Goldmutter brachte Menschenkinder zur Welt

Kunafrauen (Antje Olowaili)
Kunafrauen (Antje Olowaili)

Mit der am 23. März eröffneten Ausstellung Mola – Bildwelten in Stoff präsentiert die noch junge Galerie ETcetera Kunst Design einen Blick in die recht unbekannte Welt der Kuna, die noch ein sehr naturverbundenes Leben führen. Nut etwa dreißigtausend Köpfe zählt das kleine, auf den Inseln vor dem panamamaischen Festland lebenden Indianervolk, deren Kultur dank eines Zufalls nun auch in Greifswald der Öffentlichkeit vorgestellt wird. So besann sich die Greifswalder Galeristin Anita Kaegi auf ein Gespräch mit der Leipziger Malerin und Grafikerin Antje Olowaili, die einige Zeit bei den panamaischen Kuna gelebt und sogar deren Sprache erlernt hat. Fasziniert zeigte sie sich dort von den Molas, deren vielfältige Motive sie mit Hilfe eines Buch für die kommenden Generationen erhalten möchte.

Um dieses Projekt finanzieren zu können, unterstützt sie ein Sammler der Molas, der zahlreiche seiner Sammlerstücke zum Verkauf stellt. Die in der Ausstellung gezeigten Molas ist ein Querschnitt der letzten vier Jahrzehnte, bei der eine große Bandbreite an Motiven zu sehen ist, die aber mehr einer Entwicklung geschuldet ist, die sich mehr und mehr von den traditionellen Motiven hin zu moderneren Vorlagen bewegt. Ohne jegliches Vorwissen wirken die Molas auf die Betrachter vielleicht wie Kissenbezüge, zumindest optisch, verhüllt haben sie zwar auch etwas, aber kein Kissen sondern die Molafrauen, aus deren aufwendig genähten Kleidern sie stammen. Wie viele andere indiogene Völker Amerikas waren die Kunas eher recht freizügig, was ihr äußeres Erscheinungsbild betraf, durch die Anwesenheit kulturell europäisch geprägter Menschen veränderte sich dieses aber.

Aus den Frauen, die sich einst mit Körperbemalungen schmückten, wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts geschickte Handwerkerinnen, die aus den nun verfügbar gewordenen Stoffen kunstvolle Kleidung nähten, auf denen sie ihre alten Symbole der Körperbemalung weiterleben ließen. Mit viel Aufwand entstehen die farbenfreudigen Blusen der Kunafrauen, deren Schmuck aus mehreren Lagen Stoffen bestehen, deren Motive ausgeschnitten und übereinander vernäht werden. Aus den ausgeschnittenen Stoffteilen entsteht auf der Rückseite ein ähnliches Motiv, welches aufgrund der Stoffe aber farblich von der Vorderseite unterscheidet. Nicht nur dass diese Art der Verwendung der Stoffe recht kostengünstig ist, mit dem Verkauf der alten Molas an Touristen, die farbenprächtigen Motive werden zuvor aus den Blusen herausgeschnitten, sorgen sie zudem den Lebensunterhalt ihrer Familien.

Die Molas sind aber nur ein Teil der Lebenswelt der Kuna, über welche Antje Olowaili in ihrem Vortrag referieren wird. Dabei ist Olowaili nicht ihr richtiger Name, denn dieser wurde ihr von einem Schamanen verliehen, der sie während ihres einjährigen Aufenthaltes in seine Familie aufnahm und ihr den Namen verlieh, der so viel wie Mondin oder Schwester der Sonne bedeuten soll. Dank ihrer Erfahrungen mit den panamaischen Kuna, die ansonsten nur für sehr wenige Leuten einen so tiefen Einblick in ihre Kultur zuließen, zeigt sich Antje Olowaili prädestiniert über diese zu referieren. Quasi als einen informativen Abschluss ihrer Ausstellung Mola – Bildwelten in Stoff kann man diesen Vortrag sehen, der mit Bildern und Klängen die doch recht fremde Welt der Kuna etwas bekannter machen soll. Allzu lange kann man die ausgestellten Molas nicht mehr sehen, denn am 12. Mai findet im Rahmen des Nordischen Klangs die nächste Ausstellungseröffnung statt. Der Eintritt für den Vortrag wird übrigens dank der finanziellen Unterstützung von Rechtsanwalt Ulrich Lichtblau kostenlos sein.

Termin
26. April 2016
19:30 Uhr St. Spiritus