Nachdem im letzten Jahr die in die Sommermonate verlegten Open-Air-Konzerte die Höhepunkte des Nordischen Klangs waren, sollen auch in diesem Jahr die meisten Konzerte unter freiem Himmel stattfinden, schon allein um die Beschränkungen bei den Sitzplatzkapazitäten in Innenträumen zu umgehen. Im Mai wird man zwar eher an den Hochsommer in Grönland erinnert fühlen, wo die Thermometer für gewöhnlich nur zwischen fünf bis fünfzehn Grad anzeigen, aber da es bekanntlich nur die falsche Bekleidung gibt, dürfte das kein Argument sein. Digitale Veranstaltungen sind zwar schön und gut, viele Veranstaltungen, darunter auch Konzerte, transportieren aber auch gewisse Stimmungen, die man in einem Stream niemals spüren kann.
Zu diesen Stimmungen gehört die Begeisterung des Publikums, welches den Protagonisten auf der Bühne nicht vorenthalten sollte, besonders dann, wenn es sich wie bei einigen Nachwuchsstars um den ersten Auftritt außerhalb des Heimatlandes handelt. Zu diesen gehören die beiden Band des Eröffnungsabends, die in ihrer Heimat Norwegen, übrigens dem diesjährigen Schirmherrenland, schon eine große Fanbasis haben, in Deutschland aber noch nicht wirklich bekannt sind. Norwegen ist flächenmäßig zwar groß, aber bevölkerungstechnisch gesehen recht dünn besiedelt, entsprechend überschaubar ist die Auswahl an bekannten Musikern, überschaubar, dass in einer Quizshow die Frage nach einer norwegischen Band zu fast hundert Prozent mit A-ha beantwortet werden dürfte.
Dabei ist das Angebot an Musikern in Norwegen nicht so klein, dass diese eindeutige Antwort auf Ewigkeiten bestand haben müsste. Dass die Musik zudem recht vielfältig ausfallen kann, beweist der Nordische Klang mit seiner Auswahl an Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die achtköpfige Formation Three Souls mit souliger Musik ihr Publikum begeistert, sind es auch einheimischen Gesänge wie Joik, welche das Trio Isák in ihre Art von Popmusik einfließen lässt. Anders sieht es schon am folgenden Abend aus, der unter dem Motto Scandinavian Stars steht.
Neben der norwegischen Neosoul-Band D’Sound, welche in diesem Jahr ihr fünfundzwanzigjähriges Bühnenjubiläum feiert, ist es die schwedische Sängerin Isabel Sörling, welche vor zwölf Jahren schon einmal den Nordischen Klang mit ihrer Musik bereicherte, seinerzeit zusammen mit Per Orvang mit als Duo Kilimanjaro. Seitdem ist viel Wasser die Seine heruntergeflossen, denn die französische Hauptstadt Paris mit ihrer kreativen Musikszene sollte zu ihrer Wahlheimat werden. Inwieweit sich diese Einflüsse auf ihr kreatives Schaffen bemerkbar machten, kann man am zweiten Festivalabend hören. Als völliger Kontrast dazu wird das Konzertprogramm D’Sound ausfallen, welche diesem Abend mit einer Auswahl ihrer größten Hits beenden wird.
Mit dem unter dem Motto Åland Experience gestellten dritten Konzertabend in Reihe, dürfte das erste Festivalwochenende den Kauf einer Klangkarte gerechtfertigt haben, welche in diesem Jahr 25 Euro kostet und den Preis der Konzerte auf 5 Euro herabsenkt. Die zu Finnland gehörenden Ålandinseln haben Schwedisch als Amtssprache und keine dreißigtausend Einwohner. Trotzdem werden es mit Quasimondo und Birdpeople zwei auf Åland beheimatete Bands sein, welche der Nordische Klang an dem Abend präsentieren wird. Frithjof Strauss, der musikalische Leiter des Festivals beweist seit Jahren ein glückliches Händchen bei der Musikauswahl, entsprechend dürften auch die Freunde des Jazz ein paar Tage später auf ihre Kosten kommen, wenn Östgötabandet und Otooto im Theater auftreten.
Im Gegensatz zu anderen Konzerten gibt es hier Platzkarten, ein früher Kauf der Eintrittskarten sichert bekanntlich die besten Plätze. Wenn beim Abschlussfestmit Whatclub, Mall Girl und Lexsoul Dancemachine gleich drei Bands für gute Stimmung sorgen, wird der Nordische Klang seinem Publikum wieder eine große programmatische Bandbreite an nordischer Kultur präsentiert haben, welche nicht nur aus Konzerten bestanden haben wird. Zahlreiche Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Filme bereichern das Programm, welches man in seiner aktuellsten Fassung auf der Seite des Festivals finden kann.
PS Wer sich auch noch kulinarisch verwöhnen lassen möchte, sei das Café & Restaurant Lichtblick empfohlen, welches in der Woche vom 9. zum 14. Mai auf seiner Speisekarte der skandinavischen Küche huldigen wird.
Programm
Montag | 2. Mai 2022 | |
20:00 Uhr | STRAZE | Filmclub Casablanca – Eine Nacht in Helsinki |
Freitag | 6. Mai 2022 | |
16:00 Uhr | Stadtbibliothek | KinderKino – Käpt’n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama |
18:00 Uhr | Innenhof des Universitätshauptgebäudes | Eröffnungsfeier — Three Souls |
20:00 Uhr | Innenhof des Universitätshauptgebäudes | Eröffnungskonzert – Three Souls, Isák |
Samstag | 7. Mai 2022 | |
10:30 Uhr | Stadtbibliothek | Vorlesen am Samstag |
14:00 Uhr | St. Spiritus | Ausstellung – Nocturne – Jana Semrau – Bilder zu Gedichten von Edith Södergran |
16:00 Uhr | Hörsaalgebäude, Campus Loefflerstraße | Ausstellung – SIE kommen …mit neuen Comics aus Schweden – Weibliche Comicfiguren in der aktuelle grafischen Literatur |
19:00 Uhr | Innenhof des Universitätshauptgebäudes | Isabel Sörling, D’Sound |
Sonntag | 8. Mai 2022 | |
18:00 Uhr | Innenhof des Universitätshauptgebäudes | Robert Zetterqvist & Quasimondo, Birdpeople (Åland) |
Montag | 9. Mai 2022 | |
10:00-15:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg | Säkularisierung erzählen. Entwürfe skandinavischer Literaturen um 1900 |
18:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg | Abendvortrag – Hans Joas – Was kommt nach der Säkularisierungsthese? Religiöse und säkulare Quellen des Menschheitsethos |
20:00 Uhr | Aula der Universität | Duo Vardøg |
Dienstag | 10. Mai 2022 | |
10:00-15:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg | Säkularisierung erzählen. Entwürfe skandinavischer Literaturen um 1900 |
18:00 Uhr | Museumswerft | Buchpräsentation — Volter Kilpi – Im Saal von Alastalo |
20:00 Uhr | STRAZE | Aino & Miihkali, Low-Fly Quintet |
Mittwoch | 11. Mai 2022 | |
8:00 & 10:00 Uhr | Stadtbibliotek | Wikinger – Interaktive Lesung für Schulklassen mit Maja Nielsen |
12:00 Uhr | Pommersches Landesmuseum | Eindrücke von Norwegen – Kunstpause mit Dr. Sabine Lindqvist |
14:00 Uhr | Straze | Leben und Kunst auf Åland – Kulturgespräch mit der Band Birdpeople |
18:00 Uhr | Alfried Krupp Wissenschaftskolleg |
Åland 100 – Discussions on security and identity in a complex world – Podiumsveranstaltung mit dem åländischen Friedensinstitut |
20:00 Uhr | Koeppenhaus | Island. Eine Insel und ihre Bücher – Autorenlesung mit Marcel Krueger |
19:00 Uhr | Ballsaal Tucholski, Loitz | Aino & Miihkali |
Donnerstag | 12. Mai 2022 | |
8:00 & 10:00 Uhr | Pommersches Landesmuseum | Wikinger – Interaktive Lesung für Schulkinder mit Maja Nielsen |
18:00 Uhr | Stadtbibliothek | Ein dänischer Winter – Autorenlesung mit Sanne Jellings |
20:00 Uhr | St. Spiritus | Stringflip, Happy Heartaches |
Freitag | 13. Mai 2022 | |
15:00 Uhr | Stadtbibliothek | Ausstellung – Å wie Åland — Fotografien von Sascha Zachhuber |
20:00 Uhr | Theater | Östgötabandet, OTOOTO |
Samstag | 14. Mai 2022 | |
11:00 | Straze | Partnerstädtekonzert der Musikschulen Lund und Greifswald |
18:00 Uhr | St. Spiritus Hof | Abschlussfest – Whatclub, Mall Girl, Lexsoul Dancemachine |
Sonntag | 15. Mai 2022 | |
17:00 Uhr | CineStar | Der schlimmste Mensch der Welt – Spielfilm von Joachim Trier |
19:00 Uhr | Dom St. Nikolai | UniversitätsSinfonieOrchester Greifswald – Werke von Sibelius und Klami |
Montag | 16. Mai 2022 | |
17:00 & 20:00 Uhr | CineStar | Der schlimmste Mensch der Welt – Spielfilm von Joachim Trier |