Vom Bücherbaum, einem System, bei dem man gelesene Bücher anderen Leuten überlässt und selber andere Bücher mit nach Hause nehmen kann, waren die Greifswalder Bücherfreunde so angetan, dass sie sich ein solches Exemplar auch für Greifswald wünschten. Eigentlich sollten es mehrere Bücherbäume werden, die an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet aufgestellt, das kostenlose Tauschen von Büchern ermöglichen sollen, geworden ist es ein einziges Exemplar, das zudem keinen festen Standort hat, sondern durch das Stadtgebiet wandern muss. Diese Wanderschaft lässt sich durch das Engagement der beiden großen Sponsoren, der Stadtwerke Greifswald und der Sparkasse Vorpommern begründen, die diese Forderung stellten. Die Wanderung schließt aber nicht nur eine Bewegung innerhalb Greifswalds ein, sondern beinhaltet auch auf andere vorpommersche Orte. So soll der Greifswalder Bücherbaum noch diesem Jahr seinen ersten Aufenthaltsort in Stralsund bekommen. Wann Greifswald wieder über ein solches Angebot verfügen wird, steht in den Sternen, denn der Weg des Baumes fällt recht steinig aus und ist dementsprechend beschwerlich.
Über eine Erfolglosigkeit bräuchten sich die Greifswalder Bücherfreunde nicht zubeklagen, denn kurz nachdem der vom Stralsunder Bildhauer Raik Vicent geschaffene Bücherbaum seinen ersten Standort an der Europakreuzung fand, wurde recht ausgiebig genutzt. Der Standort an der belebtesten Kreuzung der Stadt verschaffte ihm viel Publikumsverkehr und dank der regelmäßigen Bestandspflege durch den Verein befand sich zu jeder Zeit eine breite Auswahl an Literatur in den wetterfesten Regalen des Bücherbaums. Da der Standort an der Europakreuzung nur für einige Monate genehmigt war, konnte man ihn dann ab März 2013 in der Nähe der Wiecker Brücke finden, wo er auch nicht allzu lange stand, denn schon im Juli fand er seinen derzeitigen Standort am Busbahnhof. Von dort soll er aber auch bald wieder verschwinden, wobei sein zukünftiger Standort derzeitig noch nicht feststeht. So einfach einen guten Platz für ihn zu bekommen, ist leichter gesagt als getan, denn die bürokratischen Hindernisse sind größer als es sich die Greifswalder Bücherfreunde hätten vorstellen können.
Die Idee des mobilen Bücherbaums beinhaltete auch, potenzielle Standorte für stationäre Bücherbäume zu ermitteln. Vergleicht man die bisherige Akzeptanz der Standorte einmal miteinander, ist die Europakreuzung ungeschlagen. Im Vergleich dazu war der Publikumsverkehr in Wieck deutlich geringer, während der Ansturm an den Wochenenden mit dem an der Europakreuzung vergleichbar ist, geht es an den übrigen Tagen der Woche recht beschaulich zu. Ähnlich verhält es sich beim Busbahnhof, bei dem eigentlich nur der tägliche Berufsverkehr interessiertes Publikum brachte. Der bisher beste Standort war die Europakreuzung, aber nicht nur hier stellt sich das zuständige Amt der Stadtverwaltung quer, eine stationäre Lösung zu genehmigen. Angeblich soll der dann dort platzierte Bücherbaum das sich in der Nähe befindliche Martin Anderson Nexö Denkmal stören. Letztendlich bleibt für die Initiatoren wohl nur noch die Möglichkeit, sich Standorte auf nicht öffentlichem Grund zu suchen, um ihren Bücherbaum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.