Zumindest an einem Tag im Jahr kann man nicht behaupten ohne zu lügen, dass in der vorpommerschen Provinz nichts los ist, denn auch bei der diesjährigen Greifswalder Kulturnacht sind über vierzig Veranstaltungen zusammengekommen, aus denen man erst einmal seine Favoriten für den Abend finden muss. Wenn man aus dem umfangreichen Programm die üblichen Verdächtigen streicht, diese haben zumeist ihren Fanblock und ein entsprechend volles Haus, findet man einige Veranstaltungen, deren Besuch an diesem Abend eine gute Unterhaltung versprechen. Was das Thema Aktfotografie betrifft, ist der Pirelli-Kalender das, was man als eine Art Goldstandard betiteln können, denn die italienische Firma engagiert für das wahrscheinlich begehrteste Werbegeschenk der Welt nur die besten Fotografen. Zu diesen zählt der deutsche Fotograf Uwe Ommer, der im Jahre 1984 die Bilder für den Kalender lieferte. Ende 2013 waren seine Werke im Rahmen der Ausstellung Black Ladies zum ersten Mal in Greifswald zu sehen, sechs Jahre später ist er nun für den ersten Teil der Ausstellung III. Akt Greifswald verantwortlich, welche im Rahmen der Greifswalder Kulturnacht eröffnet wird.
Für gewöhnlich sind bei den Eröffnungen der Galerie STP die Künstler anwesend und der in Paris lebende Uwe Ommer dürfte der am weitesten angereiste Künstler des Abends sein. Nicht allzu weit von hier entfernt, genauer gesagt im Pommerschen Landesmuseum, ist der Schauplatz von Greifswalds bekanntesten Fotografen Peter Binder, der in der aktuellen Sonderausstellung Unterwegs in Greifswald einen Rückblick auf die letzten fünfzig Jahre Stadtgeschichte bietet. Im Rahmen der Greifswalder Kulturnacht bietet Ursula Schier eine Führung durch die Ausstellung, die zumindest zugezogenen Greifswaldern einige interessante Hintergrundinformationen zu den hier gezeigten Bildern liefern kann. Auch das Ende des Westends bietet künstlerisch gesehen etwas neues, denn auch Hubert Schwarz nutzt den Abend der Greifswalder Kulturnacht für die Eröffnung einer neuen Ausstellung in seiner Galerie. Mit der Malerin und Grafikerin Anya Triestram präsentiert er in der Ausstellung Was man von hieraus sehen kann eine Künstlerin, deren Werke bisher noch nicht in Greifswald zu sehen waren.
Keine Vernissage, dafür mit einer recht neuen Ausstellung ist die Neue Greifen Galerie vertreten, die in der am 3. September eröffneten Ausstellung Malereien und Grafiken von Sibylle Leifer, Skulpturen von Eckard Labs und Schmuck von Andrea Wippermann präsentiert. Die Buchhandlung Hugendubel ist für gewöhnlich der Anlaufpunkt für die Freunde des Jazz. Mit dem in Leipzig beheimateten Trio PLOT, welches aus dem Schlagzeuger Philipp Scholz, dem Bassisten Robert Lucaciu und dem Saxophonisten Sebastian Wehle besteht, präsentiert das Greifswalder Jazzlabel WhyPlayJazz eine improvisationsfreudige Formation, die übrigens nur wenige Tage später ihr neues Album Cadenza auf den Markt bringen wird. Die Wahrscheinlichkeit dürfte recht hoch sein, das eine oder andere Stück aus dem dann noch unveröffentlichten Album hören zu können. Einen Einblick in die Zukunft bietet an diesem Abend auch das Theater Vorpommern, welches mit der Bühnenshow Vorhang auf! das Programm der Spielzeit 2019/2020 vorstellt. In diesem Jahr wird es das Ensemble selbst sein, welches durch das Programm führt, denn die Sängerin Vera Meiss, der Ballettdirektor Ralf Dörnen und der Schauspieler Markus Voigt wurden unter anderem für die Moderation des Abends angekündigt.
Im Gegensatz zu den meisten Veranstaltungen der Kulturnacht wird für diese Veranstaltung ein kleiner Eintritt verlangt, dafür dürfte sie eine interessante Schlechtwettervariante darstellen, denn bei feuchtkalten Herbstwetter bräuchte man nicht um die Häuser zu ziehen. Dies macht man bei den seit einigen Jahren präsentierten Singenden Balkone in Schönwalde II, die das Überraschungsei des Abends darstellen. Man weiß nicht wo was passiert, man weiß nicht was passiert und erst hinterher ist man schlauer. Der musikalische Rundgang durch den Stadtteil beginnt übrigens um 17:00 Uhr am Quartiersbüro in der Makarenkostraße. Einen unterhaltsamem Theaterabend präsentiert das Café Koeppen, welches das die Loitz beheimatete Laienschauspieltruppe U 100 zu Gast hat. Unter der Leitung von Hedwig Golpon entstand das Stück Aber das Rheuma zählt, welches anlässlich der Kulturnacht wieder aufgeführt wird. Einen Überblick über das gesamte Programm, welches zum Teil noch ergänzt wird, findet man auf der offiziellen Seite der Greifswalder Kulturnacht.