Das Archäologische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern könnte eines der meistbesuchten Museen des Landes sein, wäre da nicht das Problem mit den fehlenden Räumlichkeiten, in denen die Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert werden könnte. Zu sehen sind die wertvollen Exponate eigentlich nur in Sonderausstellungen, ansonsten verschwinden sie in den Depots, wo sie wie die Einbäume von Stralsund, übrigens die ältesten gefundenen Schiffe Europas, auch einmal verrotten können. Die hohe Qualität der Ausstellung des zukünftigen Museumsneubaus ist der Tatsache geschuldet, dass jeder historische Bodenfund in die Depots des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege gelangt, dem das Archäologische Landesmuseum angeschlossen ist. Die hiesigen Museen können zwar auf die Bestände zugreifen, können aber nur mit diesen Sonderausstellungen gestalten, da ihnen meist der Platz und das Geld für die Integration in ihre Dauerausstellungen fehlt. So bleibt die Sammlung des Archäologischen Landesmuseums ein versteckter Schatz, ein Schatz den das Land nun endlich angemessen ausstellen möchte.
Für dieses Vorhaben wurde Anfang des Jahres am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften an der Universität Rostock ein Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte eingerichtet, der auch für das Konzept des zukünftigen Museums und dessen wissenschaftliche Leitung zuständig sein soll. Nun hat auch die Hansestadt Greifswald den Hut in den Ring geworfen und ihr Interesse an dem Museum bekundet, welches die Attraktivität der Region erhöhen soll. Nach der Argumentation wäre die Stadt aufgrund ihrer Lage zwischen den beiden größten Urlaubsinseln Deutschlands bestens geeignet, den Touristen ein interessantes Schlechtwetterangebot zu bieten, welches sie zu einem Besuch der Stadt animieren soll. Das Stralsunder Meeresmuseum mit Ozeaneum konnte allein am verregneten 28. Juli 2015 12381 Besucher in die Stadt locken, das Potential für eine hohe Nachfrage des neuen Museums wäre zwar da, nur gibt es weitere Interessenten, die das Archäologische Landesmuseum auch bei sich zu stehen hätten.
Zu den Interessenten gehört das Archäologische Freilichtmuseum in Groß Raden, welches wie das Archäologische Landesmuseum zum Landesamt für Kultur und Denkmalpflege gehört. Mit dem slawischen Burgwall und der rekonstruierten Siedlung hätte der Standort eine attraktive Umgebung zu bieten, ist aber verkehrstechnisch schlecht angebunden, denn einen staatlichen Museumsneubau sollte man eigentlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Die Stadt Neustrelitz hätte das Museum auch gerne, denn hier befinden sich einige Gebäude des Schlossareals im Staatsbesitz, welche die Stadt mit Leben erfüllen würde. Ein Nachteil von Neustrelitz wäre die Randlage der Stadt, denn im Gegensatz zu der Ostseeküste kann die Mecklenburgische Seenplatte mit weniger Touristen aufwarten. Im Vergleich mit Neustrelitz könnte sich Greifswald vieleicht durchsetzen, wären da nicht die beiden mecklenburgischen Städte Rostock und Schwerin, die einen deutlich besseren Stand bei der hiesigen Landesregierung haben.
Die Universität Rostock hat nicht nur den zuständigen Lehrstuhl schon bekommen, die Stadt hat mit dem Gebäude des ehemaligen Schifffahrtsmuseums auch einen potentiellen Standort für das Museum, welcher zwar stark sanierungsbedürftig aber zu verkaufen wäre, da die Stadt Rostock Geld für andere Projekte braucht. Hinzu kommen die zahlreichen Touristen, die an der mecklenburgischen Ostseeküste Urlaub machen beziehungsweise auf den Kreuzfahrtschiffen die Ostsee befahren. Da das Archäologische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern aus dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin hervorging, hat die Landeshauptstadt einen Trumpf in der Hand. Auch die zwanzig Millionen Euro für die Bewerbung als Weltkulturerbe, welche die Landesregierung ohne großes Aufsehen im Landeshaushalt einstellen konnte, während an anderen Stellen mit dem spitzen Bleistift gerechnet wird, spricht eher für eine Entscheidung für Schwerin, denn wenn Schwerin irgendwann Weltkulturerbe wäre, kann man die wertvollste Sammlung des Landes nicht kurz vor der Grenze zu Polen platzieren, zumindest wenn man der bisherigen Logik der Landesregierung folgt, die bisher beide Landesteile recht unterschiedlich behandelt hat.