Ich packe meinen Koffer in der Stralsunder Nikolaikirche

Stralsund
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Ich packe meinen Koffer und nehme mit: die Solarwirtschaft, eine Ernährungssicherung, die ökosoziale Marktwirtschaft, den Schutz der Biodiversität, eine faire Gesellschaft, ökologischen Wohlstand, globale Gerechtigkeit, Entwicklung statt Wachstum, die Stärkung regionaler Märkte, einen ökologischen Fußabdruck, den Klimawandel und die Menschenwürde. Die neue Sonderausstellung, die in der Zeit vom 23. Juni zum 30. August in der Stralsunder Nikolaikirche zu sehen ist, hat mit dem bekannten Kinderspiel nur den Namen gemein. Die offiziell als Kofferausstellung betitelte Ausstellung präsentiert in insgesamt zwölf Koffern zwölf Forderungen, die von zwölf Personen gestellt werden. Dabei wurde jeder der fordernden Personen ein Koffer zugeordnet, deren Inhalte die Hintergründe die Forderungen visuell darstellen. An der Kofferaußenseite befinden sich die jeweiligen Wünsche, das Kofferinnere vermittelt den das Wissen mit Schautafeln und interaktiven Exponaten.

Wind, Wasser, Sonne! Aus fossilen Rohstoffen erzeugte Energie dominiert dertzeitig immer noch den hiesigen Strommarkt, erneuerbaren Energien soll daher die Zukunft gewiesen werden. Dementsprechend beschäftigt sich der erste der insgesamt zwölf Koffer mit Solarenergie. Mit Solarzellen werden die Modelle angetrieben, die sich im Kofferinneren befinden und den Spieltrieb der Besucher wecken, die mit Hilfe einer Taschenlampe die Modelle in Gang setzten können. Nahrung ist Menschenrecht! zumindest auf dem Papier, die Wahrheit sieht leider anders aus, denn Nahrungsmittelspekulationen und unausgeglichener Welthandel sorgen für den Hunger in weiten Teilen der Welt, während in anderen Teilen die Lebensmittel sogar schon für die Erzeugung von Strom verwendet werden. Anhand von elf verschiedenen Lebensmitteln, wie beispielsweise Reis, Mais und Soja, die sich unter Topfdeckeln verbergen, können die Ursachen der jeweiligen Nahrungsmittelknappheit durch das Lüften der Topfdeckel erkannt werden.

Dem Markt Regeln geben! Ökonomie hat nicht immer auch etwas mit Ökologie zu tun, denn die Menschen betreiben in vielen Regionen Raubbau an der Natur. zum dritten Koffer passt auch Koffer Nummer vier mit seiner Forderung Die Schöpfung bewahren!. Die Abholzung des Regenwaldes nimmt vielen Tieren und Pflanzen den Lebensraum, monotoner Anbau von Pflanzen schädigt den Boden und macht diesen unfruchtbar. Aber auch der Klimawandel wird durch diese Aktivitäten beschleunigt. Zumindest im Kleinen können die Besucher etwas dagegen tun, indem sie in dem Kofferinneren Samenkörner sähen und schon vorhandene Pflanzen pflegen können. Der Koffer mit dem Aufdruck Solidarität leben – Arbeit fair teilen! beschäftigt sich mit einer fairen Gesellschaft, in der alle Menschen nachhaltig von ihrer Arbeit leben können. Und nicht nur leben, sondern auch gut leben. Der Koffer mit der Forderung Gut leben, statt viel haben! fordert daher auch das Ende der derzeitigen Wegwerfgesellschaft und die Schaffung einer neuen ökosozialen Gesellschaft, in der Qualität mehr als Quantität geschätzt wird.

Passend dazu ist der Koffer Nachhaltige Entwicklung ist möglich!, der diese ökosozialen Gesellschaft global fordert und das extreme Wohlstandsgefälle zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern beseitigen möchte. Dieses ist aber nur möglich wenn die Forderung Raus aus der Wachstumsfalle! ebenso umgesetzt wird. Visuell wird das mit Luftballons umgesetzt, die von den Besuchern aufgeblasen werden können. Ein allzu großes Wachstum führt bekanntlich zum Platzen der Blase, in diesem Fall zum Platzen des Luftballons. Mit dem ökologischen Fußabdruck beschäftigt sich der Koffer Auf kleinerem Fuße leben! der den Bedarf an Ressourcen darstellt, den die Welt aufbringen müsste, damit alle Menschen den Lebensstandard der westlichen Industrienationen führen können. Als Spielerei findet man in diesem neun Fragen, die mit Hilfe von Schiebereglern beantwortet werden sollen. Je nachdem wie weit man sich auf deren Skalen bewegt, fällt der eigene ökologische Fußabdruck aus,

Dementsprechend heißt es Global denken, lokal handeln! indem regionale Märkte gestärkt werden. Viele der in den Supermärkten zu findenden Produkte werden aus großer Entfernung bezogen, was einen unnötigen Energieverbrauch zur Folge hat, der den Klimawandel weiter anheizt. Ob man in Afrika geerntete Erdbeeren und Fleisch aus Südamerika unbedingt essen muss oder lieber die Produkte der lokalen Landwirtschaft erwirbt, sollte eigentlich kein Thema sein. Dementsprechend sollten sich die Besucher auch die Botschaften der Koffer mit den Aufschriften Gemeinsam anders leben, damit alle überleben! und Gastrecht für alle! beschäftigen und beim letztgenannten das eigene Wissen auf die Probe stellen. Die im Rahmen des Projektes Stralsund 2052 nach Stralsund geholte Präsentation der Stiftung Brot für die Welt wird noch bis zum 30. August 2013 in der Stralsunder Nikolaikirche zu sehen sein. Fassen sie die Exponate ruhig an! In dieser Ausstellung ist Interaktivität mit den Besuchern sogar erwünscht.

Termin
23. Juni bis 30. August 2013
Nikolaikirche Stralsund