Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016 – Theater

Schweriner Schloss
Schweriner Schloss

Zu den wichtigen Themen der nächsten Legislaturperiode gehört die weitere Entwicklung der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern, zumindest für diejenigen Leute, welche sich selbst als kulturell interessiert einstufen. Von den in der Greifswalder Bürgerschaft vertretenen Parteien kandidieren sechs für den nächsten Landtag. Bekanntlich hat jede Partei eine etwas andere Sicht auf die Probleme und daher auch andere Lösungen anzubieten. Entsprechend unterschiedlich fallen Aussagen in den jeweiligen Wahlprogrammen aus.

CDU

Die CDU, Juniorpartner der derzeitigen Koalition, möchte eine Theaterstrukturreform, welche nach ihrer Ansicht aber insoweit ausgewogen sein muss, dass die beiden Landesteile Mecklenburg und Vorpommern gleichbehandelt werden müssen, und dementsprechend auch alle Theaterstandorte erhalten bleiben sollen. Auch möchten sie den Theaterleuten anständige Löhne zugestehen, darüber was man unter anständig verstehen soll, schweigt sich das Wahlprogramm der CDU aber aus. Auch inwieweit die derzeitige Richtung Theaterstrukturreform von einer Landesregierung mit CDU-Beteiligung weiterverfolgt werden soll oder ob einige Veränderungen in der Strategie erfolgen sollen, kann man aus den im Wahlprogramm getätigten Äußerungen nicht eindeutig erkennen. Zumindest dürfte die geforderte Gleichbehandlung der Landesteile ein Argument für die kulturinteressierten Wähler in Vorpommern für die CDU sein, die man bei der offensichtlichen Bevorzugung des Schweriner Theaters durch das Kultusministerium in den letzten Jahren doch schmerzlich vermissen musste.

Das Fortbestehen einer vielfältigen Theaterlandschaft kann nur mit einer ausgewogenen Theaterreform umgesetzt werden. Für die CDU steht fest, dass alle Theaterstandorte erhalten bleiben müssen und dass an den Theatern anständige Löhne gezahlt werden. Beide Landesteile müssen gleich behandelt werden. Eine niveauvolle und vielfältige Theaterlandschaft ist ein wichtiger weicher Standortfaktor für unser Land und dessen Regionen.
Heimat im Mittelpunkt

SPD

Wenig Überraschung gibt es beim Regierungsprogramm der SPD für die Theaterfreunde, denn hier bleibt alles beim eingeschlagenen Weg der Theaterfusionen. Die SPD, Seniorpartner der derzeitigen Koalition, möchte die Theater und Orchester des Landes mit ihren vielfältigen und herausragenden kulturellen Leistungen dauerhaft in ihrem Bestand sichern, verschweigt dabei aber geflissentlich, dass es durch die Reform aber weniger Orchester geben wird und auch die anderen Sparten deutlichen Einsparungen unterworfen werden. Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz ist das erste Opfer im Ostteil des Landes, welches nach Ende der aktuellen Spielzeit nur noch in den Geschichtsbüchern vorkommt. Die SPD strebt Mehrheitsbeteiligungen an den beiden neuen Staatstheatern an, was im Westteil des Landes übrigens schon erfolgt ist. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hält ab dem 1. August 2016 74.9 Prozent am fusionierten Mecklenburgischen Staatstheater. Die vom Land bereitgestellten finanziellen Mittel sollen laut Wahlprogramm regelmäßig dynamisiert und notwendige Investitionen an den Häusern übernommen werden. Hier stellt sich für die Wähler die Frage, inwieweit Vorpommern und die Mecklenburgische Seenplatte in Zukunft wirklich gleichbehandelt werden.

Wir halten auch weiterhin an der Zusage fest, die Theater und Orchester des Landes mit ihren vielfältigen und herausragenden kulturellen Leistungen dauerhaft in ihrem Bestand zu sichern. Hierzu ist das Land bereit, selbst Träger jener Theater zu werden, die am landesweit koordinierten Umstrukturierungsprozess teilnehmen und die finanziellen Mittel für die Theater regelmäßig zu dynamisieren. Auch bei den erforderlichen investiven Maßnahmen steht das Land zu seiner Verantwortung.
Gemeinsam auf Kurs

AfD

Kurz und knapp fallen die Aussagen der AfD für den Bereich Theater aus, denn mit 155 Zeichen (inklusive Leerzeichen) ist der Text nicht einmal doppelt so lang wie der Titel des Wahlprogramms. Viel kann man nicht daraus erkennen, es bleibt viel Platz für Spekulationen, denn was man unter maßvollen Kürzungen versteht, ist eine Auslegungssache. Wie aber mit weniger Geld die Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern erhalten werden soll, wird man wohl nicht erfahren, denn dazu muss man Regierungsverantwortung übernehmen, was nach den Äußerungen der übrigen Parteien wohl nicht passieren wird. Für die Theaterfreunde ist die Alternative für Deutschland jedenfalls keine Alternative für die Kulturlandschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die jetzt schon deutlich unterfinanziert ist.

Die AfD tritt für den Erhalt der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern ein. Maßvolle Kürzungen sind notwendig, einen Kahlschlag lehnen wir jedoch ab.
Wahlprogramm der Alternative für Deutschland Mecklenburg-Vorpommern zur Landtagswahl 2016

Die Linke

Die Linke wiederum möchte die Eigenständigkeit der Theater erhalten, dabei aber Kooperationen und Fusionen ermöglichen, welche aber auf freiwilliger Basis passieren sollen. Insbesondere soll die finanzielle Ausstattung der Theater diese dazu befähigen, alle Sparten zu erhalten. Insbesondere setzt sich die Linke für einen Erhalt der Tanzsparte ein, deren Erhalt in Mecklenburg-Vorpommern massiv bedroht ist, was man an der Schließung des Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz und der drohenden Schließung des Balletts am Volkstheater Rostock sehen kann. Die Linke hat kein Problem mit Landesbeteiligungen an den jeweiligen Theatern und eine tarifgerechte Entlohnung. In ihrem Wahlprogramm lässt sie aber indirekt durchblicken, dass sie den Teil mit den Nichtverlängerungen an den Theatern nicht verstanden hat, denn diese sind ein Bestandteil der Personalpolitik. Mit der Forderung nach einer hälftigen Förderung eines notwendigen Theaterneubaus in Rostock durch das Land Mecklenburg-Vorpommern steht die Linke auch für Investitionen in die Infrastruktur der Theater. Auch die Forderung nach ausreichend theaterpädagogischer Arbeit wird im Wahlprogramm der Linken nicht vergessen.

DIE LINKE steht für eine partizipatorische Theaterpolitik. Die Rahmenbedingungen für die Theater und Orchester sollen im Dialog und auf Augenhöhe gestaltet werden. Wir wollen Gestaltungsräume schaffen, die den Erhalt der Eigenständigkeit produzierender Mehrspartentheater ebenso beinhalten wie Kooperations- oder – wo gewünscht- Fusionsmöglichkeiten. Wir verstehen uns als unterstützende Partner der Theater. Das bedeutet auch, den Theatern und theatertragenden Kommunen zu ermöglichen, Entscheidungen aufgrund ihrer Erfahrungen und Kompetenzen treffen zu können.

DIE LINKE hat bereits vor Jahren Vorschläge für eine Landesbeteiligung am Mecklenburgischen Staatstheater unterbreitet. Insofern unterstützt sie den eingeschlagenen Weg zur Sicherung und Weiterentwicklung an den Theaterstandorten Schwerin und Parchim tatkräftig. Eine Landesbeteiligung soll optional auch den anderen Theatern in M-V ermöglicht werden. Dabei sollen die Rahmenbedingungen so gestaltet sein, dass in den jeweiligen Häusern grundsätzlich alle Sparten erhalten bleiben können und Personalabbau vermieden wird. Insbesondere der landesweit existenziell bedrohten Tanzsparte wollen wir eine neue Perspektive geben.

DIE LINKE steht für die Vermeidung von betriebsbedingten Kündigungen und Nichtverlängerungsmitteilungen sowie für eine tarifgerechte Entlohnung und ein Ende der derzeit unter Spardiktat erfolgten Haustarife. Die Hansestadt Rostock braucht einen Theaterneubau, der schnellstmöglich umgesetzt werden soll. Das Land soll sich an der Finanzierung dieser Investition zur Hälfte beteiligen. Besonders wichtig ist uns neben der künstlerischen Souveränität und finanziellen Grundsicherung der Theater und Orchester die Vermittlungsarbeit zwischen Bühne und Publikum. DIE LINKE setzt sich daher für die Ausstattung aller Theater mit mindestens einer Vollzeitstelle für die theaterpädagogische Arbeit ein.
Aus Liebe zu M-V

Bündnis90/Die Grünen

Mit Mehrspartentheater statt Mehrfahrtentheater übertiteln die Grünen ihren Absatz über die Theater. Darin betonen sie die bundesweit am niedrigsten ausfallenden Zuschüssen pro verkaufter Karte und kritisieren die nach ihrer Meinung nach nicht durchdachte Kulturpolitik der derzeitigen Landesregierung. Sie fordern eine gerechte Finanzierung der Theater, wobei offengelassen wird, was sie darunter verstehen. Zumindest ist auch ein Teil ihrer Forderung nicht durchdacht, denn eine Öffnung der Theaterhäuser an spielfreien Tagen für freie Künstler, kulturelle Initiativen und Kulturträger dürfte schwerlich möglich sein, denn wenn die Bühnen nicht gerade bespielt werden, finden auf diesen Proben statt. Allzu viele weiße Flecken im Spielplan kann man daher nicht bunt machen. Mit einer Eigenständigkeit der Mehrspartentheater, Kooperationen, einer jährlichen Anpassung der Zuschüsse und der Forderung nach Tariflöhnen dürften die Grünen zumindest bei den Theaterfreunden im Land punkten können.

Wir wollen:
• die Eigenständigkeit der Mehrspartentheater bewahren.
• eine jährliche Anpassung der Theaterförderung an die Kostenentwicklung.
• ein Ende der unfairen Niedriglöhne im Schauspiel, Tanz und Sologesang. Ziel ist eine Rückkehr zum Tariflohn für alle Sparten.
• Stellenabbau zu Lasten der Theaterqualität und der Angestellten verhindern.
• kostensparende Kooperationen und selbstbestimmte Schwerpunktsetzungen fördern.
• bunte statt weißer Flecken im Spielplan. Deshalb streben wir eine stärkere Öffnung der Theaterhäuser für freie Künstler, kulturelle Initiativen und Kulturträger an spielfreien Tagen an.
Für Land und Leute

FDP

Zweimal findet man Wort Theater im Wahlprogramm der FDP. Einmal bei im Zusammenhang mit der Hochschule Musik und Theater in Rostock und einmal in einer Aufzählung bei der Forderung ein kreatives Kulturökosystem zu schaffen. Die FDP möchte eine bessere Vernetzung und Vermarktung der Kulturangebote, über die Theaterproblematik an sich schweigt sie sich aus. Keine Aussage ist auch eine Aussage, denn wenn man für etwas steht, dann erwähnt man es für gewöhnlich auch.

Wir Freien Demokraten werden:
– das Schaffen eines kreativen „Kulturökosystems“ und einer Gründerszene in den Kommunen vorantreiben, indem wir Fördervereine und Stiftungen sowie eine lebendige Bürgergesellschaft mit engagierten, ortsansässigen Unternehmern, Handwerkern, Freiberuflern und Künstlern unterstützen.
– vier Kulturtrassen zur Bündelung, Vernetzung und besseren Vermarktung aller Kulturangebote initiieren:
• Mecklenburg-Schwerin: Wismar, Schwerin, Ludwigslust
• Mittleres Mecklenburg: Bad Doberan, Rostock, Schwaan, Güstrow
• Mecklenburg-Strelitz: Neustrelitz, Neubrandenburg, Hohenzieritz, Mirow, Waren
• Vorpommern: Barth/ Putbus auf Rügen, Stralsund, Greifswald, Anklam, Pasewalk
– eine Initiative „Kultur ist Bildung“ starten, denn Museen, Theater, Bibliotheken, Literaturhäuser oder Archive und das Filmzentrum dienen nicht nur der Aufbewahrung und Pflege unseres kulturellen Erbes, sondern sind ebenso entscheidende Lernorte
Land der Chancen