Auf das erste Wochenende im Juli fiebern die Greifswalder Jazzfreunde das ganze Jahr hin, denn an diesem finden traditionell die Eldenaer Jazz Evenings statt. Für den besonderen Charme des Greifswalder Jazzfestivals sorgen nicht nur die Mauern der nachts illuminierten Gemäuer der Klosterruine, sondern auch der Park in dem man sich niederlassen und den Klängen der Musik lauschen kann. Nicht ohne Grund zählen daher viele Kritiker die Eldenaer Jazz Evenings zu den lässigsten Jazzfestivals Deutschlands, wobei das Wetter dann doch seinen Teil dazu beitragen muss, um eine solch gemütliche Atmosphäre zu erreichen. Nicht destotrotz kann das Festival auf seine Fans zählen, die selbst bei Regen ausharren, und mit Regencapes bekleidet oder mit Regenschirmen bewaffnet begeistert dem Geschehen auf der Bühne folgen. Dieses bietet seinem Publikum eine breite Mischung aus den verschiedensten Bereichen der Jazzmusik. Ob Altstars oder talentierter Nachwuchs, ob harmonische Klänge oder Free Jazz, an den beiden Festivaltagen mit je drei Konzerten bekommt man abwechslungsreiche Abende geboten.
PLOT Zu den Bestandteilen der Eldenaer Jazz Evenings gehört für gewöhnlich ein Auftritt einer Formation, die unter dem Greifswalder Label whyplayjazz unter Vertrag steht. In diesem Jahr sind es der Bassist Robert Lucaciu, der Schlagzeuger Philipp Scholz und der Saxofonist Sebastian Wehle die mit ihrer Formation PLOT das diesjährige Festival mit ihrer Musik einläuten werden. Ihr zweites Album Tightrope, welches übrigens ein Cover der Greifswalder Künstlerin Cindy Schmid ziert, erschien im Jahre 2015 whyplayjazz und dürfte wohl die meisten Stücke für ihren Auftritt bei den Eldenaer Jazz Evenings liefern. Ihr im 2012 erschienes Debut Heimarbeit überzeugte nur wenig später die Jury des Jungen Münchner Jazzpreises, der übrigens auch noch recht jung ist. PLOTs Album Tightrope enthält Kompositionen, die Titel wie Strawberry Fields Forever, Fool On the Hill, Long and Winding Road oder Across the Universe tragen, die eigentlich dann doch Interpretationen bekannter Rockklassiker sind. So stammen die Originale der erwähnten Stücke von den Beatles beziehungsweise Paul McCartney.
Eva Kruse Quintett Deutlich mehr Erfahrungen als die drei jungen Nachwuchskünstler von PLOT hat die Bassistin Eva Kruse vorzuweisen, welche sich beispielsweise mit ihren beiden Mitstreitern ihres Trio [em] über die Verleihung des BMW Welt Jazz Award 2009 und zwei Jahre später über den ECHO Jazz Award freuen konnte. Von ihren beiden Mitstreitern konnte sie den Schlagzeuger Eric Schaefer einer Mitarbeit in dem im Jahre 2012 ins Leben gerufene Eva Kruse Quintett begeistern, welches nicht nur ihr Debut In Water, sondern auch ihr neuestes Album On the Mo beim schwedischen Label Redhorn Records veröffentlichte, hinter welchem, der verräterische Name sagt es schon, der Posaunist Nils Landgren steht, mit dem sie gemeinsam auf eine jahrelange Zusammenarbeit zurückblicken kann. Zusammen mit den Saxophonisten Uwe Steinmetz und Lars Zander, dem Pianisten Christian Jormin und dem Schlagzeuger Eric Schaefer wird Eva Kruse dem Greifswalder Publikum bettimmmt auch das eine oder andere Stück vom erst am 22. April erschienen Album On the Mo präsentieren, welches deutlich grooviger als sein Vorgänger ausfällt.
driving (Django Deluxe + NDR Bigband + Polina Vita) Den ersten Festivalabend dieses Jahres beendet das Gipsy-Jazz-Projekt driving für das sich die Hamburger Gipsy-Swing-Band Django Deluxe mit der NDR Bigband und der Sängerin Polina Vita zusammengetan hat. Die drei musikalischen Brüder Giovanni, Jeffrey und Robert Weiss die mit ihrer Formation Django Deluxe in die Fußstapfen von Django Reinhardt, dem weltbekannten Erfinder des Gipsy Jazz getreten sind, wollen mit dieser Kooperation sein musikalisches Erbe auf ein neues Level heben, welches mit der akustischen Unterstützung einer ganzen Big Band eine völlige Neuinterpretation seiner Musik zulässt. Hierbei erhält die erst zwanzigjährige Sängerin Polina Vita die Gelegenheit sich auch außerhalb ihrer Heimatstadt Hamburg einem größeren Publikum vorzustellen. Die NDR Bigband unter der Leitung von Jörg Achim Keller und Django Deluxe werden ihren Gesang übrigens nicht nur in Greifswald musikalisch untermalen, auch auf anderen Großereignissen wie der Kieler Woche wird sich das Projekt driving auf der NDR-Bühne präsentieren können.
First Circle Auch der zweite Festivalabend bietet gleich zum Anfang drei hoffnungsvollen Nachwuchsmusikern die Möglichkeit sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, die nicht nur Mitglieder des Landes Jugend Jazz Orchester Hessen sind, sondern mit First Circle ein Trio gegründet haben. Hinter diesem verbergen sich der Saxophonist Victor Fox, der Bassist Roger Kintopf und der Schlagzeuger Felix Ambach, und allesamt sind sie alles andere als volljährig. Diese erhielten die Chance eines Auftritts auf diesem Festival durch den Universitäts- und Hansestadt Greifswald gestifteten Konzertpreis der Eldenaer Jazz Evenings, der diesen finanziert. Im nächsten Jahr wird es übrigens die Big Band des Kepler-Gymnasiums Freudenstadt in Baden-Württemberg sein, welche das Greifswalder Publikum live erleben kann. First Circle wiederum gewann Studiopreises des Deutschlandfunks bei der diesjährigen Bundesbegegnung Jugend Jazzt für den sie bei der Jury mit ihren Eigenkompositionen punkten konnten. Der Preis war eine professionelle Studioaufnahme, bei der ihr Erstlingswerk Conversations with the unknown entstand, welches die drei jungen Hoffnungsträger des deutschen Jazz vorstellen werden.
KUU! Es war die Jazzsene in Berlin in der sich die Gitarristen Frank Möbus und Kalle Kalima mit der Sängerin Jelena Kuljic und dem Schlagzeuger Christian Lillinger gefunden haben, um gemeinsam ein Projekt ins Leben zu rufen das auf den Namen KUU! getauft wurde. Alle vier sind ansonsten in anderen Formationen unterwegs, Christian Lillinger dürfte dem Greifswalder Publikum als eines der drei Mitglieder von Hyperactive Kid bekannt sein, Philipp Gropper Ronny Graupe sind die anderen beiden, mit dem er beim hiesigen Jazzlabel whyplayjazz unter Vertrag steht. Obwohl weit lyrische Titel auf dem im März 2014 erschienenen Album wie Against Winter, Lousy Day oder Queen of Banks and Stones zu finden sind, entschieden sich die vier von KUU! für den ersten Track auf der Liste, für den sich Kalle Kalima verantwortlich zeigt. Sex gegen Essen, was seine Inspiration dafür war, wird man spätestens dann wissen, wenn Jelena Kuljic anfängt zu singen, und das Publikum dann mit einem hoffentlich nicht zu explizit ausfallenden Wortspiel unterhält.
Wojtek Mazolewski Quintet Natürlich darf auch der jazzige Blick in Richtung Osten nicht fehlen. Für diesen ist in diesem Jahr das Wojtek Mazolewski Quintet zuständig, dessen Mastermind und Bassist Wojtek Mazolewski zu den etabliertesten Jazzmusikern seines Landes zählt. Zusammen mit dem Saxophonisten Marek Popieszalski, der Pianistin Joanna Duda und dem Schlagzeuger Qba Janicki präsentiert er seinen Beitrag zum polnischen Jazz, mit dem er als ein treibendes Mitglied der Danziger Jazzszene auch ein jüngeres Publikum zu begeistern vermag. Ursprünglich ein Punkmusiker, entwickelte er mit der Zeit eine Liebe für den Jazz, die er soweit in seiner Musik verarbeitete, dass gleich mehrere seiner Stücke in den polnischen Musikcharts auftauchten, was bisher noch keinem anderen Jazzmusiker in Polen gelang. Das Polnische Institut verkauft ihn übrigens als den musikalische Kronprinz der polnischen Jazzszene, was sicherlich die Ansprüche des Publikums an das Abschlusskonzert des diesjährigen Festivalprogramms entsprechend hoch ausfallen lassen dürfte.
Termin | Programm |
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Freitag 1. Juli 2016 19:00 Uhr Einlass 20:00 Uhr Beginn |
PLOT Eva Kruse Quintett driving (Django Deluxe \ NDR Bigband \ Polina Vita) |
Samstag 2. Juli 2016 19:00 Uhr Einlass 20:00 Uhr Beginn |
First Circle KUU! Wojtek Mazolewski Quintet |
Tickets | Tageskarte | Tageskarte erm. | Festivalkarte |
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Vorverkauf | 25.00 Euro | 20.00 Euro | 41.00 Euro |
Abendkasse | 30.00 Euro | 22.00 Euro | 45.00 Euro |