Händler 1. und 2. Klasse – Ein Kommentar

Marktplatz Greifswald
Marktplatz Greifswald

Da wir davon ausgehen, dass die Krise mehrere Wochen dauern wird, haben wir schon vor zwei Wochen Maßnahmen ergriffen, die langfristig wirken., so der Oberbürgermeister. Dazu gehört auch, dass die Stadt die Herstellungskosten eines Webportals für die Innenstadthändler übernimmt. Obwohl der Haushalt für dieses Jahr noch nicht genehmigt wurde, habe ich vor zwei Wochen angeordnet, dass das Geld dafür freigegeben wird. Unter der Domain www.greifswalder-innenstadt.de wird es neben einer internen Kommunikationsplattform für alle rund 300 Händler auch eine interaktive Karte geben, die die Geschäfte und deren Angebote bewerben soll. Die Plattform soll bereits in der nächsten Woche online gehen.

Faulheit oder Dummheit, bei über neunzig Prozent der Probleme kann man eines der beiden Argumente als Grund ausmachen. Beim Greifswalder Innenstadt e.V. dürften es aber beide Argumente sein, mit welchen man das Versagen des Vereins beschreiben könnte. Schaut man sich in anderen Städten in Mecklenburg-Vorpommern um, fragt man sich als Kunde, warum so etwas bisher in Greifswald nicht möglich war! Der Klatsch und Tratsch ist eindeutig, aber leider nicht wirklich zitierfähig. Ein Blick auf die Internetpräsenz und die Facebookseite des Greifswalder Innenstadt e.V. lässt auf den nächsten Höhepunkt Interesse wecken. Wer will schon ernsthaft das am 5. Januar in der Greifswalder Innenstadt stattfindende After Christmas Shopping verpassen? Da muss man hin, selbst wenn das schon vor vielen Wochen war. Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an eine Zeit ohne Corona und den daraus resultierenden Einschränkungen für alle Konsumenten. Warum nur können beispielsweise der Gewerbeverein Güstrow e.V. oder der Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V. seit vielen Jahren bei ihrer Kundschaft das Interesse auf die Angebote ihrer Mitglieder wecken und mit Hilfe des Internets relativ kostengünstig Werbung betreiben, während man in Greifswald es nicht schafft, die nächsten Termine der verkaufsoffenen Sonntage oder der größeren Veranstaltungen schon bei Bekanntwerden zu veröffentlichen?

Weshalb jetzt die Universitäts- und Hansestadt in diese Bresche stürmt, ist wohl der öffentlichkeitswirksamen Forderung der Vereinsmitglieder zu verdanken, die zusammen mit einigen Bürgerschaftsfraktionen ein Bündel für sich geschnürt sehen möchten. Nur leider hat diese Forderung, die auf einem ein Problem, welches auf der eigenen Inkompetenz beruht, etwas wenig von Gerechtigkeit zu tun. Warum bitteschön, will die Stadtverwaltung nur die Herstellungskosten eines Webportals für die Innenstadthändler übernehmen? Die Innenstadt ist vielleicht der größte Markt in Greifswald, aber sind die Händler außerhalb der Innenstadt der Stadtverwaltung weniger wert als diejenigen Händler, die ihre Läden und Geschäfte innerhalb der historischen Stadtmauern haben? Weshalb macht die Stadt kein Portal für alle Greifswalder Geschäfte? Geschäfte in Schönwalde, Geschäfte im Ostseeviertel, Geschäfte in Wieck und Eldena und den zahlreichen Vorstädten? Aus dem Wahlspruch Greifswald für Alle, mit dem der Oberbürgermeister angetreten war, sollte doch wohl ein Greifswald für alle Gewerbetreibenden und nicht ein Greifswald für alle Gewerbetreibenden der Innenstadt werden!