Ministerpräsidentin Manuela Schwesig lud am Dienstag in die Staatskanzlei nach Schwerin und gekommen waren die Intendanten und Gesellschafter der Theater Mecklenburg-Vorpommers. Im Gegensatz zu früheren Verhandlungen konnten sie diese nach ein paar Stunden gut gelaunt verlassen, denn schließlich garantiert ihnen der für zehn Jahre abgeschlossene Theaterpakt die Existenz ihrer Theater. Was unter einem Kultusminister Mathias Brodkorb nie denkbar gewesen wäre, dieser verbiss sich bekanntlich in die von ihm angedachte Theaterstrukturreform wie ein übereifriger Wachhund in einen Briefträger, ist nun unter einer Kultusministerin Birgit Hesse Realität geworden. Statt der ungeliebten Fusion des Theater Vorpommern mit Häusern in Stralsund, Greifswald und Putbus mit der der Theater- und Orchestergesellschaft mit Häusern in Neubrandenburg und Neustrelitz, soll es nun ein Kooperationsmodell geben, welches durch eine engere Zusammenarbeit der beiden Theater eine Kostenersparnis bringen soll.
Einzig die Fusion der Theater in Schwerin und Parchim bleibt auf der Tagesordnung, dafür gibt es aber für das Mecklenburgische Staatstheater eine Sonderregelung. Hier will das Land Mecklenburg-Vorpommern die Gesellschafteranteile der Kommunen komplett übernehmen und damit auch die kommunalen Finanzierungsanteile. Im Gegenzug soll der Landeshauptstadtvertrag mit Schwerin entfallen, welcher der Landeshauptstadt bisher an die drei Millionen Euro pro Jahr brachte, finanzielle Mittel übrigens, die zu einem großen Teil in das Schweriner Theater flossen. Beim Thema Geld gab es zudem ein Entgegenkommen von Seiten der Landesregierung, welche die jährlichen Zuschüsse an die Theater des Landes von derzeitig sechsunddreißig Millionen Euro auf vierzig Millionen Euro aufstocken will. Zudem sollen die Zuschüsse dynamisiert und mit einer zweieinhalbprozentigen Steigerung im Jahr erhöht werden. Die kommunalen Träger werden ebenso ihre Zahlungen dynamisieren, die fünfundvierzig Prozent der notwendigen Finanzmittel bereitstellen.
Die übrigen fünfundfünfzig Prozent der Kosten übernimmt das Land Mecklenburg-Vorpommern. Da das Theater Vorpommern deutlich niedrige Tarife als die Theater- und Orchestergesellschaft bezahlen kann, gibt es zudem eine Anpassung der jährlichen Zahlungen. Im Gegenzug müssen die beiden Theater einen weiteren Einschnitt in der Personaldecke hinnehmen, statt der ursprünglich vorgesehenen sechzig Stellen, sind es aber nur noch dreißig Stellen, welche mittelfristig abgebaut werden. Dies soll auch durch die Kooperation der beiden Theater ermöglicht werden, welche ihre bisherige Zusammenarbeit weiter intensivieren sollen. Die Hansestadt Rostock hatte mit ihrem Volkstheater mehr Glück, denn dieses kann laut der Vereinbarung in der Zukunft selbstständig bleiben. Da die einzige Großstadt Mecklenburg-Vorpommerns seit kurzem schuldenfrei ist, dürfte die Finanzierung eines notwendigen Theaterneubaus auch keine finanzielle Hürde mehr darstellen.
Laut Manuela Schwesig standen für das Land zwei Ziele im Vordergrund. Zum einen die Schaffung von zukunftsfähigen Theaterstrukturen im ganzen Land, zum anderen eine Bezahlung der Mitarbeiter nach Tarifvertrag. Der Theaterpakt ist übrigens kein Werk Einzelner, denn zugleich bedankt sie sich in ihrer Mitteilung an die Parteimitglieder bei der Kultusministerin Birgit Hesse, dem Finanzminister Mathias Brodkorb, dem Fraktionsvorsitzenden Thomas Krüger und dem Parlamentarischen Staatssekretär für Vorpommern Patrick Dahlemann für die gemeinsame Vorbereitung des Theaterpaktes. Mit der nun gegebenen Planungssicherheit dürfte das Theater Vorpommern wieder etwas attraktiver für Theaterleute werden, schließlich haben sich in den letzten Jahren schon zahlreiche von ihnen die Gelegenheit genutzt, ihre Karrieren an anderen Häusern fortzusetzten. Die notwendige Sanierung des maroden Greifswalder Theaters dürfte einen Knochen darstellen, an dem sich die Politik in der nächsten Zeit noch die Zähne verbeißen wird.