Vom einstigen Traum der Greifswalder Bücherfreunde von einer Stadt voller Bücherbäume wurde nur ein Bücherbaum Realität. Die Geschichte des Greifswalder Bücherbaums ist länger als die meisten Leute ahnen können, die erst seit Juli 2012 das Angebot der Greifswalder Bücherfreunde nutzen, nachdem das vom Stralsunder Holzbildhauer Raik Vicent gestaltete Exemplar in Form eines Bücherstapels seinen Platz am Platz der Freiheit erhielt. Die Realisierung des Projektes verzögerte sich unter anderem durch die Suche nach Geldgebern, welche nicht nur für die Herstellung des Bücherbaums Gelder bereitstellen sollten, sondern auch für die spätere Unterhaltung.
Die Auftraggeber für die Fertigung des ersten Bücherbaumes fand man schließlich in den Stadtwerken Greifswald, die von der Sparkasse Vorpommern unterstützt wurden. Bei diesem Exemplar sollte es aber bleiben, statt einer Stadt voller Bücherbäume gab es einen Bücherbaum auf Wanderschaft, einer Lösung mit dem die Greifswalder Bücherfreunde aber nicht allzu glücklich waren, denn wenn sich dieser alle paar Monate an einem anderen Standort befindet, hat man ein Problem mit der Akzeptanz. Dieses Problem trat bekanntlich auch so ein, denn als dieser am 2. März 2013 seinen Platz in der Nähe der Wiecker Brücke fand, sank die Nutzung stark, denn zu dieser Jahreszeit sind nicht bekanntlich nicht allzu viele Leute fußläufig im beschaulichen Fischerdörfchen unterwegs.
Nachdem die Saison begonnen hatte und die Nutzung wieder anstieg, zog der Bücherbaum im Juli 2013 an einen doch recht unscheinbaren Platz auf dem Busbahnhof, bevor der nächste Standort den Greifswalder Bücherfreunden noch mehr Bauchschmerzen bereitete, denn dieser war noch offen und das zuständige Tiefbauamt weigerte sich, den vom Verein favorisierten Standort zu genehmigen. An dieser Stelle kam die öffentliche Meinung den Greifswalder Literaturfreunden zur Hilfe, denn die Frage, ob Greifswald einen Bücherbaum haben sollte, wollten viele nicht verneinen. So kam es schließlich, dass die Stadtverwaltung ein Einsehen hatte und der Bücherbaum seit dem 31. März 2014 seine Wanderschaft beenden konnte.
Seitdem sind gut zweieinhalb Jahre ins Land gegangen und der Erfolg der Einrichtung spricht für sich. Ob man an der Bushaltestelle wartet oder an ihm vorbeigeht, er lockt die Aufmerksamkeit auf sich. Ob man sich aus dem Inhalt bedient oder ihn mit neuem Material füttert, an seinem Standort an der Europakreuzung erfüllt der Greifswalder Bücherbaum seine ihm zugedachte Aufgabe und ist glücklicherweise auch noch keinem Vandalismus zum Opfer gefallen. An dieser Stelle könnte man die große Akzeptanz des Bücherbaums als Erfolg verbuchen und sich fragen, ab wann denn nun der zweite Bücherbaum in Greifswald zu finden ist, der mit einem ebenso prominenten Standort für das Lesen wirbt.
UPDATE
Da sich die hier zuvor veröffentlichte Textpassage basierend auf Aussagen aus Kreisen der Bücherfreunden deutlich von der Darstellung der Stadtwerke unterschied, ist hier die Stellungnahme der Stadtwerke Greifswald zur Richtigstellung des Sachverhaltes.
Der Bücherbaum weder im Eigentum der Stadtwerke Greifswald GmbH noch bestehen oder bestanden vertragliche Beziehungen über den Bücherbaum zwischen dieser und der Greifswalder Bücherfreunde e.V.. Der Bücherbaum wurde seinerzeit im Auftrag der Verkehrsbetriebe Greifswald GmbH mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Vorpommern als Sponsor durch einen Künstler erstellt. Mit der Greifswalder Bücherfreunde e.V. wurde im Weiteren eine Vereinbarung geschlossen, nach der die Bücherfreunde gegen Erhalt eine monatliche Aufwandsentschädigung für die Ausstattung des Baumes mit Büchern sowie einer regelmäßigen Sichtprüfung auf Beschädigungen, Vandalismus u.a. zuständig war Diese Vereinbarung wurde inzwischen zum Ende des Jahres von der Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH gekündigt.
Diese Kündigung erfolgte nicht ohne weiteres, sondern war bereits im letzten Jahr den Bücherfreunden angekündigt und mit diesen abgestimmt. Wie bereits begrifflich nachvollziehbar ist, entspricht die Unterhaltung eines Bücherbaums nicht dem Unternehmenszweck eines Verkehrsbetriebs, weshalb diese Aufgabe an tatsächlich geeignete Stellen übertragen werden sollte. Insofern ist die Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH bereits im vergangenen Jahr an die Bücherfreunde herangetreten und wollte diesen den Bücherbaum unentgeltlich übertragen (schenken).
Diese erbaten sich zunächst Bedenkzeit. Im Weiteren wurden den Bücherfreunden ergänzend zur Schenkung, eine jährliche Spende für die kommenden 3 Jahre angeboten. Ende Juni dieses Jahres entschied sich der Vorstand der Bücherfreunde mehrheitlich gegen die Ubernahme des Bücherbaumes. Die Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH bedauerte dies sehr, versicherte den Bücherfreunden jedoch sich dafür einzusetzen, dass ein adäquater neuer Eigentümer und Betreiber des Bücherbaums gefunden wird, um den Fortbestand des Baumes zu möglichst unveränderten Bedingungen zu sichern. Die Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH befindet sich derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Institutionen. Eine Unterstützung der Büchertreuride durch Vorschläge, Vermittlungen o.ä., erfolgte bis zum heutigen Tage bedauerlicherweise nicht.