Greifswald bekommt ein neues Hotel am Museumshafen

Entwurf des Hotels (MPP Meding Plan + Projekt GmbH)
Entwurf des Hotels (MPP Meding Plan + Projekt GmbH)

Greifswald bekommt ein neues Hotel! Was für die Universität eine sehr gute Nachricht ist, dürfte einigen Anwohnern der Innenstadt erst einmal sauer aufstoßen, denn durch die Bebauung des A9-Quartiers mit einem Hotel fällt zukünftig auch ein relativ großer Parkplatz in unmittelbarer Wohnungsnähe für sie weg. Dieses Problem will die Stadtverwaltung schon vor dem eigentlichen Baubeginn lösen, indem unter anderem die Fläche des Parkplatzes Museumshafen Nord deutlich vergrößert, durch die Entfernung von Parkuhren weitere Anwohnerparkplätze geschaffen, und der Parkplatz am Schützenwall abends für die Anwohner geöffnet werden soll. Die zukünftigen Hotelgäste wiederum sollen für eine höhere Auslastung der vorhandenen Tiefgaragen sorgen, denn das Hotel selbst wird über keinen eigenen Parkplatz, geschweige denn über eine Tiefgarage verfügen. Diese sind aus wirtschaftlichen Gründen auch nicht durch den Investor vorgesehen. Wahrscheinlich wird das Thema Parkplätze der einzige Punkt bleiben, über den Redebedarf in der Bürgerschaft herrschen wird, denn allzu groß scheint die Freude in der Stadt, die langjährige Suche nach einem Investor abschließend beenden zu können.

Bei diesem handelt es sich um die in Hamburg ansässige Stöben Wittlinger GmbH, welche in Greifswald schon einige Bauprojekte realisiert hat. Ebenso in Hamburg beheimatet ist die MPP Meding Plan + Projekt GmbH, deren Herkunft in der architektonischen Handschrift sichtbar ist, fällt der vorgelegte Entwurf typisch hanseatisch aus, zumindest für Hamburger Verhältnisse. Wer gehofft hatte, dass die Bebauung der A-Quartiere mit einer kleinteiligeren Fassadengliederung, die an die Struktur einer mittelalterlichen Hansestadt gewisse Anleihen nimmt, schließlich ist diese Front stadtbildprägend, wird enttäuscht sein, denn diese wurde spätestens mit der Bebauung des A11-Quartieres mit einem für einen maritimen Standort unpassenden Klotz obsolet. Das geplante Hotel orientiert sich mit seiner Höhe an die schon vorhandene Bebauung der benachbarten Quartiere, die eine geschlossene Blockrandbebauung aufweisen. Mit der geplanten Klinkerfassade soll das fünfgeschossige Gebäude, davon ein Staffelgeschoss, einen gewissen norddeutschen Charme ausstrahlen. Für diesen Entwurf hat die Untere Denkmalschutzbehörde schon ihre Zustimmung gegeben, nachdem unter anderen das als durchgängig geplante Staffelgeschoss unterbrochen wurde, um weiterhin einen Blick auf die Kirchtürme zu ermöglichen.

War ein potenzieller Hotelneubau ursprünglich als Tagungshotel vorgesehen, soll dieser aufgrund der im Stadtgebiet vorhandenen Tagungsräume nur noch als reines Übernachtungshotel dienen. Zwei geplante Konferenzräume sollen aber eine Vor- und Nachbereitung der Tagungen im Hotel ermöglichen. Der Wellnessbereich soll seinen Platz im Staffelgeschoss finden, von hier aus hat man dann den besten Blick auf den Museumshafen und kann ungestört den Sonnenuntergang über der Stadt genießen. In den drei Geschossen darunter sollen jeweils einundvierzig Hotelzimmer zu finden sein, was in der Summe hundertdreiundzwanzig Hotelzimmer ergibt. Einige der Zimmer sollen mit Verbindungstüren ausgestattet werden, um so eine Nutzung durch Familien oder hilfebedürftige Gäste ermöglichen zu können. Ein reines Frühstücksrestaurant wird es in dem neuen Hotel nicht geben, denn das Restaurant soll am Tage auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Hier kommt unter anderem eine Terrasse auf der Knopfstraße ins Spiel, welche die Promenade vom Marktplatz zum Museumshafen auch an diesem Ende belebt und einen direkten Zugang ins Gebäude ermöglicht.

Mit der in Rostock ansässigen Hotelkette arcona Hotels & Resorts wurde zudem ein Betreiber aus Mecklenburg-Vorpommern gefunden, der auch schon an seinen anderen Standorten auf ein individualisiertes Design der Hotels Wert legt, denn während die jeweiligen Hotels anderer Hotelketten alle gleich aussehen, können offensichtlich die Designer in den Häusern von arcona ihrer Kreativität freien Lauf lassen, jedenfalls vermittelte die Präsentation, mit der der Geschäftsführer der Hotelkette diese am Dienstag im Rathaus vorstellte, dieses Bild. Derzeitig sind es sechzehn Häuser, darunter fünf unter der Marke Steigenberger, mit der die Hotelkette in Deutschland vertreten ist. In Mecklenburg-Vorpommern sind es derzeitig die Standorte Stralsund, Rostock, Wismar und Sellin in denen arcona Hotels & Resorts schon vertreten ist, mit Greifswald wären es dann fünf. Zum derzeitigen Zeitpunkt kann man sich übrigens auch schon ein Bild davon machen, wie die Gastronomie des Hauses ausfallen wird, denn auch im Greifswalder Hotel soll eines der hoteleigenen Restaurants einziehen, die unter dem Namen Weinwirtschaft vermarktet werden. Diese Restaurants haben ein auf Wein ausgerichtetes Konzept, bei dem man den Wein auch vor Ort erwerben kann.

Da die Universitäts- und Hansestadt Greifswald ein sogenannter B-Standort ist und mit etwa eintausendzweihundert Gästebetten deutlich hinter Stralsund liegt, wo etwa zweitausendachthundert Betten auf müde Gäste warten, ist der geplante Hotelneubau aus der Sicht des Landesförderinstitut Mecklenburg-Vorpommerns mit bis zu fünfundzwanzig Prozent förderfähig. Sollten die Planungsarbeiten wie vorgesehen ablaufen, könnte theoretisch schon im Jahre 2019 mit dem Bau des Hotels begonnen werden. Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass die Baupläne auch im Sinne der zukünftigen Gäste noch etwas nachgebessert werden. Wenn man als 4-Sterne-Hotel, dessen Zimmer mit Frühstück nach derzeitiger Kalkulation etwa 100 Euro kosten würden, schon keine eigene eigenen Parkplätze vorzuweisen hat, sollte man zumindest einige Behindertenparkplätze in der unmittelbaren Nähe des Hauses vorhalten, um den körperlich eingeschränkten Hotelgästen, mit denen offensichtlich auch gerechnet wird, ein Mindestmaß an Barrierefreiheit zu bieten, die nicht gegeben ist, wenn man einen halben Kilometer vom Parkplatz ins Hotel laufen fahren muss.