Greifswald erhält die Gymnasien vom Landkreis Vorpommern-Greifswald zurück

Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Greifswald
Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Greifswald

Wer am Montag in der Stadthalle war oder die Übertragung der Kreistagsitzung im Internet gesehen hat, konnte neben einigen Streichungen von Punkten auf der Tagesordnung, die leider auch Greifswalder Interessen beinhalteten, so auch die Vereinbarung über die gemeinsame Trägerschaft des Jugendfreizeitzentrums TAKT im Greifswalder Stadtteil Schönwalde, auch zwei durchaus erfreuliche Abstimmungsergebnisse mitbekommen. Zum einen stimmte der Kreistag ohne die Stimmen der CDU-Fraktion gegen den Widerspruch der Landrätin Barbara Syrbe gegen den Beschluss zur Höhe der Beträge für die Jugendförderung, zum anderen für die Übertragung der Schulträgerschaft der Greifswalder Gymnasien auf die Hansestadt Greifswald.

Somit liegt das Wohl des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums inklusive dem dortigen Abendgymnasium sowie der Integrierten Gesamtschule Erwin Fischer wieder in den Händen der Greifswalder Bürgerschaft. Dass die Entscheidung des Kreistages knapp gewesen ist, kann man bei dem eindeutigen Abstimmungsergebnis nicht gerade behaupten, denn neben einigen abgegebenen Enthaltungen, stimmten nur zwei Abgeordnete gegen den Beschluss. Einer der beiden Gegner der Rückholung, Axel Hochschild von der CDU-Fraktion, bezeichnete die Rückübertragung als Ausdruck des Misstrauens gegen den Landkreis, wobei auch die Summen über die letztendlich verhandelt wurden gar nicht feststellt wurden. Schon während der Bürgerschaftssitzung im letzten Monat konnte keiner der Verantwortlichen den Wert der Schulgebäude genau beziffern, welche der Landkreis Vorpommern-Greifswald der Hansestadt Greifswald hätte zahlen müssen, wenn die Immobilien den Eigentümer gewechselt hätten.

Bei dieser Sitzung ging man von Werten zwischen achtzehn bis achtundzwanzig Millionen aus, wovon der von der CDU in den Raum gestellten zweiundzwanzig Millionen zwar im Mittelfeld liegen, die Tatsache aber ignoriert wird, dass bei der Bewertung der niedrigste Wert als Bemessungsgrundlage genommen werden würde. Der Landkreis der in diesem und im nächsten Jahr ein Defizit von über siebzig Millionen Euro auftürmen wird, hätte gar nicht die notwendigen Gelder um die Gebäude zu erwerben, geschweige die notwendigen Sanierungen zu stemmen. Nach Angaben der Kreisverwaltung betragen allein die Zinszahlungen für die notwendigen zehn Millionen für die Sanierung der Schulen dreihunderttausend Euro pro Jahr. Das sind alles Gelder, welche der Landkreis nicht hat und über eine höhere Kreisumlage wieder hereinholen müsste. Bei einem Kauf der Schulgebäude durch den Landkreis würde sich der Finanzbedarf des Landkreises noch viel stärker erhöhen, wobei hier die Hansestadt Greifswald letztendlich den Kauf der Gebäude durch die Kreisumlage indirekt subventionieren würde.

Von den zweiundzwanzig Millionen Euro, die sich einige Abgeordnete als möglichen Geldsegen vom Kreis erhoffen, sind mindestens sechs Millionen Euro abzuziehen, welche die Stadt selber aufbringen müsste. Die sechs Millionen sind aber nicht alles, denn da der Kreis den Kauf über Kredite finanzieren müsste, wird sich über die Jahre ein deutlich höherer Betrag ansammeln, der nicht nur auf die Hansestadt Greifswald, sondern im größeren Umfang auch die übrigen Kommunen des Landkreises zukommen würde. Mit dieser Entscheidung haben nicht nur die Gymnasien einen besseren Handlungsspielraum erhalten, in der Bürgerschaft haben sie eine bessere Lobby als im Kreistag, sondern auch der finanziell klammen Landkreis, dem eine unnötige Ausgabe in Millionenhöhe erspart geblieben ist.