Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale? lautet das Motto des diesjährigen Tag des offenen Denkmals, mehr oder weniger unbequeme Denkmale bestimmen daher die Auswahl an Baudenkmalen, die an diesem Tag besichtigt werden können. Unbequem für die Denkmalschützer sind zum einen teuer zu erhaltene Gebäude, zum anderen Gebäude, die an Kriege oder Verbrechen erinnern. Eines der markantesten Erinnerungen an die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges bot bis vor ein paar Jahren die Nikolaikirche in Anklam. Erbaut in der Zeit vom 13. bis zum 15. Jahrhundert diente die Kirche als Landmarke für die Binnenschiffer, nach dem Krieg als Ruine als Mahnung gegen Kriege. Seit ein paar Jahren wird das Gotteshaus wieder aufgebaut und ist für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Am 8. September kann man sich das Gebäude in der Zeit von 10:00 bis 17:00 Uhr anschauen und sich über die spätere Nutzung als Ikareum informieren. Weitere Baudenkmale sind in Anklam das Steintor, das im Mittelalter als Gefängnis diente und die baufällige Schwedenmühle, in der zu Schwedenzeiten Recht gesprochen wurde.
Als einziges Überbleibsel der einstigen Heeresversuchsanstalt bildet das Kraftwerk in Peenemünde heutzutage das letzte Zeugnis der ersten Raketenversuche, mit einer interessanten Ausstellung über das einstige Rüstungsprojekt des Dritten Reichs. Die übrigen Baudenkmale im Landkreis Vorpommern-Greifswald sind zum Großteil ehemalige Produktionsstätten der Landwirtschaft oder Industrien. Beispiele sind historische Gutsanlage in Schmatzin, die einst eine Melkerschule beherbergte, das Mühlenmuseum in Rubkow, die fast vollständig erhaltene Gutsanlage von Neuensund bei Strasburg, das alte Blockhaus in Wilhelmsburg, welches in früheren Zeiten den Tagelöhnern als Unterkunft diente, oder das Herrenhaus Libnow bei Murchin, das heute ein Hotel mit einer Galerie beherbergt. Andere Gebäude wie die Alte Post Wolgast oder das Hans Werner Richter Haus im Ostseebad Bansin, das einst ein Feuerwehrhaus war, bezeugen noch heute äußerlich ihre ursprüngliche Bestimmung.
Auf dem Festland des Landkreises Vorpommern-Rügen liegt der Schwerpunkt an unbequemen Denkmalen bei mittelalterlichen Kirchen sowie Gutshäusern und Schlössern. Das bekannteste Beispiel dürfte das Anfang des 198. Jahrhunderts vom schwedischen Reichsmarschall Carl Gustav Rehnskiöld errichtete Barockschloss in Griebenow sein, welches eines der am vollständigsten erhaltenen barocken Herrensitze in Vorpommern ist.Auf dem Gelände der historischen Schlossanlage finden einige kulturelle Veranstaltungen statt, von denen die Opernale wohl die Populärste sein dürfte. Unbekannter dürfte das Schloss Kölzow sein, welches am Tag des offenen Denkmals auch seine Tore öffnen wird. Neben den Stadtkirchen von Marlow und Bad Sülze, sind es einige alte Dorfkirchen, die auf interessierte Besucher warten. Dazu gehören unter anderem die Dorfkirchen von Semlow, Pütte, Niepars und Ahrenshagen-Daskow. In letztgenannter Kirche gibt übrigens der St.Klaren Chor von Ribnitz-Damgarten um 17:00 Uhr ein Konzert.
Weshalb es der Koloss von Prora nicht auf die Liste der unbequemen Denkmale geschafft hat ist unverständlich, denn schließlich ist dieses Bauwerk eine monumentale Erinnerung an den Nationalsozialismus. Geöffnet sind nur die Marienkirche in Bergen und der alte Bahnhof von Samtens. Besser sieht es für die Leute auf der Insel Hiddensee aus, denn insgesamt sechs Baudenkmale können an dem Tag besichtigt werden. Neben dem Heimatmuseum, das in einer ehemaligen Seenotrettungsstation untergebracht ist, und dem markanten Leuchtturm, die auch sonst für die Öffentlichkeit geöffnet sind, können das Asta-Nielsen-Haus, die Lietzenburg und das Doktorandenhaus der Greifswalder Universität in Kloster, sowie das Mitte des 18. Jahrhunderts als Fischerkate errichtete Hexenhaus in Vitte besichtigt werden. Im Hexenhaus werden während der Öffnungszeiten mehrere Führungen angeboten.