Obwohl die Chinesen ein Milliardenvolk sind, ist ihre Anzahl in Greifswald derzeitig (noch) recht überschaubar. Schätzungen gehen von etwa einhundert Personen aus, die hauptsächlich an der Universität zu finden sind, sei es um hier ein Studium zu absolvieren oder in der Forschung tätig zu sein. Seit einigen Jahren gibt es auch in Greifswald einen CSSA (Chinese Students and Scholars Association), dessen Aufgabe es ist, diese dabei zu unterstützen. China, so groß es auch ist, ist für viele Greifswalder ein exotisches Land, welches sie wohl nur vom Buffet beim Asiaten kennen dürften, von den in den jeweiligen Haushalten zu findenden Produkten mit Made in China einmal abgesehen. Zumindest ändert sich dieses seit einiger Zeit, denn seit dem Jahre 2012 existieren zwischen der Universität- und Hansestadt Greifswald und der chinesischen Stadt Benxi die ersten Kontakte, die langsam aber sicher Gestalt annehmen.
So soll in Zusammenarbeit mit Universitätsmedizin mit chinesischen Partnern ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Greifswald entstehen. Schon seit 2017 wird dank der Zusammenarbeit mit dem Stralsunder Konfuzius-Institut am Alexander-von Humboldt-Gymnasium und an der Montessorischule Chinesisch-Unterricht angeboten. Der jährliche Höhepunkt ist in China das traditionelle Neujahrsfest, der auch von den in Greifswald beheimateten Chinesen begangen wird. War dieses Fest noch im Jahre 2015 nur für Vereinsmitglieder in Leben gerufen worden, nutzt der CSSA und seine Mitglieder seit einigen Jahren die Gelegenheit dazu, interessierten Leuten die Jahrtausende alte Kultur Chinas näherzubringen. Entsprechend gut besucht waren die Räumlichkeiten der Kapelle des St. Spiritus am 4. Januar. Das von den Mitgliedern des Vereins präsentierte mehrstündige Unterhaltungsprogramm bestand aus unter anderem aus traditioneller Musik, verschiedenen Tanzaufführungen, Gesang und Präsentationen von Kung-Fu-Techniken.
In der Pause konnten die Gäste die verschiedensten Reiskuchen und Snacks probieren, die auch in China anlässlich des Neujahrsfestes gereicht werden. Der Termin am 4. Januar war übrigens der Prüfungszeit geschuldet, das neue Jahr beginnt in China 2020 erst am 25. Januar. Bis dahin stehen die übrigen Tage des Januars noch unter dem Zeichen des Schweins, dem letzten Tier des chinesischen Tierkreises. Mit der Ratte, dem ersten Tier des Tierkreises beginnt ein neuer Zyklus. In der chinesischen Mythologie ist die Ratte positiver besetzt als im europäischen Kulturkreis, wo sie meist für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich war. Zu den Eigenschaften der Ratte, welche die Chinesen dem Tierkreiszeichen zuschreiben, gehören unter anderem Klugheit, Ehrgeiz und Charisma, alles Eigenschaften, mit welchen es die Ratte auf den ersten Platz schaffte.
Eine Legende besagt, dass der Jadekaiser ein Rennen veranstaltete, um die Reihenfolge der Tiere im Tierkreis festzulegen. Damals war die Ratte noch mit der Katze befreundet, hatte aber den Ehrgeiz den ersten Platz zu erreichen. Und so kam es ihr gelegen, dass sie, als an einen Fluss kamen, die Katze erst mal ein Nickerchen machen wollte. Statt sie wie versprochen zu wecken, machte sich die Ratte alleine auf den Weg. Da sie den Fluss nicht alleine überwinden konnte, überredete sie den Ochsen, mit ihr ein Team zu bilden und gemeinsam zu gewinnen. Gesagt getan, kurz vor dem Ziel sprang sie aber vom Rücken des Ochsen und gelangte so als erstes Tier zum Ziel. Der gutmütige Ochse wurde somit nur Zweiter. Nach und nach kamen die anderen Tiere am Ziel an, nur die Katze schlummerte tief und fest. Sie wachte erst auf, als das Rennen vorbei war. Dass seit dieser Zeit die Katze die Ratte nicht mehr mag und sich für die Niederlage rächen möchte, dürfte verständlich sein.