Bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung Free Jazz in der DDR – Weltniveau im Überwachungsstaat hat das Pommersche Landesmuseum für die Freunde der Jazzmusik einen ganz besonderen Leckerbissen zu bieten. Kein Geringerer als der bekannte Jazzpianist Ulrich Gumpert und seine Workshop Band werden seine im Jahre 1988 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführten vier Kurzopern Die Engel konzertant performen. Die Ulrich Gumpert Workshop Band besteht aus bekannten Musikern, von denen Michael Griener und Jan Roder mit ihm einen Auftritt bei den diesjährigen Eldenaer Jazz Evenings absolvierten. Mit Die Engel schlägt die Band eine Brücke in die Zeit vor der Wende, eine Zeit in der Freejazz eine Art von unterschwelliger von Opposition darstelle, denn diese Musik entzog sich den vorherrschenden Zwängen. Einer Zensur entkamen Jochen Berg und Ulrich Gumpert dank der Faulheit des damaligen Intendanten des Theaters, so dass das Stück nach der Premiere zu Diskussionen anregte.
Zu einer Veröffentlichung des Stückes sollte es in der DDR nicht mehr kommen, die Wende holte auch Amiga ein, so dass Ulrich Gumpert mit den von ihn gesicherten Aufnahmebändern beim westdeutschen Steidl-Verlag vorstellig wurde, der das Album 1991 auf den Markt brachte. Nach der Uraufführung geriet das Stück in Vergessen, ein Vierteljahrhundert musste vergehen, bevor das Jazzfest Berlin es im letzten Jahr aus der Vergessenheit holte. Zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des Mauerfalles soll nun mit Die Engel an den Fall der Mauer erinnert werden. Musikalisch verarbeitete Ulrich Gumpert kompositorisch mittels stetigen Wiederholungen ein starres System, welches durch Freejazzelemente einem Umwälzungsprozess unterliegt. Daher dürfte dieses Stück wohl die passendste Wahl für die musikalische Untermalung der Ausstellungseröffnung sein.
Free Jazz in der DDR – Weltniveau im Überwachungsstaat ist eine vom Erinnerungslabor Berlin konzipierte Wanderausstellung, die in den letzten beiden Jahren schon an verschiedenen Orten zu sehen war. Hierfür hat die Kuratorin Stefanie Wahl zahlreiche Musiker und Veranstalter befragt und ihre Erinnerungen aufgenommen, so das die Besucher an den Multimediastationen neben Musik und Filmaufnahmen diesen Interviews lauschen können. Zu den in der Ausstellung vorgestellten Künstlern gehören unter anderem Conny Bauer, Helmut Sachse und Ulrich Gumpert. Aber auch Ernst-Ludwig Petrowsky und Günter Sommer, die beide übrigens zu den Musikern gehören, die bei den ersten Eldenaer Jazz Evenings auf der Bühne standen. Mit den im Jahre 1981 ins Leben gerufenen Eldenaer Jazz Evenings hat auch Greifswald seinen mehr oder weniger großen Anteil an der Entwicklung des Free Jazz in der DDR.
Auch noch heute sind die Größen dieser Zeit gerngesehene Gäste des Greifswalder Jazzfestivals und mit Geert Maciejewski hat es einen Fotografen gehabt, der das Festival und seine Künstler auf seinen Bildern festhielt. So konnte die Sonderausstellung Free Jazz in der DDR – Weltniveau im Überwachungsstaat mit Geert Maciejewskis Fotoausstellung mit dem Titel Ruhe-Spannung-Explosion um ein eigenes Kapitel über die Eldenaer Jazz Evenings ergänzt werden. Bei der am 14. Oktober veranstalteten Kunstpause dürfte er dann auch mit der einen oder anderen Anekdote über das Greifswalder Festival aufwarten können. Bis zum 22. November hat man die Gelegenheit die Sonderausstellung zu besuchen, bevor dann eine Woche später der alljährliche Adventsmarkt ein völlig anderes Publikum ins Pommersche Landesmuseum locken dürfte.
Termin
6. Oktober bis 22. November 2015
2.50 Euro
Eröffnung
4. Oktober 2015
11:00 Uhr
kostenloser Eintritt
Ulrich Gumpert Workshop Band
Christof Thewes (Trompete)
Jan Roder (Kontrabass)
Henrik Walsdorff (Trompete, Klarinette)
Martin Klingeberg (Trompete)
Michael Griener (Schlagzeug)
Michael Thieke (Klarinette)
Uli Kempendorff (Trompete)
Ulrich Gumpert (Piano)
Amy Green (Gesang)
Annika Meier (Gesang)
Burkhard Wehner (Gesang)
Grit Diaz de Arce (Gesang)