Was für Berlin der Flughafen Berlin Brandenburg ist, ist für Greifswald die Galerie der Romantik. Während aber in Berlin schon seit einigen Jahren fleißig, aber bekanntlich auch erfolglos gebaut wird, haben in Greifswald noch nicht einmal die archäologischen Untersuchungen am zukünftigen Standort des Museumsneubaus stattgefunden, in dem neben den Werken Caspar David-Friedrichs auch die Werke der Christoph Müllers Sammlung dänischer Romantiker ihren Platz finden sollen. Mit der zum Ende des Jahres 2018 geplanten Fertigstellung des Gebäudes sollte dann auch die komplette Sammlung zu sehen sein, von der bisher nur ein kleiner Teil in der Kabinettsausstellung Kopenhagener Malerschule zu sehen war. Diese siebzig Werke umfassende Ausstellung wurde im Jahre 2016 zuerst in Alten Nationalgalerie Berlin präsentiert, bevor sie anschließend für ein paar Monate im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wurde.
Leider hielt sich damals die Alte Nationalgalerie Berlin nicht an die Vereinbarung mit dem Sammler, so dass das in der Ausstellung gezeigte Winterbild Caspar David Friedrichs nicht in Greifswald zu sehen war, welches künstlerisch eng mit der im Jahre 1845 entstandenen Winterlandschaft von Johan Thomas Lundbye ist und in Berlin mit diesem zusammen präsentiert wurde. Im Pommerschen Landesmuseum hing Johan Thomas Lundbyes Ölgemälde dann aber allein. Christoph Müller war über dieses Verhalten nicht gerade erfreut, hatte er der Alten Nationalgalerie doch das Recht eingeräumt, sich aus der Sammlung ein Werk auszusuchen, welches anschließend nach Berlin kommen sollte. Die Wahl der Berliner fiel damals auf die Winterlandschaft von Johan Thomas Lundbye, das besagte Bild, neben welchem eigentlich Caspar David-Friedrichs Winterlandschaft hängen sollte.
Aufgrund der nicht eingehaltenen Absprache sah sich Christoph Müller nicht mehr in der Verpflichtung, die von ihm angedachte Schenkung an die Alten Nationalgalerie Berlin zu vollziehen, so dass seine Sammlung dänischer Romantiker nun auch vollständig in Greifswald zu sehen sein wird. Übrigens nicht nur vollständig, sondern auch noch etwas umfangreicher, denn in Absprache mit der Kuratorin Birte Frenssen sind noch einige Werke dazugekommen, welche die an sich schon größte Sammlung dänischer Malerei eines deutschen Museums komplettieren. Da die Eröffnung der Galerie der Romantik noch lange auf sich warten lässt, macht das Pommersche Landesmuseum aus der Not eine Tugend und räumt seit Anfang des Jahres das obere Geschoss der Gemäldegalerie, in dem dann ab dem 25. März die komplette Sammlung Christoph Müller gezeigt werden soll.
Waren es bei der der Kabinettsausstellung Kopenhagener Malerschule etwa siebzig Bilder, von denen einige Werke aus den Beständen der Alten Nationalgalerie Berlin stammten, sind es nun dreihundertachtzig Werke dänischer Romantiker, welche die Besucher des Pommerschen Landesmuseums bis zum 12. August bewundern können. Im Schenkungsvertrag, den am 4. April 2014 Christoph Müller und der damalige Kulturminister Mathias Brodkorb unterschrieben, bestand die umfangreiche Sammlung aus hundertzweiundfünfzig Gemälden, hundertzweiundsiebzig Zeichnungen und fünfzig Grafiken. Christoph Müllers Sammlung dänischer Romantiker ging durch diesen Vertrag in den Bestand des Staatlichen Museums Schwerin über, welches die Sammlung dem Pommerschen Landesmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen wird. Es war übrigens nicht erste Schenkung von Christoph Müller an ein Museum.
Im Jahre 2007 konnte sich das Kupferstichkabinett Berlin über eine umfangreiche Schenkung von Zeichnungen und Grafiken freuen, im Jahre 2013 das Staatliche Museum Schwerin über eine hundertfünfundfünfzig Gemälde umfassenden Sammlung niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts. Für die Sammlung dänischer Romantiker erkor der seit einigen Jahren in Sassnitz beheimatete Kunstsammler die Heimat Caspar David Friedrichs, der den mit der Natur verbundenen Geist der Kopenhagener Malerschule in sich aufsog und zum bedeutendsten Vertreter der deutschen Romantik wurde. Christoffer Wilhelm Eckersberg, unter dem die Kopenhagener Malerschule ihren künstlerischen Höhepunkt hatte, war dort nicht nur sein Lehrer, sondern auch der seiner beiden Freunde und Malerkollegen Philipp Otto Runge und Johan Christian Clausen Dahl, womit man schon die Behauptung aufstellen könnte, dass die Wurzeln der deutschen Romantik eigentlich in Dänemark zu finden sind.
Übrigens bot nicht nur Greifswald als Heimatstadt von Caspar David Friedrich den Ausschlag für die Wahl der künftigen Heimat der zahlreichen Kunstwerke, denn auch andere Museen hatten im Vorfeld ein Interesse an der Sammlung gezeigt. Dass diese ebenso wie die Sammlung der Niederländer, deren damaliger Wert auf zwanzig bis dreißig Millionen Euro geschätzt wurde, nicht nach Berlin ging, ist unter anderem auch der Tatsache geschuldet, dass die Bilder anschließend eher einen Platz im Depot als an der Wand der Gemäldegalerie gefunden hätten. Nach dem Ende der Sonderausstellung werden bis zur Einweihung der Galerie der Romantik die meisten Bilder zwar auch im Depot verweilen müssen, dann aber verfügen sie über einen angemessenen Rahmen, um die Stadt Greifswald als Museumsstandort und Zentrum der Romantik zu stärken. Bis dahin kommen auf das Pommersche Landesmuseum etwas unruhigere Zeiten zu, denn ab September 2018 verwandelt sich das Museum in eine Baustelle.
Termin
25. März bis 04. November 2018
Pommersches Landesmuseum