Theater Vorpommern – Peterchens Mondfahrt

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Als Sprössling eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechtes schlug Gerdt Bernhard von Bassewitz-Hohenluckow erst relativ spät eine künstlerische Karriere ein. Zuvor war er Leutnant bei der preußischen Landwehr, entdeckte sein Interesse am Theater und begann erst als Schauspieler, dann auch als Schriftsteller tätig zu werden. Allzu viel Erfolg hatte er anscheinend nicht, denn seine Schauspiele, Dramen und Tragödien sowie Märchenspiele sind heutzutage nahezu unbekannt. Scheherazade, Judas, Die Sunamitin, Bathseba, Fips der Pilz, Das Ziel, Der Wahrhaftige, kein einziges seiner anderen Stücke konnte sich mit dem großen Erfolg von Peterchens Mondfahrt messen lassen. Seitdem das Peterchens Mondfahrt am 7. Dezember 1912 seine Uraufführung im Stadttheater Leipzig hatte, entwickelte es sich zu einem der beliebtesten Theaterstücke für Kinder in Deutschland.

Obwohl das Buch von Kritikern eher nicht geschätzt wurde, denn für diese hatte es wenig literarischer Qualität zu bieten, konnte es aus dieser anscheinenden Schwäche einen großen Vorteil ziehen, denn durch die gewisse Einfachheit in der Sprache, konnte Peterchens Mondfahrt auch durch Laientheater aufgeführt werden, für die sich der Stoff hervorragend eignete. Aber auch durch die Notwendigkeit, mit einem Programm, dass sich in der Weihnachtszeit speziell an Kinder richtete, um die zu dieser Zeit relativ schlecht besuchten Säle füllten, etablierten sich die Märchenaufführungen an deutschen Theatern. Auch heutzutage bringen die Theater zu dieser Zeit vermehrt Weihnachtsmärchen für Kinder. Und in diesem Jahr findet man im Programm des Theater Vorpommern ebendieses Stück von Gerd von Bassewitz. In gewisser Weise erkennt man in der Handlung gewisse Parallelen zum Leben des Autors, der als Sohn vermögender Eltern eine behütete Kindheit hatte. Bestimmte geschlechterspezifische Verhaltensweisen, die in der Kaiserzeit deutlich offensichtlicher durch die Kindererziehung gefördert wurden, kommen bei dem Charakteren in Peterchens Mondfahrt zum Tragen. Auf der einen Seite der gewisse Militarismus bei Peterchen, der mit seinem Holzschwert in die Heldenrolle gelangt, auf der anderen Seite seine kleine Schwester Anneliese, die eher die moralischen Werte vertritt, die ihr die Eltern beigebracht haben.

Der Herr Sumsemann wiederum trägt gewisse aristokratische Züge in seinem Benehmen, womit Gerd von Bassewitz auch die Angehörigen seines Standes karikariert. Insgesamt verarbeitete er die politischen und gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit aber recht unkritisch, wodurch das Stück sehr kindgerecht ausfällt. Somit kann sich das junge Publikum mit den beiden Hauptdarstellern identifizieren und bei ihren Erlebnissen auf dem Mond mitfiebern. Der Lerneffekt, den die Kinder mit Peterchens Mondfahrt haben sollen, nämlich gegen Tierquälerei zu sein, wird durch die Handlung des Stückes kindgerecht vermittelt. Aber auch die erwachsenen Begleiter haben in Peterchens Mondfahrt einiges an Parodien bei der Ausgestaltung übrigen Charakteren entdecken, denen die drei Abenteurer auf ihrer gefährlichen Reise begegnen, bei der sie das sechste Bein von Herrn Sumsemann vom Mond zurückholen wollen.

Premieren
11. November 2012 – 15:00 Uhr Theater Greifswald
22. November 2012 – 10:00 Uhr Theater Stralsund