Soll die Universitäts- und Hansestadt Greifswald auf die Möglichkeit der Schuldenreduzierung durch den Verkauf eines Minderheitsanteils der Wohnungsbau und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald (WVG mbH) verzichten?
Die manipulative Fragestellung des Bürgerentscheides, den sechsundachtzig Prozent ablehnende Stimmen bekam, täuscht über die weitere Argumentation hinweg, mit der ein Teil der damaligen Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald versuchte ihren Willen durchzusetzen. Für 60 Millionen Euro sollte die KWG Kommunale Wohnen AG eine Minderheitsbeteiligung von 49,9 Prozent an der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald (WVG) erhalten. Mit ihrem Kow How sollten die Immobilienmanager der Hamburger KWG Kommunale Wohnen AG die Wirtschaftlichkeit der WVG verbessern und somit auch den Wert des in den Händen der Stadt befindlichen Anteils erhöhen. Woraus die vorgebliche Erfahrung der erst zwei Jahre zuvor gegründeten Gesellschaft bestehen sollte, die nur den Börsenmantel eines ehemaligen Pharmaunternehmens mit dem Ankauf von Wohnungen wiederbelebten, konnte eigentlich niemand der Befürworter glaubhaft erklären. Dank des Zusammenbruchs der Börsen kam damals auch die KWG Kommunale Wohnen AG in finanzielle Schwierigkeiten, so dass aufgrund nicht bewilligter Kredite der vertragliche Kaufpreis nicht bezahlt werden konnte, die WVG daher vollständig im Besitz der Kommune blieb.
Diese alte Geschichte könnte man eigentlich als den üblichen kalten Kaffee bezeichnen, wäre da nicht die Auszeichnung, mit der sich die WVG seit dem 8. November schmücken kann. Die weltweit größte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte vergibt seit dem Jahre 2007 ihren Ikanos-Award an deutsche Wohnungsunternehmen mit dem sie nach eigenen Aussagen ein effizientes und nachhaltiges Unternehmertum würdigen. Siebenundfünfzig Wohnungsunternehmen wurden in diesem Jahr genauer geprüft und fanden darunter eines, welche sämtliche Konkurrenten beim Betriebsergebnis hinter sich ließ. Eine exzellente Aufstellung bei der Effizienz der Bewirtschaftungs- und Instandhaltungskosten, sowie gute Benchmarkwerte in der Wohnungswirtschaft, beim Personalmanagement und im kaufmännischen Bereich sollten dieser Wohnungsgesellschaft den ersten Platz einbringen. Geschäftsführer Klaus-Peter Adomeit sieht den Grund des Erfolges in der Einführung eines neuen Qualitätsmanagementsystems, durch das es zu einer Umorganisation der Arbeitsprozesse, der Fokussierung auf das eigentliche Kerngeschäft und zu verstärkten Investitionen in den Wohnungsbestand kam. Letztendlich bewirkte keine Privatisierung, sondern die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems den Erfolg des Unternehmens, eine Erfahrung welche Bürgerschaft und Stadtverwaltung auch einmal in anderen Belangen berücksichtigen sollte.