Theater Vorpommern – Der gute Tod

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Wen die Götter lieben, der stirbt jung, schon der griechische Dichter Menander betitelte einen Tod ohne Leiden als einen guten Tod. Während die Euthanasie, wie der gute Tod auf Griechisch heißt, in der Antike noch positiv belegt war, sollte sich dieses im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts ändern und mit den rassenhygienisch begründeten Tötungen körperlich und psychisch kranker Menschen durch die Nationalsozialisten umgedeutet werden. Während es in früheren darum ging, das Leiden der Menschen beim Sterben zu verringern, stand nun die gezielte Tötung im Vordergrund. Das Wort Euthanasie ist seitdem stark vorbelastet und ein Tabuthema, mit dem sich der niederländische Autor und Regisseur Wannie de Wijn in seinem Stück Der gute Tod beschäftigt hat. Im Gegensatz zu Deutschland ist in den Niederlanden unter bestimmten Auflagen die Euthanasie erlaubt. Leider ist das durch die anscheinende Liberalität der Niederländer geschaffene Gesetz das größte Risiko für das Leben der kranken Leute, denn die Ärzte können eine Euthanasie auch gegen den Willen der Betroffenen durchsetzen.

Nach einer Studie, welche die niederländische Regierung nach der Legalisierung der aktiven Sterbehilfe in Auftrag gab, war der Anteil an Leuten, die allein aufgrund des Wunsches der Angehörigen getötet wurden bei achtunddreißig Prozent, was einer Anzahl von fast tausend Opfern pro Jahr entsprach. Auf der einen Seite lindert die aktive Sterbehilfe das Leiden von Menschen, die diese in Anspruch nehmen wollen, auf der anderen Seite unterscheidet sich die aktive Sterbehilfe der Niederländer nicht wirklich von den einstigen Aktivitäten der Nationalsozialisten. Euthanasie ist daher eine Sache, die man nicht wirklich eindeutig bejahen oder verneinen kann. Wannie de Wijn siedelt die Handlung seiner Geschichte daher nicht an einem Krankenhausbett an, sondern verlegt diese in das Lebensumfeld von Bernhard (Marco Bahr), der seine nächsten Angehörigen zu sich gerufen hat.

Der Krebs an dem er leidet ist unheilbar, die Schmerzen unter denen er leidet unerträglich. Seinem Leben will er ein Ende setzen, der Termin steht fest, sein Freund der Arzt Robert (Lutz Jesse) soll ihm die gewünschte Spritze geben und so sein Elend beenden. Den Abend zuvor verbringt er mit seinen Brüdern Michael (Markus Voigt) und Ruben (Alexander Frank Zieglarski), seiner Tochter Sam (Susanne Kreckel) und seiner Geliebte Hannah (Katja Steuer). Wäre nicht der autistische Bruder Ruben, der die wichtigen Fragen über den Tod und das Sterben stellt, würden sich seine übrigen Angehörigen nur um ihre eigenen Konflikte kümmern, die an diesem Abend offen zutage treten. Wannie de Wijn lässt seine Protagonisten das Thema Euthanasie von ihrem Standpunkt aus erleben und so das immer noch aktuelle Thema auf die Bühne bringen. Er gibt keine Antwort auf die Frage ob ja oder nein, er öffnet aber den Blick auf die Komplexität der aktiven Sterbehilfe. Inszeniert wird Der gute Tod am Theater Vorpommern vom Regisseur Hannes Hametner. Einen Einblick in seine Arbeit konnte man übrigens auch schon bei der Aufführung von Pur Brel bekommen, für deren szenische Einrichtung er sich verantwortlich zeigte.

Premieren
20. April 2013 Theater Stralsund
25. Mai 2013 Theater Greifswald