Macht Theater! – Ein kleiner Einblick in die Spielzeit 2016/17

Theater Greifswald
Theater Greifswald

Die inoffizielle Ankündigung auf einer Premierenfeier, dass es in Spielzeit 2016/17 deutlich mehr Schauspielpremieren geben soll, als in der ersten Spielzeit für die sich Dirk Löschner als Intendant verantwortlich zeigte, wurde am Montagnachmittag fassbar, als das Programm im kleinen Rahmen einem durchaus mit überschaubar zu beschreibenden Publikum vorgestellt wurde. Aber bekanntlich ist Quantität nicht gleich Qualität, so dass es die treuesten Greifswalder Theaterbesucher waren, welche diesen exklusiven Einblick (inklusive einem zeitlich beschränkten Maulkorb) durch die Theaterleitung erhielten. Neu in dieser Riege war Reinhard Göber, der ab der kommenden Spielzeit die Position als Oberspielleiter am Theater Vorpommern ausfüllen wird. Durch seine Inszenierung von Henrik Ibsens Drama Hedda Gabler dürfte er dem hiesigen Theaterpublikum schon bekannt sein.

Schon nach den ersten Minuten lüftete sich das Geheimnis der zahlreichen Schauspielpremieren, denn dank des neuen Formates des Monodramas, können gleich zwei Stücke an einem Abend inszeniert werden. Für jedes Monodrama benötigt man nur einen Schauspieler oder eine Schauspielerin, und relativ wenig Ausstattung, was die Produktionskosten der einzelnen Stücke recht niedrig hält. Die Monodramen gab es in der Form der Klassenzimmerstücke zwar schon in den Spielplänen der letzten Jahre, ab der kommenden Spielzeit soll diesen aber mehr Aufmerksam zuteil werden, so dass die einzelnen Mitglieder des Schauspielensembles ihrem Publikum beweisen können, dass sie auch alleine genug Bühnenpräsenz haben, um dieses schauspielerisch zu fesseln. Die für diese Reihe ausgewählten Stücke fallen recht unterschiedlich aus, wobei die am selben Abend gespielten Stücke assoziativ zusammenpassen sollen. Zu den Werken gehören unter anderem die Romane Der Hals der Giraffe von der in Greifswald geborenen Schriftstellerin Judith Schalansky oder Medea. Stimmen von Christa Wolf.

Die Bühnenfassung von Lutz Seilers bekannten Roman Cruso, der auf der Insel Hiddensee spielt, wird die erste Premiere der Spielzeit sein, die für viele Geschmäcker etwas zu bieten hat. Mit dem Wechsel an der Spitze des Schauspiels dürfte zumindest die Zeit der teilweise recht peinlich wirkenden Anbiederung an die Jugend beendet sein, denn Reinhard Göber will nach eigenen Aussagen ein Theater für alle Altersklassen machen, was übrigens bei den Anwesenden durchgängig positiv aufgenommen wurde. Seinen Anspruch an eine generationenübergreifende Inszenierung kann er mit seiner Interpretation von Johann Wolfgang Goethes Faus. Ein Fragment Realität werden lassen, die als erstes großes Stück der Spielzeit geplant ist. Mit dem HELIOS Hanseklinikum Stralsund hat das Theater Vorpommern einen weiteren Kultursponsor gefunden, der mit Molieres Komödie Der eingebildete Kranke ein zumindest thematisch recht branchennahes Theaterstück finanziell unterstützt.

Neben der alljährlichen TanZZeiT können sich die Freunde des Ballett Vorpommern auf mehrere Premieren freuen, die unterschiedlicher nicht sein können. Mit der Rhapsody in Gershwin widmet Ballettdirektor Ralf Dörnen der Musik von George Gershwin einen eigenen Ballettabend, während er mit der Rebeccas Schatten ein neues Handlungsballett realisiert, welches den von Alfred Hitchcock verfilmten Roman Rebecca von Daphne du Maurier als Motiv hat. Der Tod von Gustav III. von Schweden inspirierte Guiseppe Verdi zu einer seiner bekanntesten Opern, und sogesehen dürfte Der Maskenball diejenige Oper sein, mit welcher die Geschichte Vorpommerns am ehesten eine Verbindung gebracht werden könnte, da der ermordete König bekanntlich auch über diesen Landstrich herrschte. Mit der Oper Magarete von Charles Gounod schlägt das Musiktheater einen thematischen Bogen zum Schauspiel, denn die Handlung von Gounods Oper basiert auf Goethes Faust I..

Eduard Künneckes Operette Der Vetter aus Dingsda und der nach Philipp Otto Runges Märchen vom Fischer und seiner Frau gestaltete Kinderoper Gold sollen wiederum das ältere beziehungsweise das jüngere Publikum für das Musiktheater begeistern. Der Höhepunkt des Musiktheaters dürfte aber eine völlig andere Inszenierung sein, denn Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg kann dank der Kooperation mit der Stettiner Oper auf die Bühnen in Stralsund, Greifswald und Stettin gebracht werden. Spartenübergreifender Höhepunkt der kommenden Spielzeit soll die Christoph Klimkes Bühnenfassung von Fellinis Schiff der Träume werden, welche als Uraufführung zu sehen sein soll, wie übrigens das zusammen mit Schülern aufgeführte Musical Das fliegende Klassenzimmer nach dem Buch von Erich Kästner, für welches Sebastian Undiz die Musik geschrieben hat. Wer in diesem Jahr ins Weihnachtsmärchen gehen will, darf keine Angst vor Mäusen und Sinnen haben, denn diese sind die Protagonisten in Anton das Mäusemusical und leben unter dem Sofa der Familie Hoffmann, deren Tochter sich zu Weihnachten nichts sehnlicher wünscht als eine Katze.

Ergänzt wird das diesjährige Weihnachtsprogramm mit Ralf Dörnens Ballett Der Nussknacker, dessen Wiederaufnahme schon im letzten Jahr für volle Säle sorgte. Wer auf ein zweites Philharmonisches Konzert in Greifswald gehofft haben sollte, wird auch in dieser Spielzeit enttäuscht werden, denn einzig im Mai soll es im Rahmen des Nordischen Klangs ein zweites Konzert geben. Auch das Philharmonische Orchester Vorpommern kann mit eine Zusammenarbeit mit der Stettiner Oper beim Eröffnungskonzert punkten. Auf dessen Programm stehen neben Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur Ausschnitte aus Feliks Nowowiewskis Legenda Baltyku, ein Werk welches man in Deutschland so gut wie nicht kennt, in polnischen Konzertsälen aber häufig gespielt wird. Beim siebenten philharmonischen Konzert gibt es übrigens eine Kooperation welche die ungeliebte Theaterfusion künstlerisch vorwegnimmt, denn neben Generalmusikdirektor Golo Berg soll sein Neubrandenburger Kollege Sebastian Tewinkel am Dirigentenpult stehen.

Premieren in Greifswald
Kruso 30. September 2016
Faust ein Fragment 01. Oktober 2016
Der Biedermann/Der Hals der Giraffe 13. Oktober 2016
Der Vetter aus Dingsda 22. Oktober 2016
Rhapsody in Gershwin 05. November
Anton das Mäusemusical 27. November 2016
Der eingebildete Kranke 19. November 2016
Leaving Ziller Valley/Die 81 Minuten des Fräulein A. 22. Dezember 2016
Melken/Medea. Stimmen 13. Januar 2017
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg 27. Januar 2016
Gold 04. Februar 2017
Jekyll & Hyde 05. Februar 2017
Friday Night 03. März 2017
Rebeccas Schatten 04. März 2017
Ein Maskenball 18. März 2017
Ein Volksfeind 01. April 2017
Das fliegende Klassenzimmer 08. April 2017
Out! – Gefangen im Netz/20. November 06. April 2017
TanZZeiT 22. April 2017
Das Theater der unerhörten Dinge 21. April 2017
Das Konzept romantischer Liebe/Rum und Wodka 04. Mai 2017
Fellinis Schiff der Träume 20. Mai 2017
Margarethe (Faust) 28. Mai 2017
Machtkörper 02. Juni 2017