Das Haus der Familie Schwarz. Geschichte und Baugeschichte

Bader Straße 2 Greifswald
Bader Straße 2 Greifswald

Dass Eigentum offensichtlich doch nicht verpflichtet, kann man in Greifswald anhand zahlreicher negativer Beispiele belegen. Angefangen beim Gesellschaftshaus Zum Greif über den vor kurzem abgerissenen Getreidespeicher am Museumshafen bis hin zum Wohnspeicherhaus Bader Straße 2, zahlreiche Baudenkmale befinden sich in einem bemitleidenswerten Zustand, der in der nächsten Zeit auch nicht aus der Welt geschaffen werden wird. Eines dieser Beispiele ist das Wohnhaus der Greifswalder Familie Schwarz, deren bekannteste Vertreterin Sibylla mit siebzehn Jahren zwar jung verstarb, sich mit ihren Gedichten aber ein literarisches Denkmal setzte. Im Rahmen der internationalen Fachtagung Überschreitungen/Überschreibungen: Zum Werk von Sibylla Schwarz (1621-1638), welche sich mit dem Leben und Werk der Barockdichterin beschäftigt, wird auch ihr einstiges Umfeld beleuchtet, das mit dem äußerlich doch recht unansehnlich wirkenden Wohnspeicherhaus erhalten geblieben ist. Während das Gebäude auf die Besucher und Einheimischen mit seiner unsanierten Fassade nicht gerade attraktiv wirkt, stellt dieses für Bauhistoriker ein dankbares Objekt dar, an dem man wunderbar die zahlreichen baulichen Veränderungen der letzten Jahrhunderte ablesen können. Für sie gehört das Haus daher zu den wertvollsten Baudenkmalen, welche man in der Greifswalder Altstadt vorfinden kann, so verfügt das Gebäude noch über einen mittelalterliche Holzkonstruktion, durch die man die Gestaltung der einstigen Speicherböden gut nachvollziehen kann.

Weshalb die Bader Straße 2 ein so bedeutendes Baudenkmal ist, werden in einem öffentlichen Vortrag im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg die beiden Greifswalder Kunsthistoriker und Bauforscher André Lutze und Felix Schönrock, welche geschichtsinteressierte Leute vom Tag des offenen Denkmals kennen dürften, ausgiebig beleuchten, bevor eine anschließende Stadtführung tiefere Einblicke in die Verhältnisse gibt, welche herrschten, als Sibylla Schwarz ihre Gedichte verfasste. Die von der Reformation geprägte erste Hälfte des 17. Jahrhunderts brachte zahlreiche bauliche Veränderungen, die man noch heute an einigen Baudenkmalen ablesen kann. Ob die Aufmerksamkeit, die dem sanierungsbedürftigen Haus durch diese Tagung zuteilwird, dafür sorgt, dass endlich etwas passiert ist fraglich, denn seit über zwanzig Jahren haben die aus Baden Württemberg stammenden Eigentümer keinen einzigen Euro in die Sanierung ihres Hauses gesteckt. Die einzigen Mittel welche seit der Wende in das Haus flossen, waren die 188000 Euro, welche die BauBeCon 2006 für die das Dachsanierung ausgab, ohne die das Baudenkmal wohl schon längst die Bekanntschaft einer Abrissbirne gemacht hätte. Der Eintritt zu diesem öffentlichen Vortrag im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg ist wie immer frei.

Termin
11. Oktober 2013
16:30 Uhr
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg