Der Satz Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald beauftragt den Oberbürgermeister die Barrierefreiheit auch im Zugangsbereich zum Theater sicherzustellen und die AG Barrierefreiheit in das Projekt einzubinden. ist zwar der letzte Satz im Beschluss für die längst überfällige Sanierung des maroden Theaters, für diejenigen Leute, für die ein Theaterbesuch aufgrund körperlicher Einschränkungen bislang recht umständlich war, dürfte er aber der wichtigste sein. Mit der Beauftragung des Oberbürgermeisters mit Unterstützung der AG Barrierefreie Stadt für einen barrierefreien Zugang zum Theater zu sorgen, müssen nun ohne jegliche Ausreden vorschieben zu können, auch die Planungen für den Bereich der Theaterkasse entsprechend angepasst werden. Schwieriger dürften die Verhandlungen mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern ausfallen, sich ebenso stark bei der Finanzierung des Theaters zu beteiligen, wie es in den letzten Jahren bei mehreren Theatern im mecklenburgischen Landesteil geschehen war.
Bei der Sanierung des Theaters von Schwerin war kein Euro Landesmittel zu schade, für den geplanten Theaterneubau in Rostock will das Land für die Hälfte aufkommen, nur beim Theater in Greifswald fallen die bislang zugesicherten Zahlungen recht überschaubar aus. Bislang sind es nur 15 Millionen Euro Städtebaufördermittel, die in der derzeitigen Kostenplanung von 45 bis 50 Millionen Euro gerade einmal beziehungsweise nicht einmal ein Drittel der geschätzten Sanierungskosten betragen. Gegen die eklatante Ungleichbehandlung sollen sich die hiesigen Landtagsabgeordneten im Landtag beziehungsweise bei der Landesregierung stark machen, so dass es zu einer vergleichbaren finanziellen Unterstützung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern kommt. Da die Sanierungsarbeiten mehrere Jahre dauern werden, soll für diesen Zeitraum ein entsprechend umfangreiches Theaterprogramm angeboten werden, damit es zu keiner „Theaterentwöhnung“ kommt.
Bislang sind die potentiellen Spielstätten nicht geklärt, zurzeit ist offenbar ein Theaterzelt am Museumshafen im Gespräch. Die Aussage einiger Bürgerschaftsmitglieder, dass für das hiesige Publikum eine Fahrt nach Stralsund oder Putbus nicht zumutbar wäre, widersprechen die Theaterfahrten von viaTEATRI nach Stettin und Schwedt, bei denen das Theater Vorpommern sogar zwei Busse einsetzten musste und trotzdem die vorhandene Nachfrage nicht befriedigen konnte. Der Rubenowsaal, in dem bislang hauptsächlichen Schauspiel angeboten wurde, könnte beispielsweise auch für die Kammerkonzerte, welche man bislang das Theaterfoyer aufführte, genutzt werden, ohne dass dann unnötig hohe zusätzliche Mietausgaben anfallen würden.
Schwieriger als die Planung der Ersatzspielstätten dürfte das letztendliche Sanierungskonzept ausfallen, welche mit der denkmalrechtlich wertvollen Rabitzdecke über dem Zuschauerraum eine Unbekannte in der Rechnung hat, die erst mit dem endgültigen Planungsstand feststehen wird. Eine neue Deckenkonstruktion als Ersatzlösung für die verputzte nichttragende Drahtgitterkonstruktion, die eine Rabitzdecke darstellt, hat die zuständige Denkmalschutzbehörde vor wenigen Monaten abgelehnt. Der einzige Trost für die zahlreichen Theaterfreunde dürfte die Tatsache sein, dass die Mängel an der Gebäudesubstanz an sich so stark sind, dass eine weitere Verschiebung der Sanierungsarbeiten nicht zu vertreten wären. Die Greifswalder Bürgerschaft musste nun den Beschluss fassen, der trotz der jahrelangen Verzögerungen mit vierzig Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen eindeutig ausfiel.