Die Ostsee-Zeitung und das angebliche Streikverbot der Theaterleute

Dirk Löschner
Dirk Löschner

Wenn man keine publikumswirksamen Schlagzeilen hat, dann bastelt man sich welche. Anders kann man das Verhalten einer ortsansässigen Tageszeitung nicht beschreiben, die es offensichtlich mit der Darstellung der Wahrheit nicht mehr allzu genau nimmt. Nach der gelungenen Premiere von Gioachino Rossinis Oper Il Barbiere di Siviglia am Theater Vorpommern sah sich der Intendant Dirk Löschner genötigt, vor das Publikum zu treten und eine Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen abzugeben. In einem Artikel der Ostsee-Zeitung wurde ihm schlagzeilenträchtig vorgeworfen, den Mitarbeitern des Theater Vorpommern verboten zu haben, an der, am Montagnachmittag vor dem Theater in Neustrelitz stattfindenden Protestaktion der Theaterfördervereine gegen die von der Landesregierung angestrebte Theaterfusion teilzunehmen. Anders als in den Vorwürfen behauptet, soll sogar vielen von ihnen die Möglichkeit eingeräumt worden sein, zur Demonstration in Neustrelitz zu fahren und dort ihre Meinung gegen die Kürzung der Kulturlandschaft zu vertreten.

Man muss schon ziemlich dreist sein, um aus einer Nichtgenehmigung eines Protestaufrufes von der Bühne vor der eigentlichen Vorstellung, ein Demonstrationsverbot zu konstruieren und dabei dreist die Tatsache verschweigen, dass ein solcher die Inszenierung gestört hätte, die schon vor dem offiziellen Beginn in den Zuschauerreihen begonnen hatte. Aber was soll man schon von einer Zeitung erwarten, deren Kulturredaktion in der Ankündigung des Stückes aus der Dramaturgin eine Regisseurin gemacht hat? Offensichtlich nicht mehr viel. Auch der Rest der Ansprache klang alles andere als nach einer Verhinderung der Proteste gegen eine Fusion der Theater. Der anschließende Applaus des Publikums, welches zuvor von Herrn Löschner aufgefordert wurde, alle verfügbaren Kräfte für den Erhalt der Theaterlandschaft einzusetzen, sollte den erhobenen Vorwürfen Lügen strafen. Bei solchen Gelegenheiten sollte den Leuten bewusst werden, dass nicht alles was in den Zeitungen steht, die Wahrheit sein muss.