Es gibt einen Witz, der zur Thematik passt: In diesem fragt der Tramper den Fahrer, ob er denn keine Angst hat einen Fremden mitzunehmen, der könnte ja ein Mörder sein. Worauf dieser die Frage verneint, und meint es statistisch sehr unwahrscheinlich ist, dass sich zufällig zwei Mörder in seinem Auto treffen. – Die Fraktion Die Linke Und Partei Mensch Umwelt Und Tierschutz hat einen mit Aufstellung von Mitfahrbänken im Stadtgebiet Greifswald betitelten Prüfauftrag in die bürgerschaftlichen Gremien eingebracht, der Anfang März in den Ortsteilvertretungen Riems, Friedrichshagen und Wieck und Ladebow diskutiert wird. An sich ist die Idee symphytisch, die Realität sieht aber meistens anders aus. Das Prinzip der Mitfahrbänke ist schnell beschrieben. Es gibt an bestimmten Stellen auffällig platzierte Bänke, auf welche man sich setzt, bis jemand dort anhält und einen mitnimmt.
Damit soll zum einen die Umwelt geschont werden, zum anderen das Miteinander der Menschen gestärkt werden. In dem Antrag wird unter anderem ein Artikel erwähnt, in dem positive Erfahrungen aus der sächsischen Provinz thematisiert werden. Hier wurden in einem Dorf vier Bänke aufgestellt, die zumindest in der wärmeren Jahreszeit gut angenommen werden. Was vielleicht als ein Argument für das Prinzip Mitfahrbank herhalten könnte, wird ein paar Zeilen tiefer mit den Erfahrungen aus dem schleswig-holsteinischen Bünsdorf zunichte gemacht. Wenn man jung und weiblich ist, hat man hier die besten Chancen innerhalb kürzester Zeit mitgenommen zu werden, ist man aber nicht mehr ganz so taufrisch, kann man die Autokolonnen an sich vorbeifahren sehen. Der einzige Trost war der Sitzplatz, den man stundenlang nutzen konnte.
So erreichen den dortigen Bürgermeister immer wieder Beschwerden von Seniorinnen, die sitzengelassen wurden. An sich ist es dasselbe Bild wie bei Autopannen, bei diesen wird die Hilfe auch nicht jedem zuteil. Bünsdorf ist aber auch nicht der einzige Ort, in dem das Konzept nicht funktioniert. Hilfreicherweise gibt es in Deutschland genug Lokalredaktionen, die jemanden aus ihrem Team dazu verdonnert haben, sich auf eine Mitfahrbank zu setzen und über die dabei gesammelten Erfahrungen zu schreiben. Ein Bericht über einen Kaninchenzüchterverein wäre eine dankbare Aufgabe gewesen, denn darüber zu schreiben, dass man stundenlang auf einer Bank sitzen musste, ohne mitgenommen zu werden, ist dann doch eher eine Strafarbeit. Die Idee, sich auf eine Mitfahrbank zu setzen, ohne dabei eine Gewissheit zu haben, dass ein Fahrzeug anhält, dürfte daher auch in Greifswald zum Scheitern verurteilt sein.
Verwiesen wird daher auch auf Smartphoneapps, wie sie beispielsweise das nordwestlich von Stralsund gelegene Amt Altenpleen eingesetzt hat, um die Mitfahrgelegenheiten besser planen zu können. Hier können Fahrten angeboten und Anfragen gestellt werden. Zumindest bleibt hier das stundenlose und sinnlose Warten erspart. Leider kann man derzeitig die Funktionalität der App nicht testen. Sie ist zwar schnell installiert und die Anmeldung geht auch recht schnell, nur findet man unter jeder in der Karte keine Angebote oder Anfragen, nur der Hinweis Für diese Bank sind keine Einträge vorhanden. Entweder ist das Interesse für Mitfahrbänke nicht vorhanden oder das Angebot schlicht und einfach nicht bekannt. Sollte sich die Universitäts- und Hansestadt für ein solches System entscheiden, sollte aber auch klar sein, dass dieses Angebot deutlich intensiver beworben werden muss, unter anderem durch die örtlichen Vereine, als das hiesige Meldeportal Klarschiff, dessen Existenz vielen Leuten nicht geläufig ist. Ansonsten gibt es nur ein paar Sitzbänke mehr.