Nordischer Klang 2022

Nordischer Klang 2022 © Wally Pruß
Nordischer Klang 2022 © Wally Pruß

Nachdem im letzten Jahr die in die Sommermonate verlegten Open-Air-Konzerte die Höhepunkte des Nordischen Klangs waren, sollen auch in diesem Jahr die meisten Konzerte unter freiem Himmel stattfinden, schon allein um die Beschränkungen bei den Sitzplatzkapazitäten in Innenträumen zu umgehen. Im Mai wird man zwar eher an den Hochsommer in Grönland erinnert fühlen, wo die Thermometer für gewöhnlich nur zwischen fünf bis fünfzehn Grad anzeigen, aber da es bekanntlich nur die falsche Bekleidung gibt, dürfte das kein Argument sein. Digitale Veranstaltungen sind zwar schön und gut, viele Veranstaltungen, darunter auch Konzerte, transportieren aber auch gewisse Stimmungen, die man in einem Stream niemals spüren kann.

Zu diesen Stimmungen gehört die Begeisterung des Publikums, welches den Protagonisten auf der Bühne nicht vorenthalten sollte, besonders dann, wenn es sich wie bei einigen Nachwuchsstars um den ersten Auftritt außerhalb des Heimatlandes handelt. Zu diesen gehören die beiden Band des Eröffnungsabends, die in ihrer Heimat Norwegen, übrigens dem diesjährigen Schirmherrenland, schon eine große Fanbasis haben, in Deutschland aber noch nicht wirklich bekannt sind. Norwegen ist flächenmäßig zwar groß, aber bevölkerungstechnisch gesehen recht dünn besiedelt, entsprechend überschaubar ist die Auswahl an bekannten Musikern, überschaubar, dass in einer Quizshow die Frage nach einer norwegischen Band zu fast hundert Prozent mit A-ha beantwortet werden dürfte.

Dabei ist das Angebot an Musikern in Norwegen nicht so klein, dass diese eindeutige Antwort auf Ewigkeiten bestand haben müsste. Dass die Musik zudem recht vielfältig ausfallen kann, beweist der Nordische Klang mit seiner Auswahl an Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die achtköpfige Formation Three Souls mit souliger Musik ihr Publikum begeistert, sind es auch einheimischen Gesänge wie Joik, welche das Trio Isák in ihre Art von Popmusik einfließen lässt. Anders sieht es schon am folgenden Abend aus, der unter dem Motto Scandinavian Stars steht.

Neben der norwegischen Neosoul-Band D’Sound, welche in diesem Jahr ihr fünfundzwanzigjähriges Bühnenjubiläum feiert, ist es die schwedische Sängerin Isabel Sörling, welche vor zwölf Jahren schon einmal den Nordischen Klang mit ihrer Musik bereicherte, seinerzeit zusammen mit Per Orvang mit als Duo Kilimanjaro. Seitdem ist viel Wasser die Seine heruntergeflossen, denn die französische Hauptstadt Paris mit ihrer kreativen Musikszene sollte zu ihrer Wahlheimat werden. Inwieweit sich diese Einflüsse auf ihr kreatives Schaffen bemerkbar machten, kann man am zweiten Festivalabend hören. Als völliger Kontrast dazu wird das Konzertprogramm D’Sound ausfallen, welche diesem Abend mit einer Auswahl ihrer größten Hits beenden wird.

Mit dem unter dem Motto Åland Experience gestellten dritten Konzertabend in Reihe, dürfte das erste Festivalwochenende den Kauf einer Klangkarte gerechtfertigt haben, welche in diesem Jahr 25 Euro kostet und den Preis der Konzerte auf 5 Euro herabsenkt. Die zu Finnland gehörenden Ålandinseln haben Schwedisch als Amtssprache und keine dreißigtausend Einwohner. Trotzdem werden es mit Quasimondo und Birdpeople zwei auf Åland beheimatete Bands sein, welche der Nordische Klang an dem Abend präsentieren wird. Frithjof Strauss, der musikalische Leiter des Festivals beweist seit Jahren ein glückliches Händchen bei der Musikauswahl, entsprechend dürften auch die Freunde des Jazz ein paar Tage später auf ihre Kosten kommen, wenn Östgötabandet und Otooto im Theater auftreten.

Im Gegensatz zu anderen Konzerten gibt es hier Platzkarten, ein früher Kauf der Eintrittskarten sichert bekanntlich die besten Plätze. Wenn beim Abschlussfestmit Whatclub, Mall Girl und Lexsoul Dancemachine gleich drei Bands für gute Stimmung sorgen, wird der Nordische Klang seinem Publikum wieder eine große programmatische Bandbreite an nordischer Kultur präsentiert haben, welche nicht nur aus Konzerten bestanden haben wird. Zahlreiche Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Filme bereichern das Programm, welches man in seiner aktuellsten Fassung auf der Seite des Festivals finden kann.

PS Wer sich auch noch kulinarisch verwöhnen lassen möchte, sei das Café & Restaurant Lichtblick empfohlen, welches in der Woche vom 9. zum 14. Mai auf seiner Speisekarte der skandinavischen Küche huldigen wird.

Programm

Montag 2. Mai 2022
20:00 Uhr STRAZE Filmclub Casablanca – Eine Nacht in Helsinki
Freitag 6. Mai 2022
16:00 Uhr Stadtbibliothek KinderKino – Käpt’n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama
18:00 Uhr Innenhof des Universitätshauptgebäudes Eröffnungsfeier — Three Souls
20:00 Uhr Innenhof des Universitätshauptgebäudes Eröffnungskonzert – Three Souls, Isák
Samstag 7. Mai 2022
10:30 Uhr Stadtbibliothek Vorlesen am Samstag
14:00 Uhr St. Spiritus Ausstellung – Nocturne – Jana Semrau – Bilder zu Gedichten von Edith Södergran
16:00 Uhr Hörsaalgebäude, Campus Loefflerstraße Ausstellung – SIE kommen …mit neuen Comics aus Schweden – Weibliche Comicfiguren in der aktuelle grafischen Literatur
19:00 Uhr Innenhof des Universitätshauptgebäudes Isabel Sörling, D’Sound
Sonntag 8. Mai 2022
18:00 Uhr Innenhof des Universitätshauptgebäudes Robert Zetterqvist & Quasimondo, Birdpeople (Åland)
Montag 9. Mai 2022
10:00-15:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Säkularisierung erzählen. Entwürfe skandinavischer Literaturen um 1900
18:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Abendvortrag – Hans Joas – Was kommt nach der Säkularisierungsthese? Religiöse und säkulare Quellen des Menschheitsethos
20:00 Uhr Aula der Universität Duo Vardøg
Dienstag 10. Mai 2022
10:00-15:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Säkularisierung erzählen. Entwürfe skandinavischer Literaturen um 1900
18:00 Uhr Museumswerft Buchpräsentation — Volter Kilpi – Im Saal von Alastalo
20:00 Uhr STRAZE Aino & Miihkali, Low-Fly Quintet
Mittwoch 11. Mai 2022
8:00 & 10:00 Uhr Stadtbibliotek Wikinger – Interaktive Lesung für Schulklassen mit Maja Nielsen
12:00 Uhr Pommersches Landesmuseum Eindrücke von Norwegen – Kunstpause mit Dr. Sabine Lindqvist
14:00 Uhr Straze Leben und Kunst auf Åland – Kulturgespräch mit der Band Birdpeople
18:00 Uhr Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Åland 100 – Discussions on security and identity in a complex world –
Podiumsveranstaltung mit dem åländischen Friedensinstitut
20:00 Uhr Koeppenhaus Island. Eine Insel und ihre Bücher – Autorenlesung mit Marcel Krueger
19:00 Uhr Ballsaal Tucholski, Loitz Aino & Miihkali
Donnerstag 12. Mai 2022
8:00 & 10:00 Uhr Pommersches Landesmuseum Wikinger – Interaktive Lesung für Schulkinder mit Maja Nielsen
18:00 Uhr Stadtbibliothek Ein dänischer Winter – Autorenlesung mit Sanne Jellings
20:00 Uhr St. Spiritus Stringflip, Happy Heartaches
Freitag 13. Mai 2022
15:00 Uhr Stadtbibliothek Ausstellung – Å wie Åland — Fotografien von Sascha Zachhuber
20:00 Uhr Theater Östgötabandet, OTOOTO
Samstag 14. Mai 2022
11:00 Straze Partnerstädtekonzert der Musikschulen Lund und Greifswald
18:00 Uhr St. Spiritus Hof Abschlussfest – Whatclub, Mall Girl, Lexsoul Dancemachine
Sonntag 15. Mai 2022
17:00 Uhr CineStar Der schlimmste Mensch der Welt – Spielfilm von Joachim Trier
19:00 Uhr Dom St. Nikolai UniversitätsSinfonieOrchester Greifswald – Werke von Sibelius und Klami
Montag 16. Mai 2022
17:00 & 20:00 Uhr CineStar Der schlimmste Mensch der Welt – Spielfilm von Joachim Trier