Das EU-Projekt Trans-Opera verabschiedete sich mit einer Ausstellung und einem Konzert

De Prohner Hafengäng und Keja
De Prohner Hafengäng und Keja

Musik verbindet, ganz besonders in denjenigen Grenzregionen mit relativ großen sprachlichen Barrieren. Die wenigsten Vorpommern sprechen Polnisch, die wenigsten Westpommern Deutsch. Was lag da näher, als ein Projekt ins Leben zu rufen, mit dem man Akteure auf beiden Seiten der Grenze mit Hilfe der Musik, in diesem Fall über die Oper, zusammenbringen kann. Anlässlich des sechzigjährigen Jubiläums der Opera na Zamku Szczecin ermöglichte das EU-Projekt Trans-Opera zusammen mit dem Theater Vorpommern Ruggero Leoncavallos Oper Pagliacci als Open-Air-Theateraufführung auf die Bühne zu bringen. Interessanter als die recht spektakuläre Opernaufführung mit Artisten dürften die um diese Oper gewachsenen Kooperationen sein, welche zumeist rein gar nichts mit dem Thema Oper zu tun haben. So erhielten Katharina Wittfeld, Jens Carnin und Mario Tschirn vom Photoclub Nord Greifswald sowie Monika Wieclaw, Bogusz Borkowski und Tomasz Seidler von der Fotografischen Gesellschaft Szczecin die einmalige Gelegenheit die Generalprobe und die Premiere der Oper mit ihren Kameras festzuhalten.

Entstanden ist eine gemeinsame Fotoausstellung, die durch den Theaterfotografen Vincent Leifer kuratiert wurde, welcher nach eigenen Aussagen positiv von der hohen Qualität der Bilder überrascht war. Ein neues Ziel haben die Mitglieder der beiden Fotoclubs schon für sich auserkoren, für die nächste gemeinsame Ausstellung sollen pommersche Gutshäuser porträtiert werden. Eine neue Kooperation konnte auch der im vorpommerschen Prohn beheimatete Shantychor De Prohner Hafengäng verkünden, der im Rahmen von Trans-Opera einen polnischen Chor begegnete, der das völlige Gegenteil darstellt. Sind es beim Shantychor De Prohner Hafengäng sangesfreudige ältere Herren, handelt es sich bei dem in Swinemünde beheimateten Shantychor Keja um ältere Damen, die gemeinsam ihre Leidenschaft für maritimes Liedgut ausleben. In Deutschland, zumindest in Mecklenburg-Vorpommern, sind Shantychöre reine Männersache, gemischte Shantychöre oder reine Frauenshantychöre muss man dagegen mit der Lupe suchen. Die Sänger von De Prohner Hafengäng ließen sich auf das Experiment ein, einen gemeinsamen Auftritt in Stettin zu absolvieren. Bei einem gemeinsamen Auftritt soll es aber nicht bleiben, denn zukünftig wollen die Prohner Festivalveranstaltern den polnischen Chor empfehlen, mit dem sie dank Trans-Opera eine Freundschaft verbindet.

Dass die beiden Shantychöre gut miteinander harmonieren, konnte man bei ihren gemeinsamen Auftritt mit mehreren artistischen Einlagen in der Klosterruine Eldena sehen, zu dem die beiden Theater geladen hatten. Diese Gelegenheit ließen sich trotz oder gerade wegen des guten Wetters viele nicht nehmen, denn zeitweise bevölkerten gut hundertfünfzig Zuschauer gleichzeitig die historischen Gemäuer, welche dank der vorherigen Aufführung von Robin Hood bestuhlt war. Während beide Chöre zumeist in ihren jeweiligen Muttersprachen sangen, bot sich Martha Müller-Grählerts Wo de Ostseewellen trecken an den Strand für einen gemeinsamen Auftritt an. Der Applaus des Publikums, welches nicht nur aus älteren Leuten bestand, fiel entsprechend begeistert aus. Ironischerweise hat es ein Opernprojekt geschafft, mit dem anderthalbstündigen Auftritt mehr maritimes Flair nach Eldena zu bringen, als es das Fischerfest Gaffelrigg für gewöhnlich an einem ganzen Wochenende schafft. Das EU-Projekt Trans-Opera wird zwar im Herbst dieses Jahres auslaufen, von den durch dass Projekt begründeten grenzübergreifenden Kooperationen dürfte man in Zukunft wohl noch so Einiges hören und sehen.