassenhäuschen aber ihre Aufgabe verlieren. Die Bewirtschaftung des Strandbades, die unter anderem die Reinigung des Strandes, den Verleih von Strandkörben und die Aufsicht durch Rettungsschwimmer beinhaltet, soll weiterhin durch die ABS gGmbH gewährleistet werden. Alle anderen Punkte der Benutzerordnung sind von dieser Beschlussvorlage nicht betroffen, illegale nächtliche Strandpartys, welche die Anwohner um den Schlaf bringen, sind dank der weiterhin geltenden Öffnungszeiten zumindest im Bereich des Strandbades nicht möglich.
2015 | 2017 | |
---|---|---|
Ausgaben | 99914.49 € | 80555.20 € |
Erträge | 65345.82 € | 13231.32 € |
Zuschuss | 36000.00 € | 67323.88 € |
Bei der von der ABS gGmbH vorgestellten Variante ohne Kassenpersonal mit Einnahmen aus dem Verleih von Strandkörben und Kiosk entsteht ein Verlust von insgesamt 67323.88 Euro. Dieser fällt relativ gesehen aber deutlich kleiner aus, den abzüglich schon der bisher gezahlten Zuschüsse in Höhe von 36000.00 Euro entscheidet die Bürgerschaft eigentlich nur über einen zusätzlichen Betrag von 31323.88 Euro mit dem man das Strandbad Eldena wieder zu einem öffentlichen Ort machen kann. Man darf also gespannt sein wie das Abstimmungsergebnis am 11. Juli ausfällt.