Theater Vorpommern – Waisen

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Dennis Kelly gehört offensichtlich zu den Autoren, denen in der derzeitigen Spielzeit des Theater Vorpommern etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Zu den Stücken, welche Dirk Löschner, der neue Intendant des Theater Vorpommern mit aus dem Theater der Altmark Stendal mitgebracht hat, gehört unter anderem Dennis Kellys Theaterstück Nach dem Ende. Dieses wird man übrigens im März des nächsten Jahres im Greifswalder Rubenowsaal beziehungsweise im Stralsunder Gustav-Adolf-Saal zu sehen bekommen. Das zweite Stück aus der Feder von Dennis Kelly ist das Schauspiel Waisen, das am 9. August 2009 im Traverse Theatre in Edinburgh unter der Regie von Roxana Silbert seine Premiere feierte. Die deutsche Fassung des erfolgreichen Stückes stammt von John Birke und wurde von Elias Perrigim am 22. Oktober 2010 Theater Basel inszeniert. Die Auszeichnungen mit dem Herald Angel Award und dem Fringe First Award bescherten dem beim Edinburgh Festival aufgeführten Stück internationale Aufmerksamkeit, so dass auch dieses seinen Platz auf deutschen Bühnen fand. Inzwischen gibt es zahlreiche deutsche Theater, von denen es schon inszeniert oder angekündigt wurde. Nach der Inszenierung im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin hat sich nun das Theater Vorpommern daran begeben, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen, in dem es um Loyalität, Moral und Ängste geht.

Dennis Kelly siedelt die Handlung in der Wohnung von Danny und Helen an, die die Empfängnis ihres zweiten Kindes feiern wollen. In dies romantische Dinner platzt Helens Bruder Liam herein, der ein blutbeschmiertes Hemd trägt. Der Grund dafür soll die Hilfe für einen Verletzten sein, den er auf der Straße gefunden hat. An dieser Stelle beginnt das Spiel mit der Moral und der Loyalität, denn Danny will die Polizei verständigen, Helen wiederum ihren Bruder beschützen, der nach dem Tod ihrer Eltern, daher auch der Titel Waisen, der einzig verbliebene Familienangehörige ist, dem sie sich sehr verpflichtet fühlt. Langsam kommt bei den Gesprächen die Wahrheit ans Licht, denn Liam hat den auf der Straße liegenden Mann in Wirklichkeit nicht geholfen, sondern selber niedergestochen. Helen versucht daher ihren Mann mit ihrem ungeborenen Baby zu beeinflussen, Liam mit dem Detail, das es sich bei dem Opfer um einen Ausländer handelt, welcher sich einst mit Danny angelegt hat. An dieser Stelle kommen nun auch die moralischen Werte Dannys ins Wanken, denn nun weichen diese der Loyalität der Familie gegenüber. Das Problem muss aus der Welt geschafft werden, mit welchen Mitteln auch immer.

In seinen Theaterstücken verarbeitet Dennis Kelly auch seine einige Erfahrungen. So kann man hier gewisse Parallelen finden, die man in seiner Kindheit im einem Viertel mit Sozialwohnungen wiederfinden kann, denn auch in diesem gab es die üblichen Probleme mit Kriminalität, Gewalt und Fremdenhass. An der Londoner Goldsmiths College hatte er die Möglichkeit gefunden, Drama und Theater zu studieren. Im Jahre 2003 wurde sein erstes Bühnenstück Schutt Latchmere Theatre in London uraufgeführt, später folgten dann Werke wie Die Götter weinen, DNA, Kindersorgen, Liebe und Geld, Osama der Held, Unser Lehrer ist ein Troll und die nun am Theater Vorpommern inszenierten Stücke Waisen und Nach dem Ende. Für die Inszenierung von Waisen wurde die in Zürich beheimatete Regisseurin Julia Heinrichs engagiert, die nicht nur am dortigen Schauspielhaus Engagements hatte, sondern auch an einigen deutschen Theatern. Darunter auch das Theater der Altmark in Stendal, wo sie unter anderem an der Inszenierung von Nach dem Ende mitwirkte.

Premieren
8. November 2012 – Gustav-Adolf-Saal Stralsund
28. November 2012 – Rubenowsaal Greifswald
26. April 2013 – Theater Putbus