Pommersches Landesmuseum – PIPELINE:ARCHÄOLOGIE

PIPELINE:ARCHÄOLOGIE
PIPELINE:ARCHÄOLOGIE

Nicht alle Tage bietet sich den Archäologen die Gelegenheit, einen dreißig Meter breiten Graben durch die Landschaft zu graben, um dadurch an Informationen über die Bewohner früherer Zeiten zu erhalten, es sei denn größere Bauprojekte benötigen ihren Einsatz, um das im Boden verborgene archäologische Kulturerbe zu sichern. Nachdem schon der Bau der A 20 einige interessante Funde an das Licht brachte, waren es die neuen Erdgastrassen, welche in den Jahren von 2007 bis 2012 bis zu hundertvierzig Archäologen auf dem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern zum Einsatz kamen. Allein die von Lubmin in Richtung Brandenburg verlaufende Strecke der OPAL-Erdgasleitung durch Vorpommern hat eine Länge von hundertdrei Kilometern vorzuweisen, zusammen mit der ebenfalls in Lubmin beginnenden NEL-Erdgasleitung summiert sich die Gesamtlänge auf gut dreihundertvierzig Kilometer in Mecklenburg-Vorpommern.

Insgesamt waren es gut zehn Quadratkilometer Fläche, welche die Archäologen umzugraben hatten, bevor das schwere Gerät der Baustellenfahrzeuge die potentiellen Funde unwiederbringlich zerstört hätten. Allein die Grabungen in Vorpommern brachten mehr als zehntausend Fundstücke zutage, von denen beispielsweise eine bei Gustebin gefundene und aus der Zeit zwischen dem Abzug der Germanen und der Ankunft der Slawen stammende und äußerst seltene Goldmünze, sowie ein bei Butzow gefundener Silberhort zu spektakulärsten Funden gehören. Für die Sonderausstellung PIPELINE:ARCHÄOLOGIE, welche zuvor im Freilichtmuseum Groß Raden zu sehen war, wurden insgesamt zweihundertneununddreißig Exponate ausgewählt, die einen Querschnitt der Ausgrabungsergebnisse darstellen sollen. Der älteste Fund ist eine bei Glasow in der Mecklenburgischen Seenplatte gefundene Pfeilspitze aus Feuerstein, deren Alter auf gut zwölftausend Jahre geschätzt wird.

Aber nicht nur über Funde aus der Steinzeit konnten sich die Archäologen freuen, sondern auch über Funde aus dem letzten Jahrhundert, denn im südwestlichen Mecklenburg bei Sülstorf stieß man auf die Spuren eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers. Beim vorpommerschen Dörfchen Glasow wiederum stieß man auf die Überreste des bislang ältesten bekannten Hauses in ganz Mecklenburg-Vorpommern, dessen Alter auf fünftausendfünfhundert Jahre datiert werden konnte. Aber auch die Geschichte der Landwirtschaft konnten die Ausgrabungen neu schreiben, denn ein Fund mit dreitausendfünfhundert Jahre alten Hirsefrüchten aus der Bronzezeit soll zu den ältesten nördlich der Alpen zählen. Bei Wrangelsburg wiederum, der dortige Burgwall zeugt noch heute von den einstigen slawischen Bewohnern, fand man eine bronzezeitlichen Siedlung mit Ofenanlagen, Feuerstellen und Vorratsgruben, was die weitläufige These eines recht unbesiedelten Landstriches recht eindeutig widerlegen konnte.

Auf ein aus der vorrömischen Eisenzeit stammendes Gräberfeld mit achtzig Bestattungen stieß man bei Steinfurth, dessen Anlage man in die Zeit vom fünften bis dritten Jahrhundert vor Christus einordnen konnte. Nicht weit davon entfernt fand man ehemalige Eisenverhüttungsplätze, welche man in den ersten Jahrhunderten nach Christus genutzt hatte. Zur Sonderausstellung PIPELINE:ARCHÄOLOGIE erschien ein umfangreicher Katalog, in dem man die Ausgrabungen und die Funde näher beleuchtet. Mit einem Vortrag von Dr. Detlef Jantzen, dem Direktor des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, wird auch bei der offiziellen Eröffnung der Sonderausstellung im Pommerschen Landesmuseum einige interessante Aspekte beleuchtet werden. Bis zum 26. Juni wird diese Sonderausstellung zu sehen sein, bevor sie wieder ihren Standort wechselt.

Termin
06.März 2016
11:00 Uhr
Pommersches Landesmuseum