Theater Vorpommern – Der weiße Heiland

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Am 15. November des Jahres 1862 erblickte ein gewisser Gerhart Johann Robert Hauptmann im schlesischen Ober Salzbrunn das Licht der Welt. Zu seinem hundertfünfzigsten Geburtstag wurden nicht nur die Ausstellungsräume im Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster auf der Insel Hiddensee vergrößert, auch das Theater Vorpommern widmet sich dem großen deutschen Schriftsteller und wird das Drama Der weiße Heiland auf die Bühne bringen. In diesem im Jahre 1920 entstandenen Stück verarbeitete der Literatur-Nobelpreisträger seine Erfahrungen mit dem Krieg. Mit seinen gesellschaftskritischen Dramen erlangte er zu Zeiten des deutschen Kaiserreiches schnell den Ruf eines gefeierten Volksdichters. Er ist kritisch gegenüber der Obrigkeit, die ihm die Anerkennung verweigert. Trotz dieser Zurückweisung sollte sich Gerhart Hauptmann nach dem Ausbruch des Krieges auf die Seite des Kaisers stellen und seinen Patriotismus zur Schau stellen. Hier musste er spätestens nach der Kapitulation Deutschlands erkennen, dass er mit seinen Ansichten falsch lag. Er ging nach Locarno in der Schweiz und wurde dort ein Mitglied von Monte Verità, einer pazifistischen Kolonie.

Wer ist der Böse? Das ist eine Frage, die sich bei jedem Krieg stellt, denn jede Seite wird diese Frage mit einen Hinweis auf den Gegner beantworten wollen. Gerhard Hauptmann siedelte die Handlung seiner Geschichte in Mexiko an. Hier landet Hernán Cortés als Konquistador des spanischen Königs um das Land und sein Gold in Besitz zu nehmen. Moctezuma II. herrscht über ein Volk das einen Heiland erwartet, der über das Meer kommen soll. Die weißen Segel der spanischen Armarda verheißen den Bewohnern des Landstriches den ersehnten Besucher, was sich aber als ein fataler Irrtum herausstellen sollte. Hernán Cortés und seine Männer, geblendet von den wertvollen Geschenken der Einheimischen, wollen den gesamten Reichtum des Landes und ziehen in Richtung Tenochtitlán, der Hauptstadt des Landes. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Das Volk der Azteken wurde von den Spaniern vernichtend geschlagen und seines Goldes beraubt.

Die Welt hat sich seitdem nicht wirklich verändert. Der erste Weltkrieg und seine Schrecken, welcher Hauptmann damals dazu bewog sein Stück Der weiße Heiland zu schreiben, war tendenziell nicht anders, als der Kampf der Spanier gegen die Azteken. Der Imperialismus als Triebkraft aller Kriege, schon seit Jahrtausenden als eine Art Kampf der Kulturen getarnt, zeigt sein wahres ich nur bei genauerer Betrachtung. Die Aussage des Stückes das im Jahre 1920 entstand, der erste Weltkrieg war gerade vorbei, ist auch in heutiger Zeit noch aktuell. Die Fragen die Hauptmann darin anspricht sind bis heute nicht eindeutig beantwortet worden. In den Hauptrollen der Inszenierung wird man Marco Bahr als Montezuma und Jan Bernhardt als Hernán Cortés sehen. Neben einigen bekannten Schauspielern wie Lutz Jesse, werden mit Susanne Kreckel und Ronny Winter auch ein paar neue Mitglieder des Ensembles auf der Bühne im Rubenowsaal stehen.

Termin

30. September 2012
18:00 Uhr
Rubenowsaal