Blättert man einmal im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO findet man unter den derzeitig achtundsechzig Einträgen vier welche durch das Land Mecklenburg-Vorpommern vorgeschlagen und von der Expertenkommission akzeptiert wurden. Dies sind seit 2014 das schon seit über hundertsechzig Jahren veranstaltete Malchower Volksfest und das Reetdachdecker-Handwerk, im Jahre 2016 gesellten sich das Barther Kinderfest und das Tonnenabschlagen dazu. Da das Reetdachdecker-Handwerk nicht auf Mecklenburg-Vorpommern beschränkt ist, könnte man noch das im Jahre 2016 vom Land Schleswig-Holstein vorgeschlagene Niederdeutsche Theater dazuzählen, denn auch hierzulande gibt es nicht nur mehrere niederdeutsche Bühnen, auch bei den Darß-Festspielen wird die niederdeutsche Sprache gepflegt.
In diesem Jahr steht das Land wieder vor der Aufgabe, mehrere Vorschläge einzureichen und sich dabei auf die Expertenrunde zu verlassen, welche der achtzehnköpfige Landeskulturrat MV für sie darstellt. Bekanntlich sind in diesem Gremium, welches die Kultusministerin in kulturellen Fragen beraten soll, nur drei Vertreter aus Vorpommern, so dass man auf das Ergebnis der Auswahl gepannt sein kann, welche bis zum 15. April 2018 an die Kultusministerkonferenz übermittelt wird. Zumindest haben die Vorschläge aus Vorpommern eine Chance unter den ersten vier Vorschlägen zu landen, vier weitere Vorschläge bilden eine Reserve, die aber wahrscheinlich nicht greifen wird, denn dass ein oder mehrere Bundesländer ihre Kontingente nicht ausschöpfen, so dass dann Vorschläge aus anderen Bundesländern einspringen können, dürfte bei der dritten Runde wohl mehr als fraglich sein.
Von den vorpommerschen Anträgen haben gleich zwei eine Verbindung zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die einem gleich in den Sinn kommen, wenn man an den Landstrich denkt. Zum einen sind es die kunstvoll gefertigten und individuell bemalten Holztüren, welche die Seeleute während des Winters gefertigt haben, zum anderen die Zeesboote, die mit ihren brauen Segeln den maritimen Charme der Halbinsel ausmachen. Im Gegensatz zu den Stralsunder Wallensteintagen ist seit dem Jahre 1853 gefeierte Volksfest in Malchow noch recht jung, denn die Stralsunder feiern ihr Volksfest, mit dem sie an den erfolglosen Eroberungsversuch von General Wallenstein im Jahr 1628 erinnern wollen, schon ein paar hundert Jahre länger. Und diese hoffen nun auch auf eine erfolgreiche Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Ein Vorschlag der unter den ersten vier sein dürfte, die Tatsache dass er auch Schwerin betrifft, dürfte bekanntlich nicht hinderlich sein, ist das Brauchtum des Martensmannes. Dieser geht auf eine seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Tradition zurück, nach der die Lübecker Kaufleute den mecklenburgischen Herzögen am Martinstag ein Fass Rotwein übereigneten und der sogenannte Martensmann dieses Fass über Schönberg und Rehna nach Schwerin transportierte. Heutzutage erhält der Oberbürgermeister das Fass, welches glasweise beim Martensfest kostenlos unter die Anwesenden verteilt wird. Ein anderer, aber wahrscheinlich chancenloser Vorschlag, betrifft das Mecklenburger Alphorn, welches Fritz Reuter in seinem im Jahre 1865 erschienenen Roman Meine Vaterstadt Stavenhagen beschreibt, in dem er eine Episode aus dem Jahre 1820 erzählt, in dem er damals noch ein Kind, den Klängen dieses Instrumentes lauscht.
Chancenlos dürfte dieser Vorschlag hauptsächlich deshalb sein, da in diesem Jahr auch die diatonische Handharmonika vorgeschlagen wurde. Diese Instrument nennt man übrigens im Volksmund Ziehharmonika oder Quetschkommode und ohne dieses kommt kein richtiger Shantychor aus. Der siebente Vorschlag betrifft das Ziegelei-Handwerk, welches heutzutage zwar nicht mehr so häufig ausgeführt wird, dafür aber die aus den Backsteinen errichteten Bauwerke die Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns prägen. Die Verantwortung für die Auswahl der Vorschläge für Mecklenburg-Vorpommern liegt nun beim Landeskulturrat MV, über alle eingetroffenen Vorschläge für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO entscheidet dann im Laufe des Jahres die Kultusministerkonferenz und die Bundesregierung.
– Zeesboote in der Boddenlandschaft
– Bemalte Holztüren auf dem Darß
– Stralsunder Wallensteintage
– Martensmann
– Ziegelei-Handwerk
– Diatonische Handharmonika
– Mecklenburger Alphorn