Wachsam blickt die Büste von Dr. Carl Paepke auf den Bahnhof, für dessen Existenz der einstige Bürgermeister von Greifswald mitverantwortlich war, dessen Einweihung er aber nicht mehr selbst erleben konnte. Als er am 27. Februar des Jahres 1797 das Licht der Welt erblickte, war Greifswald eine kleine Ackerbürgerstadt mit etwa fünfeinhalb tausend Einwohnern, welche sich eigentlich nur durch die Existenz einer Universität von all den anderen vorpommerschen Kleinstädten unterschied. An dieser studierte er Jura, bevor er sein Engagement in den Dienst seiner Heimatstadt stellte, für deren späteres Aufblühen er die Weichen stellte, als Stadtgerichtssekretär, Kämmerer, langjähriges Mitglied des Stadtrates und in den Jahren von 1846 bis 1858 auch als Bürgermeister von Greifswald. Als am 12. Juni des Jahres 1867 Bürgermeister Hugo Helfritz das Paepke-Denkmal feierlich enthüllte, wurde Dr. Carl Paepke die Anerkennung zuteil, welche zuvor nur mit dem Rubenow-Denkmal, dem Gründer der Universität Heinrich Rubenow zuteil wurde.
Der Standort des Denkmals und der nach ihm benannte Platz vor dem Greifswalder Bahnhof weisen auf seinen wohl größten Verdienst hin, denn auch dank seines Engagements sollte die Angermünde-Stralsunder Eisenbahn nicht nur die vorpommerschen Städte mit der Hauptstadt Berlin verbinden, sondern in diesen auch für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Die Berliner Nordbahn, gegen die man sich erfolgreich durchgesetzt hatte, sollte später dann doch noch gebaut und im Jahre 1878 eingeweiht werden, am 26. Oktober des Jahres 1863 fuhr aber schon der erste Zug von Angermünde nach Stralsund und hielt dabei auch am Bahnhof von Greifswald, vor dem sich vor hundertfünfzig Jahren zahlreiche Leute trafen, um Dr. Carl Paepke für sein Lebenswerk zu ehren. Hundertfünfzig Jahre nach dem Ereignis bietet der Platz ein Bild als ob seitdem nicht viel geschehen ist, es war aber viel bürgerschaftliches Engagement nötig, um diese Illusion zu ermöglichen, denn zwischenzeitlich befand sich hier der ZOB und mit dem Denkmal wurde auch nicht allzu pfleglich umgegangen.
Die Büste fehlte, sie wurde wie viele andere Denkmale im 2. Weltkrieg eingeschmolzen, die Schrift auf dem Sockel war verwittert, welcher nicht allzu weit vom ursprünglichen Standort wiederaufgefunden werden konnte. Schon vor der vollständigen Umgestaltung des Platzes erhielt der Carl-Paepke-Platz seinen neuen beziehungsweise alten Namen , bei der Abstimmung in der Bürgerschaft sollte ein Streit über die richtige Schreibweise des Namens diese Angelegenheit ins Lächerliche ziehen. AE oder Ä das war hier die Frage, die letztendlich mehrheitlich mit AE beantwortet wurde. Nachdem der Denkmalsockel seinen Platz auf dem Carl-Paepke-Platz gefunden hatte, immer noch ohne die Büste, benötigte es noch einen weiteren Bürgerschaftsbeschluss, um das Denkmal zu vervollständigen. Bei einem Wettbewerb gewann die 3 A Kunstguss Lauchhammer GmbH den Zuschlag für die vom Bildhauer Sergej Musat nach Fotografien und Zeichnungen geschaffene Vorlage für die Büste, die schon am 19. Mai 2017 ihren Platz auf dem Denkmalsockel fand.
Am 12. Juli 2017 wurde das Paepke-Denkmal offiziell eingeweiht. Übrigens ist es schon die dritte Büste, denn die ursprüngliche von Bernhard Afinger geschaffene Büste aus Marmor wurde schon recht kurz nach der Aufstellung das Opfer von Vandalismus. Man beschloss daher im Jahre 1886, die mehrfach beschädigte Marmorbüste durch ein Exemplar aus Bronze zu ersetzen. Sein bürgerschaftliches Engagement brachte Dr. Carl Paepke auf einst auf einen Sockel, bürgerschaftliches Engagement wieder zurück auf diesen. Den besonderen Weitblick, welchen ihm seine Zeitgenossen bescheinigten, lässt sich in der heutigen Politik sehr oft vermissen. Es reicht nämlich nicht, nur sein Denkmal wieder aufzustellen, denn man muss jetzt auch dafür sorgen, dass sein politisches Erbe, und damit auch der Bahnverkehr von und nach Greifswald, in Zukunft erhalten bleibt.