Schlossfestspiele Schwerin 2014 – Nabucco

Schlossfestspiele Schwerin
Schlossfestspiele Schwerin

Schon am ersten Tag des Kartenvorverkaufs glühten die Telefonleitungen im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin, an dem nach Angaben des Theaters etwa viertausend Karten verkauft werden konnten. Da die Schlossfestspiele Schwerin im nächsten Jahr etwa vierzigtausend Gäste empfangen möchte, stehen diese Verkaufszahlen für etwa zehn Prozent der verfügbaren Karten, was Generalintendant Joachim Kümmritz als ersten Erfolg verbuchen kann, denn nicht nur die zehn Prozent Preisersparnis, die das Theater ihren Kunden bis zum 30. Dezember dieses Jahres einräumt, dürften für die guten Verkaufszahlen verantwortlich sein. Auch die Auswahl des Stückes hat das Ihrige dafür getan, denn mit der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi beginnt der angekündigte Verdi-Zyklus, der in den nächsten Jahren die Besucher in den Alten Garten locken soll. Die angepeilten fünfzigtausend Besucher sind ein ehrgeiziges Ziel für das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin, denn schließlich sahen in den Vorjahren „nur“ sechsunddreißig tausend Besucher Ruggero Leoncavallos Oper Der Bajazzo beziehungsweise zweiunddreißigtausend Besucher die Wiener Operette Die Fledermaus von Johann Strauss bei den sommerlichen Aufführungen im Alten Garten.

Während Nabucco nicht das erte Mal bei den Schweriner Schlossfestspielen zu sehen sein wird, Regisseur Bernd Reiner Krieger inszenierte diese Oper schon einmal im Jahre 2001 im Alten Garten, übrigens nach Aida die zweite Inszenierung der Schlossfestspiele Schwerin im Alten Garten, wird es für Georg Rootering ein Debüt sein. Gänzlich unbekannt dürfte der im liechtensteinischen Eschen beheimatete Regisseur dem Schweriner Opernpublikum nicht mehr sein, schließlich inszenierte er in diesem Jahr schon die Oper Eugen Onegin von Pjotr Iljitsch Tschaikowski am Mecklenburgischen Staatstheater. Wer dieses Stück gesehen haben sollte, konnte schon mal einen keinen Einblick in seine Arbeitsweise bekommen, wenn gleich die Inszenierung von Nabucco mit seinem vielköpfigen Gefangenenchor, welcher das berühmte Va, pensiero, sull’ali dorate seinen Wunsch nach Freiheit bekundet, ein doch deutlich größeres Unterfangen darstellt. Mit seiner Inszenierung von Nabucco sollte es ihm aber nicht zu schwer fallen das Publikum für sich zu gewinnen, seit der Uraufführung Der Oper an der Mailänder Scala begeisterte diese Oper zahlreiche Generationen und begründete den Weltruf des italienischen Komponisten.

Die erzählte Geschichte entführt die Zuschauer in biblische Zeiten. Der babylonische König Nabucco steht mit seiner Armee vor den Toren eines jüdischen Tempels, in dem seine Tochter Fenena als Geisel festgehalten wird. Mit ihr als Faustpfand wollen die Hebräer gegenüber dem babylonischen König ihre militärische Unterlegenheit überspielen. Zaccaria übergibt Ismaele die Aufsicht über Fenena, der sie schon aus seiner babylonischen Gefangenschaft kennen und lieben gelernt hat. Entsprechend wiedersetzt er sich der Drohung sie umzubringen als Nabucco den Tempel betritt. Die Hebräer haben durch ihre verlorene Geisel keine Machtposition mehr und werden von Nabucco gefangen genommen. Mit ihrer Schwester Abigail hat Fenena aber eine Widersacherin, die nicht nur ein Interesse an Ismaele hat, sondern auch an der Krone, die ihr als illegitime Tochter nicht zusteht. Da sie als Tochter einer Sklavin geboren, in der Erbfolge übergangen würde, kommt ihr der Glaubensübertritt von Fenena zugute, so dass sie für sich die Krone fordert, als Nabucco als im Kampf gefallen gilt.

Nabucco lebt aber, fordert seine Krone zurück und für sich eine Anbetung als Gott. Ein Blitzstrahl der ihn zur Strafe traf sollte ihn in den Wahnsinn treiben, eine gute Gelegenheit für Abigail sich der Krone erneut zu bemächtigen. Da die Hebräer eine Bedrohung ihrer Macht darstellen, sollen sie getötet werden, allen voran ihre Schwester Fenena. Navucco unterzeichnet das Urteil zwar, nachdem ihm aber bewusst wurde, dass sich auch seine geliebte Tochter Fenena unter den Verurteilen befindet, wendet er sich aber gegen Abigail, die ihn gefangen nehmen lässt. In seiner Gefangenschaft weicht der Wahnsinn, nachdem er dem Gott der Hebräer um Vergebung gebeten hat, seine getreuen Anhänger befreien ihn, retten seine Tochter und die übrigen Hebräer vor dem Tod. Ein Becher mit Gift beendet die Herrschaft von Abigail, der neue alte König Nabucco hat einen neuen Glauben und lässt die gefangenen Hebräer in ihre Heimat ziehen.

Die wahre Geschichte des babylonischen Königs Nebukadnezar und dem von ihn beherrschten Volk der Hebräer hat letztendlich nicht wirklich viel mit der Geschichte zu tun, welche man in der Bibel finden kann, die sich kritisch betrachtet allzu religiös verklärt darstellt. Die Stadt Jerusalem wurde ebenso wenig dem Erdboden gleichgemacht, wie ihre Bewohner nach Babylon verschleppt. Was bleibt, ist eine erfundene Geschichte, mit der sich später die Italiener identifizieren konnten, die in einem geteilten Land lebten, das von fremden Mächten beherrscht wurde. Der Ruf der Freiheit Va, pensiero, sull’ali dorate wurde später nicht ohne Grund eine Hymne für die sich herausbildende italienischen Nation und Giuseppe Verdi dank seines musikalischen Schaffens der wohl größte Komponist Italiens. Auch 2014 werden die sechs sonntäglichen Vorstellungen der Schlossfestspiele Schwerin am Nachmittag beginnen, während die übrigen der insgesamt dreiundzwanzig Aufführungen mit dem farbenfroh illuminierten Schweriner Schloss als Kulisse aufwarten werden.